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Ugandas verlorene Region – Bildungsstillstand in Karamoja

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Der Distrikt Karamoja im Nordosten Ugandas gehört noch immer zu den am wenigsten entwickelten Regionen des Landes. Das Leben ist vor allem durch Landwirtschaft und Viehzucht geprägt, wodurch die Karamojaner traditionell größtenteils Farmer sind oder eine nomadische Lebensweise verfolgen. Diese Faktoren bilden vor allem für die Zukunft ihrer Kleinsten große Hürden. Eine schulische Ausbildung für ihre Kinder können sich viele Menschen entweder nicht leisten oder halten sie für überflüssig. „Die meisten Eltern können die positiven Langzeiteffekte einer schulischen Ausbildung für ihre Kinder nicht erkennen, besonders für Mädchen“, so William Isura, der Bildungsbeauftragte des Moroto Distrikts. Sie verfügen selbst über wenig oder gar keine Ausbildung und so würden ihnen schlicht die Erfahrungswerte fehlen: ein Teufelskreis. 1)

Eine Schule in Uganda. Vielen Kindern und vor allem Mädchen bleibt eine Ausbildung weiterhin verwehrt.
(c) Book Aid International (CC BY-NC-ND 2.0)Flickr Eine Schule in Uganda – Vielen Kindern und vor allem Mädchen bleibt eine Ausbildung aber weiterhin verwehrt.

So werden bereits Siebenjährige zur Arbeit geschickt. Landwirtschaft, Fischerei, im Service oder im gefährlichen Bergbau und der Forstwirtschaft, überall werden Kinder bereits in jüngsten Jahren eingesetzt.  2)  Doch selbst wenn ihre Arbeitskraft nicht benötigt wird, die Eltern dem Schulbesuch zustimmen und sich diesen leisten können, für die Kinder des nomadischen Bevölkerungsteils stellt die ständige Wanderung eine kaum zu überbrückende Hürde dar. Mobilität ist aufgrund der schwierigen klimatischen Verhältnisse und ihrer Kultur ein essentieller Bestandteil der Lebensweise der Karimajong. 3)  „Sobald das Wetter wechselt, wandern die Familien weiter, auf der Suche nach Wasser und Weiden für ihre Tiere“, berichtet Beatrice Nalem, Schulleiterin der Kasimeri Grundschule. „Wenn sie zurückkehren, sind die Mädchen bereits schwanger und die Jungen aus der Schule ausgestiegen“1) Die Wanderungen sind legitim und notwendig, stellen aber für die Bildung der Kinder ein Problem dar.

Doch wie bereits angedeutet, sind die Zukunftsaussichten für Mädchen noch düsterer, als für Jungen in ihrem Alter. Im größten karamojanischen Distrikt Moromoto besucht nur ein Viertel der zwischen 6 und 12-Jähigen Mädchen die Schule, nur 13 Prozent schaffen es, eine Grundschulausbildung zu absolvieren. Viele werden von ihren Eltern genötigt, die Schule wieder zu verlassen, sollten sie diese überhaupt je besucht haben. Das hat teils wirtschaftliche Gründe, da die Arbeitskraft der Mädchen  auf den Viehweiden oder Feldern benötigt wird oder die Schulbeiträge für die Menschen nicht aufzubringen sind.  Denn „auch, wenn man an der Schule Interesse hat, es fehlt das Geld für Gebühren, Bücher oder die Schuluniform“, kommentiert die 24-Jährige Karamojanerin Lomilo die Situation.

Kinderarbeit und frühe Ehen für Mädchen bleiben in Karamoja weiterhin weit verbreitet.
(c) Enrico Donelli (CC BY-ND 2.0)Flickr Kinderarbeit und frühe Ehen für Mädchen bleiben in Karamoja weiterhin weit verbreitet.

Besonders schwerwiegend wirken sich aber gerade bei Mädchen kulturelle Faktoren aus. Hier ist vor allem die weitverbreitete Einstellung, dass eine junge Frau als Braut an Wert verliert, je höher ihre schulische Ausbildung ist, ein gravierendes Problem. Von Töchtern werden von den meisten Familien nur zwei Dinge verlangt: zu arbeiten und zu heiraten. „Die meisten Mädchen sind entweder zu Hause und werden darauf vorbereitet, verheiratet zu werden oder sie sind es bereits“, stellt William Isura die Lage dar. 1)

Die Zustände halten an. Auch, wenn Uganda die wichtigsten Abkommen gegen Kinderarbeit unterschrieben und auch ratifiziert hat, stellt ihre Implementierung das Land vor große Herausforderungen 4). Dabei zeigen besonders die wirtschaftlichen Voraussetzungen und die kulturellen Faktoren in Ugandas ärmster Region Karamoja einer zielführenden Bildungspolitik Grenzen auf. Doch was kann getan werden? Es bestehen zahlreiche Entwicklungshilfe-Projekte in der Region. Doch was kann gegen die hohen kulturellen Hürden, besonders für Mädchen, unternommen werden? Tradition muss mit Entwicklung und Perspektiven begegnet werden. Eine Bildungsexpansion und ein wirkungsvoller Schutz der Kinder vor harter körperlicher Arbeit sind dafür unabdingbar und scheinen doch unmöglich.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Reuters: Girls struggle to complete schooling in Uganda’s nomadic Karamoja region; Artikel vom 08.07.2016
  2. U.S. Department of State: Uganda; Stand: 11.07.2016
  3. LI Portal: Uganda; Stand: 100.07.2016
  4. Aktiv gegen Kinderarbeit: Uganda; Stand: 11.07.2016



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