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Klimawandel nötigt zu Zwangsheirat in Bangladesch

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Bangladesch hat die vierthöchste Kinderheiratsquote weltweit. 74 Prozent der bangladesischen Frauen im Alter zwischen 20 und 49 wurden bereits vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet. Zwischen 2005 und 2013 heirateten 65 Prozent der Mädchen unter 18, dabei war fast jedes dritte Kind jünger als 15 Jahre. Einige sind noch nicht einmal elf Jahre alt, wenn sie gezwungen werden zu heiraten. Auch Jungen können Opfer von Zwangsheirat werden. Im Allgemeinen wird jedoch davon ausgegangen, dass die Rate der Kinderhochzeiten in Bangladesch für Mädchen elfmal höher ist als die für Jungen.

Besonders Mädchen, die keine Schulbildung genossen haben, aus ländlichen Regionen stammen und die Kinder von armen Familien sind, laufen Gefahr, schon als Kinder verheiratet zu werden. Aber noch ein anderer Faktor spielt hierbei eine Rolle: der Klimawandel.

Oftmals sind es die Kleinsten, die am meisten unter den Folgen von Naturkatastrophen zu leiden haben. Bangladeschs geophysikalische Lage macht das Land besonders anfällig für regelmäßige und teilweise extreme Naturkatastrophen. Wirbelstürme, Sturmfluten, Flussbetterosionen, Erdbeben, oder Dürren zerstören wiederholt die Lebensgrundlage vieler Bangadeschi. Das Land erlebt mindestens eine große Katastrophe pro Jahr, bei der bis zu drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes verloren gehen. Zudem hat Bangladesch die höchste Todesrate bei Naturkatastrophen weltweit.

Mit 1.100 Einwohner pro Quadratkilometer und einer Bevölkerung, die zu großen Teilen in extremer Armut lebt, ist Bangladesch besonders verletzlich, wenn sich Naturkatastrophen ereignen. Die Auswirkungen der Erderwärmung sind schon heute zu spüren. Nach einer Studie der Weltbank gilt Bangladesch als eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Das Land hat mit immer extremeren Überflutungen, zunehmend verheerenderen tropischen Stürmen, dem ständig ansteigenden Meeresspiegel, außergewöhnlich hohen Temperaturen und immer geringeren Ernteerträgen zu kämpfen.

Die Menschen, die in den besonders stark betroffenen Regionen Bangladeschs leben, sind die ärmsten der Armen. Sie leben am Existenzminimum. Jede Flut oder Dürre kann die Familien in Situationen bringen, in denen sie nur noch von Tag zu Tag zu überleben versuchen können. Kinderheirat wird oft ein Teil ihrer verzweifelten Überlebensstrategie. 1)

Viele Eltern sind nicht in der Lage, sich und ihre Kinder zu ernähren, geschweige denn, sie in die Schule zu schicken. Der einzige Ausweg ist oftmals die Töchter so früh wie möglich zu verheiraten. Die Gefahr, jeden Moment das eigene Heim und die Existenzgrundlage verlieren zu können, drängt viele Familien dazu, die Mädchen möglichst schnell wegzugeben. Die Eltern wählen den Ehemann der kleinen Tochter in der Hoffnung, dass er ihr ein besseres Leben bieten kann. Doch nur allzu oft erweist sich diese Hoffnung als trügerisch. Viele Mädchen werden von ihren Ehemännern missbraucht und geschlagen. Auch eine Schwangerschaft bedeutet in so jungen Jahren ein großes Risiko für das Leben des Mädchens und ihres Kindes. 2)

Für die Mädchen, die oft kein Sagen in der Entscheidung der Eltern haben, bedeutet die Zwangshochzeit meist ein schweres Übel, das gegen ein anderes eingetauscht wurde.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Human Rights Watch: Marry Before Your House Is Swept Away. Child Marriage in Bangladesh – aufgerufen am 17.6.2015
  2. Human Rights Watch: Climate Change is Forcing Bangladeshi Girls into Child Marriage – aufgerufen am 17.6.2015



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