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Kinder sind Kinder? Nicht in Deutschland!

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Hunderte von minderjährigen Flüchtlingen erreichen Deutschland jährlich ohne ihre Eltern. Bürgerkriege, Zwangsheirat, Kinderhandel, häusliche Gewalt oder Prostitution zwingen sie aus ihren Ländern zu fliehen. 1) Jährlich zählt die Bundesrepublik 3000 bis 6000 unbegleitete Flüchtlingskinder.

Laut der UN-Kinderrechtskonvention muss das „Wohl des Kindes“ bei allen staatlichen Maßnahmen höchste Priorität haben. Die Rechte von Minderjährigen bis zum Alter von 18 Jahren werden garantiert. 2) Mit Ausnahme von Somalia, dem Südsudan und den USA sind bisher alle UN-Mitgliedsstaaten, einschließlich Deutschland, der Konvention beigetreten. 3)

Deutschland hatte sich allerdings bis 2010 Ausnahmeregelungen vorbehalten. Flüchtlingskindern sollten nicht die gleichen Rechte wie deutschen Kindern zustehen. Die Bundesrepublik wollte in ihrer Flüchtlings- und Asylpolitik uneingeschränkt bleiben.

 Inzwischen gilt die UN-Kinderrechtskonvention ohne Einschränkungen. In der Praxis werden Flüchtlingskinder jedoch bisher trotzdem nicht gleichberechtigt. Weder die Bundesregierung noch einzelne Bundesländer halten es für nötig Gesetze und Regelungen anzupassen.

Besonders schwierig ist die Situation der 16- und 17-Jährigen, denn sie erhalten keinen Vormund im asyl- und ausländerrechtlichen Verfahren. Sie werden in Sammellagern untergebracht und müssen das Asylverfahren eigenverantwortlich durchlaufen. 4)

Die Jugendlichen unterliegen oft schweren Traumata. Sie bringen schreckliche Erlebnisse, Erfahrungen aus Krieg und Gewalt mit. Eine Massenunterkunft ist sicherlich nicht der richtige Ort für sie. Die sozialpädagogische Betreuung ist meist unzureichend, therapeutische Angebote sind ineffektiv. 5)

Flüchtlingskinder werden außerdem in andere EU- Staaten abgeschoben, selbst wenn sie dort, wie beispielsweise in Italien, unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt sind. Sie sollten jedoch vor Abschiebung, Abschiebehaft und Untersuchungshaft geschützt sein. 6)

Auch die Meldepflicht sollte abgeschafft werden. Haben die Kinder keine Aufenthaltspapiere, können sie keinen Kindergarten und keine Schule besuchen. Denn diese sind in einigen Bundesländern verpflichtet, solche Fälle den Behörden zu melden. Ausgeschlossen sind dabei Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Thüringen.
Viele Minderjährige werden direkt in den Flüchtlingslagern unterrichtet. Die soziale Integration wird so von Anfang an verhindert. Wenn die Kinder Zugang zu öffentlicher Bildung erhalten, werden sie meistens auf Haupt- oder Förderschulen geschickt, unabhängig von ihren schulischen Vorkenntnissen. Der Grund: mangelhafte Deutschkenntnisse. Dabei würden gesonderte Sprachkursangebote und andere Vorbereitungsseminare die Hürden beheben. 1)

Auch steht den Kindern ein Leben in ihren Familien zu. Es müsste daher einen Rechtsanspruch auf Familiennachzug geben.

Prof. Dr. Lothar Krappmann, Soziologe, Forschungsleiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung sagt: „Kinderrechte sind die Rechte aller Kinder, auch der Kinder auf der Flucht. Sie sind sogar ganz besonders die Rechte der Kinder, die außerhalb ihres Herkunftslandes, ihrer Sprachgruppe und ihrer Kultur ihren Weg suchen müssen, denn sie sind noch mehr darauf angewiesen, dass ihr Wohl gewahrt, ihre Stimme gehört und ihre Entwicklung gefördert wird. Sie brauchen uns, unser Vertrauen und unser Eintreten für ihre Rechte.“ 7)

Daher müssen die Bundesregierung, der Bundestag und die Länder endlich Verantwortung übernehmen und die Rechte aller Flüchtlingskinder, die ihnen in der Konvention garantiert werden „ohne Wenn und Aber“ umsetzen. 8)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. terre des hommes: Daten und Fakten; aufgerufen am 19.03.2018
  2. proasyl: Kinderrechte ernst nehmen; aufgerufen am 19.03.2018
  3. Wikipedia: Kinderrechtskonvention – abgerufen 21.10.2013
  4. proasyl: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Zwischen Jugendhilfeanspruch und Wirklichkeit; aufgerufen am 19.03.2018
  5. Süddeutsche: Minderjährige Flüchtlinge im Stich gelassen -abgerufen am 21.10.2013
  6. proasyl: Kinderrechte auch für Flüchtlingskinder/ Deutschland muss UN-Kinderrechtskonvention endlich umsetzen -abgerufen am 21.10.2013
  7. proasyl: Jetzt erst Rechte: Kinderrechte für Flüchtlingskinder ernst nehmen!; aufgerufen am 19.03.2018
  8. proasyl: Kinderrechte auch für Flüchtlingskinder/ Deutschland muss UN-Kinderrechtskonvention endlich umsetzen -abgerufen am 21.10.2013



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Ein Gedanke zu „Kinder sind Kinder? Nicht in Deutschland!“

  1. Politik, ein System, das nach ihren Regeln arbeitet.Alle sollen nach deren Ideologien gehorsam sein !
    Politik verkündet: In der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen in Art. 1 Satz 1:Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Die Asylgesetze beweisen es! Es gibt zuviele Länder, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden! Menschen werden behandelt , wie die Politik es gerade wünscht! Menschen werden Regeln von der Politk,von deren Gesetzen auferlegt die sie zu befolgen haben, tun sie es nicht, verstoßen sie gegen diese, dann werden sie bestraft.In viel zuvielen Ländern übernehmen Polizeiapparat, Diktatoren,Regierungen, die glauben, dass sie Menschen behandeln können, wie sie es gerade wünschen die Rechtsführung jenseits von der Achtung des Menschenrechts.Menschenrechte sind verankert für die Menschen die in ihrer Gesellschaft wenig zu sagen haben und werden mit Füßen der Politik getreten. Die Menschenrechtserklärung von 1948 ist eine Erklärung mehr nicht ! Rechte nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand sind noch lange keine Rechte, auch wenn sie in den 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt sind!

    Globalisierte Welt und ein Weltproblem der Menschenrechte

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