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Kinder bedienen die steigende US-Nachfrage nach Heroin

 |  Bild:  © Nakarinz - Dreamstime

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Die Hänge im mexikanischen Bundesstaat Guerrero, auf denen dreimal pro Jahr der Schlafmohn blüht, sind steil: Daher eignen sich Kinder, die kleiner und leichter als die meisten Erwachsenen sind, besonders gut für die Erntearbeiten. 1) In vielen Bergdörfern ist der Opium-Anbau die einzige rentable Möglichkeit, den Lebensunterhalt einer Familie zu sichern. Dass die Kinder dadurch nicht in die Schule gehen können, wird in Kauf genommen. 2014 ist die Opium-Produktion Mexikos um etwa 50 Prozent gestiegen – das Resultat einer wachsenden Nachfrage aus den USA nach Heroin. 2)

Die Infrastruktur in den ländlichen Regionen ist schlecht ausgebaut, darum ist es für viele Kinder schwer, überhaupt ihren Ausbildungsort zu erreichen. Außerdem fehlen auch mit einer abgeschlossen Ausbildung die Optionen, diese effektiv zu nutzen. „Unten in der Stadt gibt es nichts für uns, keine Chancen.“, so die 15-jährige Angelica. Durch die daraus folgende Perspektivlosigkeit erscheint es vielen Eltern profitabler, ihre Kinder beim Opium -Anbau einzusetzen, als sie zur Schule zu schicken. Diese Bedingungen führen zu einem Teufelskreis der Armut in der Gesellschaft. Viele Kinder sehen ihre Zukunft vorgezeichnet. Der 13-jährige Arturo erklärt: „ Wir können unsere Familien nicht unterstützen, wenn wir nicht arbeiten. Wenn ich die Chance gehabt hätte, weiter in die Schule zu gehen, wäre ich gern ein Soldat geworden. Aber das alles liegt hinter mir.“

Dass viele Kinder den Beruf des Soldaten ergreifen würden, wenn sie die Chance hätten, liegt an der Präsenz der Soldaten – im Gegensatz zu den meisten anderen Berufsgruppen. Die Soldaten der mexikanischen Armee kommen einmal pro Jahr, um Eradikationen durchzuführen. Deshalb liegen die meisten Schlafmohnfelder in besonders abgelegenen Regionen. 1)

Durch lange Transportwege und fehlende Infrastruktur verderben andere Lebensmittel wie Avocados schnell. 2)  Somit eröffnet sich der Schlafmohnanbau als die einzige profitable Perspektive für Familien und deren Kinder: Dies zeugt von einer Vernachlässigung vieler Regionen durch den mexikanischen Staat. 3)  Ein Bauer schildert die Situation: „Hier gibt es keine Ordnung. Wir werden von Narcos regiert.“ 1)  Diese Entwicklung treibt viele Bauern in die Kriminalität, stärkt die Drogenkartelle maßgeblich und führt so zu einer weiteren Instabilität der Regionen.

Derweil gibt es immer mehr Heroinsüchtige in den USA. Durch einen akuten Anstieg der Kosten für Schmerzmittel steigen viele Medikamentenabhängige auf das billigere Heroin um. Die wachsende Anzahl an Heroinabhängigen bietet somit eine lukrative Einnahmequelle für mexikanische Drogenkartelle – dies zeigt, wie die Nachfrage aus den USA maßgeblich Entwicklungen in Mexiko beeinflusst.

Dass es für viele Kinder eine Notwendigkeit ist, ihre Familie zu unterstützen und somit ihre Ausbildung abzubrechen, bedeutet einerseits, dass ihnen die Chance, sich selbst zu verwirklichen, verwehrt bleibt. Außerdem gibt es dadurch keinen Ausbruch aus der strukturellen Armut der Region.

Ein Mitarbeiter des UN Office on Drugs and Crime: „Hier geht es nicht darum, mehr Polizei einzusetzen. Es geht auch nicht darum, Schlafmohnfelder zu zerstören. Es geht darum, endlich Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen.“ 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. New York Times: Young Hands in Mexico Feed Growing U.S. Demand for Heroin – zuletzt aufgerufen am 19.10.2015
  2. Aljazeera America: Government neglect drives Mexico’s poppy farmers into drug trade – zuletzt aufgerufen am 19.10.2015
  3. Esquire: Mexican Drug Cartels Are Using Children to Farm Heroin – zuletzt aufgerufen am 19.10.2015



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