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Kindersoldaten im Sudan: Rekrutieren Rebellengruppen Minderjährige aus Flüchtlingslagern?

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Bereits im Januar dieses Jahres berichtete Aktiv gegen Kinderarbeit von einem Anstieg an Kindersoldaten im Südsudan, als entscheidender Akteur wurde u.a. die „Sudan People’s Liberation Army“ (SPLA) genannt. Nun werden weitere Vorwürfe gegen die „Sudan People’s Liberation Movement“ (SPLM), dessen militärischer Arm die SPLA ist, laut. Nach der Abspaltung Südsudans vom Sudan vor einem Jahr fungiert die SPLA heute im Sudan als Rebellengruppe gegen Präsident Omar al-Baschir.

Angaben von Anne Richards vom Einwanderungs- und Flüchtlingsamt der Vereinigten Staaten zufolge wurden uniformierte, militärische Streitkräfte im Flüchtlingslager Yida im Südsudan beobachtet. Diese hätten dort Soldaten rekrutiert – u.a. auch Minderjährige.

Das Yida-Lager beherbergt zwischen 50 000 und 65 000 Flüchtlinge, täglich kommen bis zu 1000 neue Ankömmlinge hinzu. 1) Meist sind diese aus den Krisenregionen Dschanub Kurdufan und an-Nil al-azraq geflohen.

Angesichts der neuen Erkenntnisse meint Richards unmissverständlich: „So sollten Flüchtlingslager nicht genutzt werden. Wir hatten im September Berichte vorliegen, wonach Rekrutierungen im Gange waren, obgleich diese abgenommen haben. Wir haben sie [die SPLM] gebeten, das Camp, das eigentlich zivil genutzt werden sollte, […] nicht für das Anwerben von Soldaten zu missbrauchen.“ Zusätzlich betont sie ausdrücklich: „Wir haben sie besonders darum gebeten, keine Kinder als Soldaten auf der anderen Seite der Grenze einzusetzen.“ 2)

UNICEF geht davon aus, dass es noch etwa 2000 südsudanesische Kindersoldaten gibt: Allerdings hatte die SPLA Anfang dieses Jahres bekanntgegeben, dass sie alle Kindersoldaten aus ihrem militärischen Dienst entlassen wolle – dies hätte bedeutet, dass nach einem Zeitraum von 2 Jahren nahezu keine Kindersoldaten mehr in hiesigen Rebellengruppen tätig sind. 3)

Teil der damals beschlossenen Maßnahmen sind auch Reintegrationsmaßnahmen der Vereinten Nationen. Diese sehen vor, dass sich die Betroffenen Gruppentherapien unterziehen, um das erlebte Leid zu verarbeiten. Auch wird ihnen, wenn benötigt, klinische Unterstützung angeboten. Um zu verhindern, dass die entlassenen Kindersoldaten in ein militärisches Verhältnis jedweder Art zurückrutschen, können sie zudem bei Bildungsprogrammen partizipieren. Sie können demnach zur Schule gehen oder einen Beruf lernen – zur Auswahl stehen Professionen mit guter Zukunftsperspektive wie Tischlerei. Zukünftig sollen die Betroffenen gar in zwei Handwerken unterwiesen werden, um abgesichert zu sein, sollte sich ein Berufszweig als langfristig unprofitabel erweisen. Auch den Familienmitgliedern wird professionelle Hilfe durch Sozialarbeiter gewährleistet.

Sollte die SPLA dennoch weiterhin Kindersoldaten rekrutieren, so würde dies die obengenannten Pläne selbstverständlich konterkarieren. Nachdem die Vorwürfe publik wurden, hat die SPLA diese jedoch umgehend dementiert. Jegliche Rekrutierung von Kindersoldaten wurde abgestritten. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass die SPLA im Sudan aktiv ist, während das betroffene Camp im Südsudan liegt. 4)

SPLM-Sprecher Arnu Lodi fügt an: „Wenn sie [unsere Truppen] nach Yida kommen, dann nur, um ihre Familien zu besuchen. Ihre Waffen lassen sie draußen.“ Ein weiteres SPLM-Mitglied, Arnu Ngutulu, legt gegenüber AFP nach: „Die SPLM rekrutiert keine Kindersoldaten, das ist nicht wahr.“ Die Anschuldigungen seien „Falschinformationen, die auf nicht auf der Realität basieren“.

Anne Richards vertraut nicht auf solche Beteuerungen. Südsudanesische Behörden haben das Problem bereits angeblich erkannt. Zudem fordert sie bezüglich des Flüchtlingslagers in Yida, dass „Mütter und Kinder an einen sichereren Ort umgesiedelt werden, an dem man bessere Bildungsmöglichkeiten anbieten kann.“ 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Africa: South Sudan – Making Progress in Yida Camp – AllAfrica.com – Englisch – Link nicht mehr abrufbar: 16.10.2014
  2. U.S. asks Sudan rebels to stop recruiting refugee child soldiers – Reuters
  3. Returning Sudanese Child Soldiers Their Childhood – IPS News – Englisch
  4. AllAfrica: South Sudanese rebels deny recruting child soldiers; nicht mehr verfügbar
  5. Sudan rebels recruit children from S. Sudan refugee camp: US



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