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Der Kampf für faire Mode

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In Neuseeland versucht eine neue Organisation mit dem Namen „Child Labour Free“ die Kinderarbeit in der Textilindustrie zu verhindern, oder zumindest einzugrenzen. Hintergrund ist, dass Kinder in der Textilindustrie gerne eingesetzt werden, um Kosten zu sparen, da sie nur einen Bruchteil des Lohnes eines Erwachsenen bekommen, und generell leichter, allerdings auf Kosten ihrer Gesundheit und Entwicklung, auszubeuten sind. Die Frage, wie effektiv solche Organisationen sind, bleibt bestehen.

Inzwischen sollte den meisten Menschen bewusst sein, dass die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken Ostasiens, vor allem in Indien und dessen Nachbarländern ausbeuterisch, gefährlich, und menschenunwürdig sind. Oft sind die jungen Arbeiterinnen in den Fabriken eingesperrt, arbeiten für einen Hungerlohn und sind den Textilfasern, die wie Staub in der gesamten Anlage herumfliegen und Atemwegserkrankungen auslösen können, rund um die Uhr schutzlos ausgeliefert. Die Betreiber der Fabriken erlassen zynische Regeln. So ist es in einer Fabrik zum Beispiel üblich, dass ein Krankheitstag einen ganzen Monat lohnfreie Arbeit nach sich zieht. Ein Arbeitstag umfasst zwischen 12 und 16 Stunden. Jeden Tag in der Woche. Die Näherinnen wohnen manchmal in den Fabriken, müssen in kleinen Räumen ohne Fenster, und ohne jeglichen Komfort auf dem Boden schlafen. Ob der Lohn, der häufig auch erst am Ende der „Vertragslaufzeit“ ausgezahlt werden soll, auch immer bei den Arbeiterinnen ankommt ist fraglich. 1)

Nachdem es in den Jahren 2012 und 2013 zu einer Reihe von Unfällen mit vielen Todesopfern gekommen ist, haben alle großen Modefirmen versprochen, etwas gegen die Ausbeutung in der Branche zu unternehmen. Es wurden Verträge unterschrieben, die zu mehr „Corporate Social Responsibility“ verpflichten sollen. Die Lieferanten und andere Unternehmen in der Lieferkette mussten sich nun auch den Idealen der Hauptfirma verpflichten. Doch in der Realität hat sich wenig geändert. Die Siegel, zum Beispiel vom deutschen TÜV, die faire Arbeitsbedingungen nachweisen sollen, sind oft das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Zu komplex und undurchsichtig sind die Netzwerke, die die Lieferkette darstellen. 2)

Genau mit dieser Undurchsichtigkeit und der Dreistigkeit der Fabrikbetreiber kämpfen Organisationen, die gegen die Kinderarbeit in den Textilfabriken der entsprechenden Länder vorgehen wollen. Neben den volljährigen Arbeiterinnen, das ist kein besonders gut gehütetes Geheimnis, müssen oft auch Kinder in den Fabriken arbeiten. Kontrolleure der Branche berichten von vielen leeren Arbeitsplätzen, die sie bei vermeintlich unangekündigten Kontrollbesuchen in den Anlagen gesehen hätten. Diese leeren Plätze waren mit verdächtig kleinen Stühlen besetzt. Doch bei den Kontrollen sind so gut wie nie Kinder zu finden. 3)

Vorstöße des deutschen Staates gegen diese verantwortungslosen Zustände verlaufen meist an dem Widerstand der betroffenen Firmen im Sand. Auch wenn sich die Firmen, wahrscheinlich primär um ihren Ruf zu schützen, nach jeder Katastrophe dazu verpflichten, besser auf ihre Lieferketten zu schauen, und diese möglichst kontrollieren wollen, bleiben die Zustände in den Fabriken und für die Kinder katastrophal. Zugegeben: Da mindestens 140 Firmen über den gesamten Globus verteilt, an einem einzigen Männeroberhemd beteiligt sind, ist es schwer, den Durchblick zu behalten, wer sich wie genau an welche Standards hält. 4) Trotzdem ist das kein Grund es nicht zu versuchen.

Hier setzt die Organisation Child Labor Free ein. Die Organisation will die Firmen, die sich für eine Zusammenarbeit entscheiden, zu größtmöglicher Transparenz zwingen. Es soll eindeutig ersichtlich sein, von wo die Kleidung herkommt, die die Marke anbietet. Das schließt alle Bearbeitungsschritte von Anfang bis Ende mit ein. Die Firmen erlauben unangemeldete Kontrollen ihrer Zulieferer, die „den Umständen entsprechend“ frequentiert und angepasst werden.

Andere Organisationen wollen Kinderarbeit mit dem Kampf für faire Löhne verhindern. Labour Behind the Label kämpft für einen Mindestlohn, der verhindern soll, dass Familien es nötig haben, ihre Kinder zum Arbeiten zu schicken. Denn Kinderarbeit ist aufgrund der noch niedrigeren Löhne ein Katalysator für weitere Armut. Gewerkschaften und Rechte, auf die sich die Arbeiter beziehen können, ohne Angst vor Strafen haben zu müssen sollen dazu führen, dass Fabrikbesitzer, die sich gegen die Gesetze verhalten, dafür zur Rechenschaft gezogen werden. 3)

Vielleicht ist ein Mittelweg die Lösung. Bis es zur Bildung von Gewerkschaften in Indien und seinen Nachbarländern kommen kann, wird wahrscheinlich noch einige Zeit vergehen. Dazu sind zunächst größere gesellschaftliche Veränderungen nötig. Bis dahin bleibt wohl nur die Arbeit von Organisationen wie Child Free Labor, die versuchen, eine möglichst große Transparenz in die Arbeitsschritte zu bringen. Ausstellern von Siegeln wie der deutsche TÜV müssen, anders als bisher, für die Ausstellung ihrer Siegel zur Rechenschaft gezogen werden. Bisher haben diese nämlich keinerlei Konsequenzen zu befürchten, wenn ihre Behauptungen nicht der Wahrheit entsprechen. Auch der Konsument kann Zeichen setzen. Indem man Geschäfte und Marken meidet, die dafür bekannt sind, sich nicht für soziale Standards in anderen Ländern zu interessieren, oder bei denen man schon am Preis sieht, dass irgendwo im Laufe der Produktion gewaltig gespart werden musste.

 

 

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Die Zeit: Indische Arbeiterinnen: Sklavin für vier Jahre – zuletzt aufgerufen am 05.08.15
  2. Die Zeit: Recht subversiv: Nur eine Beruhigung für das Gewissen – zuletzt aufgerufen am 05.08.15
  3. The Guardian: Child free fashion: a new label aims to end exploitation – zuletzt aufgerufen am 05.08.15
  4. Die Zeit: Textilsiegel: Faire Kleidung ist möglich – zuletzt aufgerufen am 05.08.15



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