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Mali-Konflikt: Kinder sind die größten Opfer

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Die Kinder in Mali sind die, die am meisten Leid ertragen müssen in dem Konflikt, der das Land seit Anfang 2012 heimsucht. Nach Angaben von Amnesty International (AI) wurden seit Beginn der Auseinandersetzungen dutzende Kinder als Soldaten für die Kämpfe rekrutiert, sowohl von den Rebellengruppen als auch von regierungsnahen Milizen. Sie werden auch zu Opfern der üblichen Kriegsverbrechen wie Folter, Vergewaltigung, Entführung und willkürlichen Verhaftungen.
Ein 15-jähriger Schäfer berichtet, dass er von einer tschadischen Einheit in der nördlichen Region Kidal festgenommen und an französische Soldaten übergeben wurde. Sie haben weder in seiner Muttersprache Tamasheq (Tuareg-Sprache) mit ihm geredet, noch nach seinem Alter gefragt. Die Augen verbunden sowie Hände und Füße gefesselt, brachten sie ihn zur malischen Polizei. Andere Kinder berichten von malischen Streitkräften gefoltert und misshandelt worden zu sein. „Sie haben mich an die Decke gehängt und mir mit Elektroschocks gedroht. Sie haben gedroht, mich zu töten!“, sagte eines der Kinder gegenüber AI.
Wegen der Beteiligung an Kämpfen auf Seiten der Rebellen oder illegalem Waffenbesitz werden die Kinder oft festgenommen und in Gefängnisse gebracht. Die meisten kommen entweder ins „Maison central d’arrêt“ oder ins „Camp I“ in Bamako, der Hauptstadt Malis. Weder Rechtsbeistand noch Kontakt zu ihren Familien gewährt man ihnen. Die Kinder und Minderjährigen werden mit den erwachsenen Häftlingen zusammen untergebracht. Laut Amnesty kam es in diesen Gefängnissen schon zu Totschlag und Folter. 1)

Das Völkerrecht schreibt vor, dass Kinder in Gefängnissen getrennt von Erwachsenen untergebracht werden müssen. Die malische Regierung müsste bei solch einem Fall Hilfsorganisationen wie z.B. UNICEF verständigen.
Kindersoldaten, die aufgegriffen werden können, werden medizinisch untersucht und ins Hauptquartier an Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes übergegeben. Doch die Anzahl der in Sicherheit gebrachten Kinder ist gering. Auch gibt es Berichte von UNICEF, denen zufolge viele der radikal-islamischen Rebellen die Kinder den Eltern sogar abkaufen würden, um sie als Kämpfer zu trainieren und für ihre Zwecke zu missbrauchen. 1 000 bis 1 200 Dollar würden die Extremisten den Eltern pro Kind zahlen, wobei den Eltern dabei oft keine Wahl gelassen wird. Ca. 100 Kinder seien schon rekrutiert worden. Auch die große Armut, Arbeitslosigkeit und Verzweiflung drängt die Kinder und Jugendlichen oft in die Fänge der Rebellen. 2)

Anfang 2012 verstärkten sich die Konflikte innerhalb Malis wieder massiv. Ausschlaggebend dafür war wohl die zunehmende Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Regierung und der darauf folgende Militärputsch. Die Menschen in Mali warfen der Regierung Untätigkeit und mangelhafte Führung malischer Soldaten im Kampf gegen die Tuareg- Rebellen vor. Diese Situation wurde vom Militär unter der Führung von Amadou Sanogo genutzt, um den Palast am 12. März 2012 zu stürmen und den Präsidenten Amadou Toumani Toures zu stürzen.
Die Tuareg Rebellen nutzten das entstandene Machtvakuum und breiteten ihr Einflussgebiet aus. 3)
Die Tuareg kämpfen schon seit langem gegen ihre ökonomische und politische Marginalisierung. Als Ende 2011 viele Tuareg Söldner vom Bürgerkrieg in Libyen nach Mali zurückkehrten- gebrandmarkt durch ihre Niederlage aber mit zahlreichen, schweren Waffen –  entfachte ihre Forderung nach Unabhängigkeit erneut. Mouvement National de Liberation de l’Azawad (MNLA) nannten sich die Rebellen. Nach und nach schlossen sich ihnen Anhänger der Al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM), der Bewegung für Einheit und Djihad in Westafrika (MUJAO) und der Ansar Dine (Verteidiger des Glaubens) sowie weitere islamische Extremisten an.
Am 6. April riefen die Rebellen den unabhängigen Staat Azawad aus, bis dahin hatten sie bereits den gesamten Norden eingenommen, darunter bedeutende Städte wie Timbuktu, Kidal und Gao. International stieß die Unabhängigkeitserklärung auf Zurückweisung. Zudem übergab das Militärregime auf Drängen der internationalen Staatengemeinschaft und des westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS die Macht wieder an eine zivile Regierung. Dennoch war es erst im Spätsommer 2013, im Rahmen der UN-Mission MINUSMA, die längst überfälligen Wahlen durchzuführen – der ehemalige Ministerpräsident Ibrahim Boubacar Keita wurde zum Präsidenten vereidigt. Auf Bitten der malischen Übergangsregierung Ende 2012 drängte die französische Regierung den UN- Sicherheitsrat zu einem Mandat für eine Intervention in Mali. Seit Anfang 2013 unterstützen französische und tschadische Truppe die Regierung im Kampf gegen die Aufständischen. 4)

Am 23. Mai dieses Jahres haben die Tuareg- Soldaten unter Vermittlung der Afrikanischen Union (AU) ein Waffenstillstandsabkommen mit der malischen Regierung unterzeichnet. Es kommt dennoch immer wieder zu Auseinandersetzungen, Grund dafür sind meist die noch vorhandenen Verfeindungen unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, zwischen denen nie eine Aussöhnung vorangetrieben wurde. 5) Vor allem die islamischen Extremisten haben in den letzten Jahren an Macht und Einfluss gewonnen. Bis in Mali Frieden herrscht, wird es wohl noch lange Zeit dauern und somit wird sich das Problem der Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten nicht einfach lösen. Das Einzige was zu hoffen ist, ist, dass die malische Regierung sich der Problematik der rekrutierten Kinder bewusst wird. Die Motivation sollte lieber auf die Vorbeugung von Rekrutierungen, Demobilisierung und Therapie bzw. psychologischer Betreuung der Kinder abzielen, anstatt sie einzusperren und sie für eine Tat zu bestrafen, zu der sie gezwungen wurden.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. epo: amnesty-bericht-dokumentiert-verstoesse-gegen-die-kinderrechtskonvention-in-mali. zuletzt geöffnet am: 10.09.14 – Link nicht mehr abrufbar: 15.10.2014
  2. orf: islamisten-kaufen-kindersoldaten. zuletzt geöffnet: 10.09.14
  3. bpb: innerstaatliche-konflikte-mali. zuletzt geöffnet: 10.09.14
  4. giz: mali-geschichte-staat. zuletzt geöffnet: 10.09.14
  5. faz: regierung-und-tuareg-rebellen-vereinbaren-waffenruhe. zuletzt geöffnet am: 10.09.14



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