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Soziale Folgen nach Zyklon Pam – Kinderarbeit in Krisengebieten

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Der Wirbelsturm Pam, der den Inselstaat Vanuatu Freitag-Nacht erreichte, wütete bis in die Morgenstunden des Samstags. 1) Er wird der Kategorie 5 zugeordnet, was der höchsten Kategorie von Wirbelstürmen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h entspricht. 2)  Vergleichbar ist er mit dem Hurrikan Katrina, der im Jahr 2005 an der amerikanischen Golfküste verheerende Schäden nach sich zog. 3)

Die Hälfte der Bevölkerung ist von dem Wirbelsturm betroffen. Ersten Schätzungen zufolge befinden sich darunter mindestens 54.000 Kinder. Lebenswichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser, Strom- und Wasserversorger sowie Telefonsysteme sind stark beschädigt. Schulen, Kirchen und Gemeindezentren werden als Notunterkünfte genutzt. 4) Aktuellen Schätzungen von Unicef zufolge sind sogar 70.000 Kinder betroffen. Alles über der Erde wurde zerstört. Vor allem für die Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit kleinen landwirtschaftlichen Familienbetrieben bestreiten, bedeutet die Zerstörung das Wegfallen ihres Auskommens. 5) Die Verwüstung könnte sich äußerst negativ auf die Familien und Kinder auswirken, und den Druck erhöhen, die Kinder auf die Straße zum Arbeiten zu schicken. Schlimme Folgen wären sexuelle Ausbeutung sowie Zwangsarbeit in jeglicher Form. Laut Save the Children wird es noch Wochen dauern, bis alle betroffenen Menschen erreicht werden können. „Es schien so, als ob das Ende der Welt bevorstehen würde. Der Wind war unglaublich stark, er riss Dächer ab, zerstörte und beschädigte Häuser, Schulen und Krankenhäuser.“ Das sind die Worte der UNICEF-Mitarbeiterin Alice Clements. 1)

Kinderarbeit auf Vanuatu

Der letzte Bericht über Kinderarbeit in Vanuatu wurde vom United States Departement of Labour veröffentlicht und ist vom Jahr 2013. Das Arbeitsmindestalter ist laut des Berichts 15 Jahre, allerdings hat Vanuatu noch kein Mindestalter für gefährliche Arbeiten eingeführt und die ILO-Konvention 138 noch nicht unterschrieben. Es existiert ein offizielles Verbot von Zwangsarbeit, Kinderhandel und sexueller Ausbeutung. 6)

Auch andere Naturkatastrophen wie beispielsweise das Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 haben schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung. Es kam zu Gewalt und Plünderungen. Zahlreiche Kinder haben das Land nach dem Beben verlassen. Die haitianischen Behörden gehen von erheblich gestiegenem Kinderhandel aus. 7) Ein Jahr später mussten immer noch 380.000 Kinder in Zeltstädten leben und knapp die Hälfte von ihnen konnte nicht in die Schule gehen. Durch die Folgen der Katastrophe wurden den Kindern ihre essentiellen Grundrechte verwehrt. Schutz, Gesundheit, Ernährung und Bildung konnten nicht mehr gesichert werden. 8)  Viele der Kinder waren und sind außerdem auf sich alleine gestellt, weil sie ihre Familie bei dem Beben verloren haben. Sie brauchen dringend psychologische Unterstützung, denn psychische Langzeitfolgen sind noch nicht absehbar. 9)

Nach dem Erdbeben konnten viele Menschen ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten. Die Schulen erhielten keine Gebühren mehr und konnten ihr Personal nicht bezahlen. Weil kein Geld mehr zur Verfügung stand und Schulen im Land teilweise geschlossen werden mussten, entfiel auch die Funktion der psychischen Betreuung für die traumatisierten Kinder, die oftmals von den Schulen übernommen wurde. 10)  Auch die Prostitution von Minderjährigen ist gestiegen. Schon vor dem Erdbeben gab es Jugendliche, die sich prostituierten. 16 Monate nach der Katastrophe hatte sich die Anzahl der Mädchen, teilweise im Alter von gerade einmal acht Jahren, drastisch vermehrt. Viele der Mädchen sind zu Waisen geworden und müssen sich, um sich einen Platz im Zelt zu sichern, an Männer verkaufen. Dieses Problem hat sich noch weiter verschlimmert, als die Hilfsorganisationen aufgehört haben, Essen in den Flüchtlingslagern zu verteilen. 11)

Fehlende Bildung kann Kinder in ihrer Entwicklung um Jahre zurückwerfen: In Haiti beispielsweise spricht man von einer verlorenen Generation. Der Weg in die spätere Kinderarbeit ist wesentlich wahrscheinlicher, als mit einer abgeschlossenen Schulbildung.

Auch die psychischen Auswirkungen eines solchen Ereignisses sind nicht zu unterschätzen. Gerade junge Menschen, die ihre Eltern verloren haben, können dadurch ihr Leben lang traumatisiert sein. Vielleicht können diese Kinder niemals mehr einem geregelten Leben nachkommen und benötigen eine ständige psychologische Betreuung.

Wenn die Katastrophe in einem bereits armen Land stattfindet, erhöht sich das Risiko erheblich, dass die Kinder arbeiten gehen müssen, um die Familie zu unterstützen. Bei Waisenkindern ist die Anzahl der arbeitenden Kinder meist noch um einiges höher, weil sie auf sich allein gestellt sind und sich selbst versorgen müssen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. europapress: Hasta 75.000 niños afectados por ‚Pam‘ en Vanuatu, según Save the Children – Stand 19.03.2015
  2. karlheinzstark: Windstärken – Stand 19.03.2015
  3. wikipedia: Hurrikan Katrina – Stand 19.03.2015
  4. unicef: At least 54,000 children affected by cyclone Pam in Vanuatu – Stand 19.03.2015
  5. ntnews: 70,000 Vanuatu children affected by Pam – Stand 19.03.2015
  6. dol.gov: Vanuatu: 2013 Findings on the Worst Forms of Child Labor – Stand 19.03.2015
  7. wikipedia: Erdbeben in Haiti 2010 – Stand 19.03.2015
  8. unicef: For children and families in Haiti, the long road from relief to recovery – Stand 19.03.2015
  9. care: Haiti: Psychosocial assistance to earthquake affected children – HTI104; nicht mehr verfügbar
  10. Theguardien: Going to school in Haiti after the earthquake – Stand 19.03.2015
  11. PulitzerCenter: Haiti’s Horrendous Teenage Prostitution Problem – Stand 19.03.2015



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