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Kinderarbeit – Auch ein europäisches Phänomen

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Kinderarbeit ist ein soziales Problem, das gewöhnlich pauschal in Afrika, Südamerika oder Südostasien angesiedelt wird. Bilder von Kindern und Jugendlichen, die in der Textilindustrie oder im Bergbau ausgebeutet werden, sind häufig in diversen Nachrichtensendungen zu sehen. Doch auch in Europa ist Kinderarbeit beileibe keine Randerscheinung. Nun mag man einwenden, dass Kinderarbeit lediglich im Zuge der EU-Osterweiterungen in den letzten zehn Jahren förmlich „eingegliedert“ wurde.

Allerdings ist die Sachlage deutlich komplizierter. Auch im „alten“ Teil Europas wird Kinderarbeit im Zuge der Auswirkungen der Schuldenkrise deutlich „lukrativer“. Vor allem in Griechenland ergibt sich ein  paradoxes Bild. Einerseits leidet Griechenland unter der höchsten Jugendarbeitslosigkeit in ganz Europa. 1) Dieses Phänomen ist in der sinkenden Wirtschaftsleistung der von der Schuldenkrise geplagten südeuropäischen Staaten begründet. Andererseits, um das widersprüchlich wirkende Bild zu komplettieren, ist in Griechenland aber die Zahl der illegal arbeitenden Kinder bereits auf über 100.000 gestiegen. Ein Ende dieser Entwicklung ist bislang nicht absehbar. Viele dieser Kinder haben ihre Wurzeln auf dem Balkan und sind gewöhnlich Roma, so der für den Kinderschutz zuständige stellvertretende Ombudsmann Giorgos Moschos. 2)

Roma-Familien sind in besonderem Maße auf Sozialleistungen angewiesen, die im Zuge der Krise allerdings gekürzt werden. Die Anzahl der Kinder, die betteln oder Autoscheiben putzen, steigt. 3) Generell lässt sich konstatieren, dass viele Kinder im Zuge der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern zum Lebensunterhalt beitragen müssen. Dies geschieht zumeist, indem sie unterbezahlte Hilfsjobs übernehmen, die ihnen Stundenlöhne in Höhe von einem oder zwei Euro einbringen. Aufgrund dieser Entwicklung ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Kinder nur noch unregelmäßig am Schulunterricht teilnehmen können und schließlich die Schule noch vor einem ersten Abschluss abbrechen. 4) Schätzungen zufolge beenden 70 % der Schule abbrechenden Kinder ihre Schullaufbahn, um zu arbeiten. 5)

Bisherige Anstrengungen, dem Dilemma um Kinderarbeit und Jugendarbeitslosigkeit durch eine Absenkung des Mindestlohns entgegenzutreten, erzielten bislang keine Wirkung. 6) Die griechische Regierung ist folglich trotz der ihr auferlegten Sparziele dringend dazu aufgerufen, eine zentrale Einrichtung zu bilden, die sich spezialisiert den Themen um Menschenhandel und Kinderarbeit annehmen kann. 7) Andernfalls sind die Konsequenzen auch an dieser Stelle absehbar: Die Schulabbrecher werden immer unqualifizierte Arbeiter bleiben und können von einer gehobenen Bildung nur träumen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Spaniens Jugend stürzt ab – ZEIT – aufgerufen am 16.07.13
  2. Mehr als 100.000 Kinder arbeiten in Griechenland – SPIEGEL ONLINE – aufgerufen am 16.07.13
  3. In Griechenland ist Kinderarbeit nur ein Kavaliersdelikt – Die Presse – aufgerufen am 16.07.13
  4. Schrauben statt lernen – DRadio – aufgerufen am 16.07.13
  5. Child labour spreads in crisis-stricken Greece – ansamed.info – aufgerufen am 16.07.13
  6. Jugendarbeitslosigkeit klettert auf 64 % – DIE WELT – aufgerufen am 16.07.13
  7. Child labour a rising concern in crisis-hit Greece – neoskosmos – aufgerufen am 16.07.13



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