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Deutsche Waffen in den Händen von Kindersoldaten

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Deutschland zählt seit Jahren zu den größten Waffenexporteuren der Welt und obwohl die Ausfuhrauflagen für deutsche Waffenhersteller als hoch gelten, landen deutsche Waffen und Munition regelmäßig in den bekannten Krisen- und Kriegsgebieten dieser Erde. In einer Kampagne gegen Waffenexporte der „Hilfe für Kinder in Not“, die zur Bundestagswahl 2017 startet, wird geschätzt, dass alle 14 Minuten ein Mensch durch eine deutsche Waffe stirbt.

Kleinwaffen gelten dabei als besonders gefährlich, weil diese leicht zu beschaffen und zudem auch noch günstiger sind als größere Waffensysteme. Dabei sind sie auch noch sehr handlich und ihre Bedienung ist im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht, sodass sie eben von diesen problemlos bedient werden können. Kleinwaffen erleichtern also den Einsatz von Kindern als Soldaten immens. 1)

Der deutsche Export vor allem dieser Kleinwaffen und der dazu passenden Munition ist im Vergleich zum Vorjahr extrem angestiegen. Der Gesamtwert der Genehmigungen von Kleinwaffenexporten der Bundesregierung belief sich im Zeitraum von Januar bis  April dieses Jahres auf 22.1 Millionen Euro. Davon waren 7.8 Millionen Euro allein dem Export in sogenannte Drittländer, geschuldet. Diese Drittländer sind alle Staaten, die weder Mitgliedsstaaten der Europäischen Union noch der NATO sind oder den NATO-Staaten gleichgestellt wurden. Im gleichen Zeitraum im vorangegangenen Jahr belief sich der Gesamtwert noch auf knapp 4 Millionen Euro und der Export in Drittländer hatte daran einen Anteil von 51.597 Euro. 2)

Viele Drittländer befinden sich in Auseinandersetzungen und Krisen, was wiederum bedeutet, dass unter den Kunden für deutsche Kleinwaffen auch Staaten sind, in denen Kinder als Soldaten in bewaffneten Konflikten ausgebeutet werden. So wurden beispielsweise von 2006-2015 „leichte Waffen“ und Munition aus der BRD nach Indien, Syrien, Mali, Kolumbien und in den Jemen geliefert. In allen diesen Staaten werden nachweislich Jungen und Mädchen als bewaffnete Streitkräfte von verschiedenen Konfliktgruppen zum Kriegsdienst gezwungen.

Aber nicht nur der direkte Verkauf deutscher Rüstungsprodukte in konfliktbehaftete Drittländer fordert seinen Tribut, auch Waffenlieferungen an Staaten in Krisengebieten, die sich in Konflikte anderer Länder einmischen, führen dazu, dass deutsche Kleinwaffen ihren Weg in die Hände von Kindersoldaten finden. Im Jemen forderten langanhaltende Kämpfe schon zahlreiche Todesopfer. Dort kämpfen schiitische Huthi-Rebellen aus dem Norden des Landes mit Verbündeten gegen Truppen der gewählten Regierung. Und auch verschiedene terroristische Gruppen nutzen den Krieg, um ihre Macht weiter auszubauen. In diesem blutigen Konflikt sind Kindersoldaten auf allen Seiten traurige Realität. Laut einem Bericht der UNO  sind seit Beginn des Bürgerkriegs mindestens 1476 Jungen unter 18 Jahren zum Waffendienst gezwungen worden. Seit 2015 greift Saudi Arabien, als ein bekannter „Großkunde“ deutscher Waffenexporte, in den Konflikt im Jemen ein und unterstützt die Gegner der Huthi-Rebellen mit Waffen. Dadurch gelangen deutsche Rüstungsprodukte ins Land und somit auch in die Hände zahlreicher Kindersoldaten. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien wurden in der Vergangenheit großzügig mit Kleinwaffen aus Deutschland beliefert und unterstützen Gruppen im Jemen. An diesem Beispiel wird klar, dass obwohl die Bundesregierung ihre Waffenpolitik als restriktiv bezeichnet, billigend in Kauf genommen wird, dass über Nachbarstaaten von Krisengebieten deutsche Waffen in Konflikte geschleust werden, in denen Kindersoldaten zum Einsatz kommen. 3) 4)

Ein weiteres Problem ist, dass Deutschland militärische Ausbildungshilfe leistet, auch in Ländern, in denen das Militär oder die Polizei offen Minderjährige rekrutiert. So unterstützte die Bundeswehr in der Vergangenheit beispielsweise Afghanistan in der Ausbildung seiner Streit- und Sicherheitskräfte.  Seit 2008 findet man die afghanische Polizei, also die Afghan National Police (ANP) und die Afghan Local Police (ALP), auf „der Liste der Schande“ die von der UNO regelmäßig herausgegeben wird. Auf dieser Liste werden die Länder aufgeführt, in denen Kinder für  bewaffnete Konflikte rekrutiert werden. Wasil Ahmad ein 10-jähriger afghanischer Junge wurde 2016 getötet, weil er als Kindersoldat für die ALP gegen die Taliban kämpfte. Anschließend wurde er offen im Land als Held gefeiert. Trotz der Öffentlichkeit des Themas Kindersoldaten in Afghanistan wurde die Zusammenarbeit von Deutschland und der afghanischen Polizei nie weiter beeinträchtigt.

Es zeigt sich also, dass nicht nur durch den Direktverkauf deutscher Rüstungsgüter in Krisenländer Waffen an Kindersoldaten gelangen. Auch weitere Faktoren wie Fremdeinmischung anderer Staaten und die Ausbildungsmissionen der Bundeswehr können deutsche Waffen auf dem Globus verteilen und  die Rekrutierung von Kindersoldaten begünstigen. 5)

 

 

 

 

  1. terre des hommes: Alle 14 Minuten stirbt ein Mensch durch eine deutsche Waffe; Artikel vom 07.08.17
  2. Bundesministerium für Energie und Wirtschaft: Zwischenbericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter in den ersten 4 Monaten des Jahres 2017 ; Stand vom 01.06.2017
  3. Christopher Steinmetz (BITS): Deutsche Rüstungsexporte und Kindersoldaten, Kleinwaffen in Kinderhänden; Stand vom Februar 2017
  4. Die Zeit Online: 10.000 Zivilisten im Jemen getötet; Artikel vom 06.01.17
  5. The Guardian: US military attacked for complicity in Afghan child soldiers after boy’s murder; Artikel vom 04.02.16



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