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Kakao-Barometer 2015: Kakaobauern leben von 50 Cent am Tag

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Während man die süße Versuchung Schokolade im Mund zerschmelzen lässt, ist man sich oft nicht bewusst, was hinter diesem süßen, leicht herben Geschmack steckt. Wer sich nur etwas über Schokolade informiert, dem könnte der Appetit schnell vergehen. Damit wir uns etwas gönnen können, werden andere ausgebeutet und zum Existenzminimum gezwungen. Und die Schokoladenhersteller verdienen sich eine goldene Nase.

Extreme Armut ist die Norm für westafrikanische Kakaobauern. Zur gleichen Zeit wird die Versorgungskette für Kakao zunehmend von einer ausgewählten Gruppe von Großunternehmen dominiert. Eine grundlegende Reform des Sektors ist erforderlich, um wirklich etwas zu bewegen. Das sind einige der zentralen Themen und Ergebnisse des Kakao-Barometers 2015.

Trotz aller Bemühungen wurde der Kern des Problems noch nicht in Angriff genommen: die extreme Armut der Kakaobauern und ihre mangelnde Stimme in der Debatte. Das Kakao-Barometer zeigt die Gehaltsverteilung in der Lieferkette auf, also auch das tatsächliche Einkommen der Kakaobauern. Westafrikanische Kakaobauern leben weit unter der global definierten Armut. Im weltweit größten Land für Kakaoproduktion, der Elfenbeinküste, verdient der Bauer durchschnittlich 50 Cent am Tag. Die globale Armutsgrenze befindet sich momentan zwei Dollar pro Tag.

Das Fehlen eines anständigen Lebensunterhalts für die Kakaobauern führt zu schlechten Arbeitsumständen, Menschenrechtsverletzungen und vielen anderen Problemen in der Versorgungskette für Kakao, einschließlich Kinderarbeit. Kakao bietet keine attraktive Zukunft, jedenfalls nicht für die Bauern. Deshalb suchen viele Kinder der Kakaobauern eine andere Erwerbsquelle. Zugleich werden die Kakaobohnenproduzenten immer älter und können die Plantagen nicht mehr lange bewirtschaften.

Die ungerechte Verteilung des Profits in der Kakaokette ist ein Teil der Ursachen für die extreme Armut der Kakaobauern. Fusionen und Übernahmen führten im Laufe der Jahre dazu, dass nur wenige Unternehmen bis zu 80 Prozent der Kakaoindustrie kontrollieren. 1)

Auch die Umwelt bleibt nicht verschont von der Ausbeutung. Wälder werden gerodet, um die Anbauflächen zu vergrößern. Durch die Herbizide und den Dünger wird das Grundwasser verschmutzt und die Umweltbelastung steigt. Die Böden sind durch diese Prozedur ziemlich ausgelaugt. Zudem ist der Kakaoanbau ein recht riskantes Gewerbe. Die Kakaopflanze ist sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten und reagiert empfindlich auf Wetterveränderungen. Die Preise für Kakao auf dem Weltmarkt schwanken sehr stark. 2)

2009 wurde das erste Kakao-Barometer veröffentlicht. Damals waren nur zwei Prozent der Schokolade zertifiziert. Heute sind es fast 16 Prozent. Die meisten großen Unternehmen haben sich verpflichtet, bis 2020 ihre Schokolade komplett aus zertifiziertem Kakao zu produzieren. Nestlé und Mondelez wollten sich nicht verpflichten. 1)

Nicht nur ein Fortschritt im Zertifizierungssystem ist wichtig, sondern auch weitere Handlungen von Unternehmen und Regierungen. Die Zusammenarbeit aller Mitwirkenden ist für die nachhaltige Kakaowirtschaft erforderlich. Jeder in der Wertschöpfungskette muss Verantwortung übernehmen, vom Unternehmen bis zum Konsumenten. 3) Während sich die meisten Nachhaltigkeitsbemühungen auf die Steigerung der Produktivität eines Landwirts konzentrieren, löst dieser Ansatz nicht das Problem. Es ist nötig, die Kakaopreise zu erhöhen, um eine nachhaltige Kakaowirtschaft entstehen zu lassen. Neben Produktivitätssteigerung und höheren Preisen ist noch einiges mehr notwendig. 1)

Um den Unternehmen noch mehr Druck zu machen, fordert die Kampagne „Make Chocolate Fair!“ ein Einkommen für die Kakaobauern, welches ihre Existenz sichert. Im Rahmen einer Petition sollen europaweit 120.000 Unterschriften gesammelt werden. Mehr als 100.000 Menschen haben bereits unterschrieben. 4)

Mehr Infos hierzu:

Kakao-Barometer (Deutsch)

Kakao-Barometer (Englisch)

Kakaoprotokoll

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Cocoabarometer: Chocolate too cheap to be sustainable – stand: 25.06.2015
  2. Inkota: make chocolate fair – nicht mehr verfügbar
  3. Cocoabarometer.org: Cocoabarometer 2015; aufgerufen am 05.03.2018
  4. Epo: Kakaobauern leben weiter in extremer Armut – stand: 25.06.2015



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