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Pakistan: Kinderarbeit wegen Krieg zwischen Regierungstruppen und Taliban

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Der 11-jährige Jawad Ali sollte in der Schule sein, anstatt Sandalen auf der Straße zu verkaufen. Ali ging gerne in die Schule, er war in der zweiten Klasse als Alis Familie vor zwei Jahren gezwungen wurde, ihr Heimatdorf in Bajaur, einem der sieben Stammesgebiete unter Bundesverwaltung (FATA), zu verlassen. Alis 10-köpfige Familie lebte in einem Lehmhaus, das während einer Militäroperation zerstört wurde. Jetzt leben sie in Peschawar, der Hauptstadt der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, wo sie Miete und Rechnungen bezahlen müssen und die Lebenshaltungskosten sehr viel höher sind. Dadurch reicht das Einkommen der Eltern nicht aus und die Kinder müssen arbeiten um die Familie zu unterstützen. Die andauernde Gewalt zwischen dem pakistanischen Militär und den Taliban ließ viele Familien in die Nachbarprovinz Khyber Pakhtunkhwa fliehen. Ali ist eines tausender Kinder, die arbeiten müssen, um ihre vertriebenen und verarmten Familien finanziell zu unterstützen.

Muhammad Jamal kommt aus der Region Mohmand Agency. Er und seine Familie flohen vor Militäroperationen und Attacken der Taliban vor drei Jahren nach Peschawar. Er bedauert, dass seine drei Kinder, die früher zur Schule gingen, nun arbeiten müssen, aber sie müssen das Haus, in dem sie jetzt leben, bezahlen, was nur mit dem finanziellen Einkommen der Kinder machbar ist. Jamal sagt, dass er zu Hause auf seiner Farm gearbeitet hat und die Ausgaben für den Schulbesuch seiner Kinder sehr gut bezahlen konnte. Nun aber hat er keinen festen Arbeitsplatz und die Familie muss alle Lebensmittel auf dem Bazar kaufen, wodurch die alltäglichen Ausgaben stark angestiegen sind. Mit einem Großteil seines Einkommens bezahlt Jamal die Miete für das 2-Zimmer Haus und die Nebenkosten für Strom, Wasser und Gas.

Akhunzada Chattan, ein Abgeordneter in den FATA, sagt aus, dass die Militäroperationen die Kinder am Härtesten getroffen haben. Viele können gar nicht mehr in die Schule gehen, da die Schulen bei Angriffen und Attentaten zerstört oder als Folge geschlossen wurden. Der 13-jährige Abdul Jabbar war in der sechsten Klasse und wollte nach der Schule Offizier beim Militär werden. Er hätte niemals die Schule freiwillig verlassen, betont er, aber durch die gegenwärtige Situation denken viele Kinder pessimistisch über die Zukunft.

Javid Alam von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) äußert, dass von den 5 Millionen Menschen die in den FATA leben, etwa 17 Prozent Kinder sind. Von diesen 17 Prozent sind etwa 10 Prozent von Flucht und Vertreibung wegen des Terrorismus und der Militäroperationen betroffen. Die ILO versucht mit einigen Hilfsprojekten, diesen Kindern den Schulbesuch wieder zu ermöglichen. Alam gesteht, dass befürchtet wird, diese Kinder könnten ohne Erziehung als Terroristen oder militante Taliban-Anhänger enden.

Sowie Jawad Ali geht es vielen Kindern. Auch Ahmed Ali und Janbaz Omar teilen dieses Schicksal. Sie servieren Saft in einem kleinen Kiosk und verdienen so umgerechnet zwei Dollar am Tag, die sie ihren Eltern geben. Allerdings gibt es auch Kinder, die unter noch schlimmeren Umständen arbeiten, wie die Schwestern Shaheena und Jabeena, 10 und acht Jahre alt. Letztes Jahr noch besuchten sie die dritte und vierte Klasse einer Schule, bis diese von den Taliban zerstört wurde. Jetzt durchsuchen die beiden Mädchen Müllhaufen nach Essbarem und Verkäuflichem um ihre Familie zu unterstützen. Shaheena erzählt, dass ihr Vater und Bruder in Peschawar arbeiten, jedoch nicht genug verdienen um die Familie zu ernähren.

Die Gebiete der FATA waren friedlich bis 2001 als US-amerikanisch geführte Streitkräfte in Afghanistan einmarschierten und die Taliban vertrieben. Die flüchtenden Terroristen zogen sich über die pakistanische Grenze zurück und suchten Zuflucht in den verwalteten Stammesgebieten. Gegen Ende des Jahres 2004 begann die pakistanische Armee gegen die Taliban in diesem Gebiet vorzugehen, wodurch Tausende Familien in die Sicherheit der angrenzenden Provinz Khyber Pakhtunkhwa und ihre Hauptstadt Peschawar flüchteten.

Link zum Artikel (englisch)




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