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„Work faster or get out“ – über die Verhältnisse in kambodschanischen Textilfabriken

 |  Bild:  © Francesca Braghetta - Dreamstime.com

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Human Rights Watch ist einer der weltweit führenden, unabhängigen Nichtregierungsorganisationen und setzt sich für den Schutz und die Verteidigung der Menschenrechte weltweit ein. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, übt die Organisation harte Kritik an den Verhältnissen in Bekleidungsfabriken in Südostasien aus. Insbesondere Kambodscha wird genau unter die Lupe genommen. Der Bericht basiert auf Befragungen von 270 Angestellten in 73 Textilbetrieben.

Die kambodschanische Regierung schützt Textilarbeiter nicht vor Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen. Lange Überstunden, Diskriminierung und unwürdige Arbeitsbedingungen gehören zum Alltag. In einer der untersuchten Textilfabriken wurde auch Kinderarbeit dokumentiert. Sie werden als billige Arbeitskraft ausgebeutet. 1) In Kambodscha arbeiten fast 45 Prozent der Kinder zwischen 5 und 14 Jahren. Per Gesetz beträgt das Mindestarbeitsalter 15 Jahre, allerdings dürfen Kinder auch davor schon leichte, ungefährliche Arbeiten verrichten, sofern diese nicht ihre Schulausbildung beeinträchtigen. 2)

Mit den hauptsächlich weiblichen Angestellten werden in den Fabriken oftmals gesetzeswidrige Kurzzeitverträge abgeschlossen, damit der Arbeitgeber ihnen kein Mutterschaftsgeld oder andere Leistungen zahlen muss. Die Frauen werden dadurch kontrollierbarer und es ist einfacher, sie kurzfristig zu entlassen. Pausen, um auf die Toilette zu gehen, Wasser zu trinken oder zu Mittag zu essen, werden häufig verwehrt. Nach der Anhebung des Mindestlohns auf 120 Euro monatlich, hat sich dies in einigen Fällen noch verstärkt. Durch die Einschüchterung von Gewerkschaftsvertretern und Arbeitern, versuchen die Fabriken Gewerkschaftsgründungen oder den Beitritt zu einer zu verhindern.

In Kambodscha arbeiten 700.000 Beschäftigte in der Textilindustrie, wobei 90 Prozent Frauen sind. Mit ca. 1200 Betrieben zählt der Sektor zu einem der wichtigsten Exportzweige des Landes, mit dem sie Sport- und Modeketten wie Adidas, Armani oder H&M beliefern.
Human Rights Watch appelliert nun an die kambodschanische Regierung: Sie sollen ihre Arbeitsgesetze verschärfen, um die Beschäftigten besser und effektiver vor Ausbeutung zu schützen. Außerdem fordert die Menschenrechtsorganisation große Textilketten auf, besser auf die Verhältnisse in den Fabriken zu achten und auf angemessene Arbeitsbedingungen zu bestehen. Markenhersteller sollen Lieferanten offen legen, verschärfte Kontrollen einhalten und die Umsetzung von Arbeits-, Gesundheits- und Sicherheitsnormen überprüfen. Arbeitsrechtliche Inspektionen sollen verbessert und Verantwortlichen, welche die Wahrung der Menschenrechte missachten, zur Rechenschaft gezogen werden. 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. DW: Human Rights Watch prangert Zustände in Kambodschas Textilindustrie an – Stand 13.03.2015
  2. International Labour Office: Cambodia Child Labour Data Country Brief – Stand 13.03.2015
  3. HRW: Kambodscha: Gesetze schützen Textilarbeiter nicht – Stand 13.03.2015 nicht verfügbar 1.7.15



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