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Sri Lanka: mit Bildung gegen Kinderarbeit

Seit er 12 Jahre alt ist, arbeitet Priyantha Ranasinghe in einer Edelsteinmine in Ratnapura. Jeden morgen muss er um 4 Uhr aufstehen, um in einem Lastwagen mit anderen Arbeitern zusammengepfercht 20 Kilometer zu seinem Arbeitsort zu fahren. Dort schuftet er teilweise mehr als 12 Stunden pro Tag und kommt abends vollkommen erschöpft zu seiner Familie zurück. Die ist auf die Einnahmen des Jungen angewiesen – auch wenn es gerade mal 4 Dollar am Tag sind – weil sein Vater gelähmt ist. Priyanthas hat zwar die Grundschule besucht, sie aber ohne Abschluss verlassen. 1)

Priyantha ist kein Einzelfall. In Sri Lanka arbeiten laut Unicef  mehr als 60 000 Kinder teilweise unter extrem gefährlichen Bedingungen. 2)  Ein Viertel der Bevölkerung ist von Armut betroffen 3) und auf dem Land gibt es neben der Landwirtschaft kaum Verdienstmöglichkeiten. Viele Jungen müssen schon im frühen Kindesalter bei der harten Arbeit auf dem Bauernhof mithelfen, während Mädchen häufig in den Städten als Dienstmädchen arbeiten. Kinderarbeit ist aber fast überall zu finden, vom Bausektor über die Fischerei- und Salzindustrie bis hin zu organisiertem Betteln und illegalem Alkoholhandel. Besorgniserregend sind auch die aktuellen Entwicklungen im wachsenden Tourismussektor, denn auch in Sri Lanka werden Kinder zunehmend Opfer von sexueller Ausbeutung durch so genannte Sextouristen. 3)

Neben Armut sind Schwachstellen im Bildungssystem einer der Gründe für Kinderarbeit in Sri Lanka. Zwar gibt es bisher eine Schulpflicht bis zum 14. Lebensjahr und sogar der Zugang zu Universitäten ist kostenlos 3), dennoch können sich  vor allem in den ländlichen Gebieten viele Eltern die Bücher, Stifte und Schuluniform nicht leisten und weiterführende Schulen sind qualitativ sehr schlecht. Zudem gibt es kaum Kontrollen. 4)

Nun wurde für Ratnapura zusammen mit der ILO ein Strategiepapier entwickelt, mit der Vision, bis 2016 jegliche Kinderarbeit zu eliminieren. Dies soll als Vorbild für andere Regionen Sri Lankas dienen. 5)

In Zukunft müssen Kinder bis zum Alter von 16 Jahren in die Schule gehen. Außerdem sollen unter Anderem die Lehrpläne überarbeitet und der Zugang zu weiterführenden Schulen auf dem Land verbessert werden. Strafrechtlich wird konsequenter durchgegriffen und das Mindestalter in einigen Sektoren angehoben. 3) Das Wichtigste ist aber wohl, Bewusstsein zu schaffen und mithilfe einer Kampagne die Eltern, Lehrer, Polizisten, Arbeitgeber in den Fabriken, aber auch die Kinder selbst aufzuklären. 5)

Ratnapura hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Nun bleibt abzuwarten, ob die Region es schafft, Kindern wie Priyantha ein besseres Leben zu ermöglichen und als positives Beispiel den anderen Distrikten Sri Lankas voranzugehen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. UCANEWS: Education key to ending child labour in Sri Lanka’s gem mines – zuletzt aufgerufen am 29.07.15
  2.  UCANEWS: Education key to ending child labour in Sri Lanka’s gem mines – zuletzt aufgerufen am 29.07.15
  3. Ministry of Labour Relations and Productivity Promotion Government of Sri Lanka: SRI LANKA’S ROADMAP 2016 ON THE WORST FORMS OF CHILD LABOUR
  4. UCANEWS: Education key to ending child labour in Sri Lanka’s gem mines – zuletzt aufgerufen am 29.07.15
  5. The Island: Children labour in hazardous conditions  in Lanka’s City of Gems



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3 Gedanken zu „Sri Lanka: mit Bildung gegen Kinderarbeit“

  1. Hallo, also ich hätte da mal eine Frage.
    Nützt es denn wirklich etwas, wenn man Kinderarbeit einfach nur verbietet und eine Schulpflicht einführt? Wenn die Kinder dann wirklich aufhören zu arbeiten, und stattdessen zur Schule gehen, dann hat die Familie irgendwann doch zu wenig Geld um zu überleben! Damit verschlechtern sich doch die Lebensverhältnisse für diese Familien. Sollte man nicht noch viel mehr tun, wie z.B. die betroffenen Familien finanziell unterstützen? Oder wird das schon gemacht?

    1. Hallo Leonie, Bildung ist die Grundvorausetzung, um Familien aus der Armutsspirale herauszuholen. Ein Junge, der arbeiten muss, hat ohne Schulbildung keine Chance, einen Beruf zu ergreifen, der es ihm ermöglicht, später seine eigene Familie zu ernähren, ohne wiederum auf die Unterstützung der eigenen Kinder angewiesen zu sein. Um einen Anreiz zu schaffen, seinen Kindern eine ausreichende Schulbildung zu ermöglichen, ist aber in den meisten Fällen eine Unterstützung der Familie notwendig. Da genügt es schon, existenzsichernde Löhne an die Erwachsenen zu zahlen.

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