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Die Kinder aus Rumänien

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Warum haben die Eltern der Kinder aus dem rumänischen Dorf Racsa Vii nichts von dem gemerkt, was Markus R. da mit ihren Kindern machte? Warum sind sie nicht irgendwann misstrauisch geworden? Warum haben sie nie die „Selbstlosigkeit“ des Deutschen hinterfragt? Es sind Fragen, die immer wieder aufs Neue aufkommen, wenn ein neuer Fall von Kinderpornographie oder Kindermissbrauch an die Öffentlichkeit gerät. Die Fragen nach dem Warum, vermischt mit einem großen Anteil an Selbstvorwürfen.

Weltweit betrachtet kommt zwar der größte Anteil der Kinderpornographie aus der ehemaligen Sowjetunion, Südostasien und Afrika, aber auch Rumänien bietet ein reizvolles Ziel für Menschen, die solche Bilder und Filme produzieren. Zehntausende der rumänischen Kinder wachsen ohne Eltern auf, da diese im Ausland arbeiten. 1) Täter suchen sich bewusst Länder aus, in denen Kinder in Armut leben. In Rumänien sei die Situation zwar nicht so dramatisch, aber dort würden viele Familien leben, in denen die Eltern wenig Zeit für die Kinder hätten, weil sie das tägliche Überleben der Familie sichern müssten, so Ginzel, ein Journalist der lange zu diesem Thema in Rumänien forschte, im Interview mit dem Radio Bremen. 2) Das Internet trägt seinen Teil zur Ausbreitung der Kinderpornographie bei, denn fast jeder hat mittlerweile einen Zugang. Das senkt die Hemmschwelle beim Verbreiten erotischer Kinderfotos und erleichtert die Kontaktaufnahme zu den Opfern. Rumänien ist dabei noch immer mehr Produktionsland als Konsumland. 3) Die Bilder werden meist von Einzelpersonen gemacht: von Bekannten, Freunden oder Verwandten, denen die Kinder und ihre Familien vertrauen. 4)

Auch Markus R. vertrauten die Kinder. Er drehte seine Videos im Gebiet um Satu Mare, einer der strukturschwächsten Regionen Europas, das die Transformation zur Marktwirtschaft nicht geschafft hat. Der größte Teil der Einwohner ist noch immer Selbstversorger. Die soziale Struktur ist aufgrund von Arbeitsmigration brüchig. Manchmal gab Markus R. den Kindern Geld, etwa 12 Euro, wenn sie sich beim Spielen auszogen. In einem Gebiet, in dem der Durchschnittsnettolohn bei 350 Euro liegt, ist das viel Geld. 5)

Und er bot den Kindern Abwechslung in ihrem Leben an, plötzlich war dort Abenteuer: Ausflüge, Pizzaessen und ein Swimmingpool. Etwas Böses konnten sie an alldem nicht erkennen, selbst wenn es am Anfang komisch war, dabei nackt zu sein. Der Spaß an allem überwiegte. Und Markus R. war ja auch jemand, dem man vertrauen konnte, der sie nett darum gebeten, nichts befohlen hatte. Nur darüber sprechen durften sie nicht.

Die Eltern schöpften keinen Verdacht. Sie waren froh, dass ihnen jemand die Beschäftigung der Kinder abnahm, wenn sie selbst den ganzen Tag arbeiten mussten. Auch Markus R.s Herkunft wird dazu beigetragen haben. „Sie hätten immer gedacht“, so der Vater einer der Jungen, „ von einem Ausländer aus dem Westen könnte wohl nur Gutes kommen.“ 6)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. noz.de –Pornos aus Rumänien: Kinder sind dort leichtes Opfer – aufgerufen am 04.03.2014
  2. radiobremen.de – Die missbrauchten Kinder aus Rumänien – Seite nicht mehr aufrufbar
  3. wz-newsline.de – Kinderpornographie: Osteuropas Kinder sind leichte Beute – aufgerufen am 04.03.2014
  4. spiegel.de – Opfer von Kinderpornografie: „Die Bilder werde ich nicht los“ – aufgerufen am 04.03. 2014
  5. noz.de – Pornos aus Rumänien: Kinder sind dort leichtes Opfer – aufgerufen am 04.03.2014
  6. Süddeutsche Zeitung vom 27. 02. 2013 – Nackte Gewalt



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