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Hanau verbietet Grabsteine aus Kinderarbeit

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Bereits im Dezember vergangenen Jahres beschloss die hessische Stadt Hanau, dass Grabsteine auf städtischen Friedhöfen nicht aus ausbeuterischer Kinderarbeit stammen dürfen. Damit folgt der neu geschaffene Passus der Richtlinie 182 der ILO. Die Regelung gilt auch für Grabeinfassungen. Es wird zusätzlich festgelegt, dass diese auch aus fairem Handel stammen müssen.

Schätzungen zufolge stammen bis zu 50-60% aller Grabsteine auf deutschen Friedhöfen aus Indien. Oftmals müssen Kinder dort unter schlimmsten Arbeitsbedingungen in  Steinbrüchen arbeiten, woraus gravierende gesundheitliche Folgen resultieren. Durch die Modifizierung der Friedhofssatzung ist es nun nicht mehr möglich, solche Strukturen durch die Verwendung von aus derartiger Produktion hergestellten Grabsteinen zu unterstützen.

Die dortigen Steinmetze gehen mit der Gesetzesänderung grundsätzlich konform, rennt die Stadt damit doch „offene Türen ein“, wie Magnus Scheler, Innungmeister der hessischen Steinmetze, betont. Er fügt jedoch an: „Wie sollen wir das denn kontrollieren?“. Er selbst habe bereits viele unterschiedliche Zertifikate gesehen, manche gar in indischer Sprache. Daher sei es kaum möglich, eine „lückenlose Dokumentation“ aller Produktionsschritte zu leisten. 1)

Selbst die Stadt Hanau räumt ein, man könne „nicht im Einzelfall selbst kontrollieren“, ob Kinderarbeit bei einzelnen Produktionsschritten vorkommt. Es sei jedoch durch die neue Regelung möglich, Steinmetze, welche sich nicht an die ILO-Richtlinie 182 halten, auszuschließen.

Stefan Weiß von den Grünen ist sich dieser Problematik bewusst, verweist jedoch auf Organisationen wie XertifiX, welche Siegel für Natursteine ausstellen. Betriebe mit einem solchen Siegel verpflichten sich, unangekündigte Kontrollen zu jeder Zeit zu erlauben. Diese werden von eigens hierfür geschaffenen Kontrollteams durchgeführt. 2)

Auch XertifiX-Geschäftsführer Walter Schmidt berichtet von einer wachsenden Anzahl an Naturstein-Siegeln. Es sei daher wichtig, dass Klarheit geschaffen werde, am besten durch ein europäisches Siegel. Bereits seit zwei Jahren werde daran unter Moderation der Bundesregierung gearbeitet, auch wenn dieser Prozess schleppend verlaufe. Um vollständig sicherzugehen, dass gekaufte Grabsteine nicht aus ausbeuterischer Kinderarbeit stammen, empfiehlt Schmidt, auf Steine aus Deutschland oder anderen europäischen Staaten zurückzugreifen. Ebenso könne man auf ein anderes Material wie z.B. Holz umsteigen. 3)

Grünen-Politiker Weiß hat bereits weitere Vorschläge parat: Um die Informationslage übersichtlicher zu gestalten, regt er die Erstellung einer Infobroschüre an. Diese könnten Friedhofsleute, Steinmetze und andere Interessierte ausarbeiten. Ebenso schlägt er vor, die neue Richtlinie auszuweiten: So solle diese auch für Pflaster- und andere Steine, welche z.B. beim Stadtumbau verwendet werden, gelten. 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Kaum zu kontrollieren – Frankfurter Rundschau
  2. XertifiX – Wie wir arbeiten
  3. „Auf Steine aus Europa zurückgreifen“ – Frankfurter Rundschau



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