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Kinderarbeit im bulgarischen Tabakanbau

Aus Bulgarien kam im Jahr 2011 rund ein Sechstel des EU-weit produzierten Tabaks, wie in einem Artikel des Daily Telegraph zu lesen ist. Damit sei Bulgarien nach Italien der größte Tabakproduzent der EU. 1) Doch die Branche steckt in der Krise, und das schon seit Jahren. So fiel die Produktionsmenge laut des Telegraphs von 160.000 Tonnen im Jahr 1989 auf magere 40.000 Tonnen im Jahr 2011. Die Gründe dafür sind vielfältig. So sank der Konsum von Zigaretten in Bulgarien 2010 um 31%, 2011 um weitere 13%, was vor allem die Folge von Gesundheitskampagnen und stark gestiegenen Steuern ist. 2)  Seit einiger Zeit komme nach Angaben des Telegraphs außerdem aus Serbien und Mazedonien noch billigerer Tabak. Zudem ist die Tabakproduktion in Bulgarien seit Ende 2011 nun in privater Hand. Die Folge dieser Faktoren: sinkende Löhne für die Tabakbauern.

Kinderarbeit auf bulgarischen Tabakplantagen wurde von der ILO in der Vergangenheit massiv bekämpft. So nahm Bulgarien an Projekten zur Bekämpfung von Kinderarbeit und zum Erarbeiten nationaler Gesetzgebung gegen Kinderarbeit teil. 3) Bis 2007, zum EU-Beitritt, arbeiteten laut eines kürzlich im englischen Guardian erschienen Artikels nahezu keine Kinder mehr auf den Plantagen. 4)
Doch mit der Banken- und Finanzkrise von 2008 an sollte sich das wieder ändern. Da nach Recherche des Guardian viele Eltern nun nicht mehr genug Geld verdienen, um die Familie ernähren zu können, müssten immer mehr Kinder auf den Plantagen arbeiten, viele verpassten so die Schule. Die Schuld sieht Dragisa Pejovic vom Stadtrat des Dorfes Ribnovo auch bei den internationalen Tabakkonzernen. Diese hätten ein Interesse am Preisverfall, der immer mehr Familien an den Rand der Armut bringe. Pejovic beziffert den monatlichen Lohn eines Tabakbauern auf 300€. Diese Preise führen dazu, dass die Familien nicht umhinkommen, die Kinder zum Arbeiten zu schicken.
Zwar hat Bulgarien die ILO-Konvention 138 unterschrieben und das Mindestalter für Beschäftigung auf 16 Jahre festgelegt, aber auf den Plantagen arbeiten laut Guardian teilweise erst 7-jährige Kinder. Laut ILO gibt es in Bulgarien zur Zeit kein nationales Programm zur Beseitigung von Kinderarbeit. 5)

Die gesundheitlichen Folgen des Tabakanbaus für die Kinder sind katastrophal. Der Guardian bezieht sich auf eine 2001 für die ILO angefertigte Studie. Diese besagt, dass die Arbeit auf den Tabakplantagen durch die gebückte Haltung der Kinder zu Fehlbildungen der Lunge führt. Zudem würden die Tabakdämpfe häufig zu chronischer Bronchitis, Tuberkolose und Krebs führen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. European Union cash could stop us going up in smoke, say Bulgarian tobacco growers – The Telegraph – aufgerufen am 6.2.2013
  2. Tobacco in Bulgaria – Euromonitor – aufgerufen am 6.2.2013
  3. Bulgaria: ProjectsIPEC – aufgerufen am 6.2.2013
  4. Bulgarian tobacco harvest relies on help from children – The Guardian – aufgerufen am 6.2.2013
  5. Bulgaria: PolicyIPEC – aufgerufen am 6.2.2013



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