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ICI

Vollständige Bezeichnung

International Cocoa Initiative – Working Towards Responsible Labour Standards for Cocoa Growing

Hintergrund

Die International Cocoa Initiative (ICI) wurde im Juli 2002 durch die globale Schokoladen- und Kakao-Industrie in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen vor dem Hintergrund des 2001 geschlossenen Harkin-Engel-Protokolls gegründet. Der Sitz der ICI ist in Genf. 1)

Arbeitsweise und Ziele

Die ICI arbeitet sowohl global als auch lokal. So ist die ILO als nicht-stimmberechtigtes Mitglied und somit als Berater im Vorstand vertreten. Gleichzeitig werden Projekte vor Ort mit den lokalen Behörden durchgeführt, sowie unternehmenspolitische Leitlinien mit den Konzernen erarbeitet und begleitet. Zu den Teilnehmern gehören unter anderem Cadbury, Ferrero, Hershey, Kraft und Nestlé. 2)

Eines der Hauptziele der ICI war und ist die Beseitigung von ausbeuterischer Kinderarbeit im Bereich des Kakao-Anbaus sowie der Kakao-Verarbeitung. Hierzu unterstützt die Stiftung die Planung und Durchführung von Investigationen und Maßnahmen gegen Kinderarbeit unter Berufung auf international anerkannte Richtlinien.  3)

Arbeit

Der aktuelle Fokus der ICI sind laut dem Strategy Paper 2011-2015

  • die Datenbeschaffung, so soll eine fundierte Wissensbasis für weitere Projekte erarbeitet werden.
  • die Verbesserung des Wissens- und Informationsmanagement, um die bestmögliche Verarbeitung der Daten zu ermöglichen,
  • das Eintreten für angemessene politische, wirtschaftliche und soziale Projekte 4)

Diese Maßnahmen sollen den traditionellen Fokus der ICI, die Arbeit auf kommunaler Ebene in Ghana und der Elfenbeinküste, sinnvoll und unterstützend ergänzen.

Bewertung

Die renommierte Schweizer NGO „Erklärung von Bern“ konstatiert, dass die ICI zwar viel mache, die Wirkung der Programme in Ghana sei aber umstritten.

Das Human Rights and Business Dilemmas Forum des wirtschaftsnahen UN Global Campact hingegen attestiert der ICI, einen langsamen Mentalitätswandel vor Ort zu erreichen. Dies werde vor allem durch die neuen Schulen und zusätzlich eingestellten Lehrkräfte, aber auch allgemein durch die Vielzahl an Aktionen belegt. 2)

Die NGO Anti-Slavery International weist auf selbstauferlegten Verpflichtungen für die Unternehmen aus dem Harkin-Engel-Protokoll hin. Darin versprachen die Beteiligten, bis 2005 keine Produkte aus Kinderarbeit mehr zu verarbeiten, auch das neue Versprechen, bis 2008 auf der Hälfte aller Farmen in Ghana und der Elfenbeinküste auf Kinderarbeit zu verzichten, konnte nicht eingehalten werden. Anti-Slavery International sieht den Grund dafür in der Struktur des Protokolls und der ICI: es sei ein Minimalkonsens, der zwar besser als nichts sei, aber auch keine tiefgreifenden Veränderungen bewirken könne.
Das Fairtrade-System, das von einzelnen Teilnehmern der ICI verwendet wird und durch höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen Kinderarbeit verhindern soll, wird auch skeptisch betrachtet. Es bestehe hier die Gefahr, das sozial, kulturell und ökonomisch komplexe Geflecht der Kinderarbeit auf einen Aspekt zu verengen. 5)

Die ICI selber gab 2009 eine unabhängige Evaluation in Auftrag, die signifikante Verbesserungen in den Gemeinden feststellte, die an ICI-Projekten teilnahmen. Allerdings finden sich Passagen, die auf schwere methodische Mängel hinweisen:
„Obwohl es schwierig ist, verlässliche Daten zu finden, so gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der allgemeinen Zunahme an Schulbesuchen in Gemeinden, in denen die ICI aktiv ist.“ 6)
Für die Evaluation wurden ein Lehrer einer ghanaischen Universität und eine selbstständige Beraterin beauftragt. Da die ICI nach eigener Aussage eng mit den ghanaischen Behörden zusammenarbeitet und zudem viel Geld in den Ausbau des Bildungssektors steckt, kann die Unbefangenheit des Lehrers zumindest in Frage gestellt werden. Eine selbstständige Beraterin, die nicht von einem neutralen Institut angestellt ist, ist zudem finanziell von ihren Auftraggebern abhängig.

Bei der Bewertung der Arbeit der ICI überwiegen insgesamt die kritischen Stimmen. Die einzigen positiven Bewertungen kommen von der ICI selber und von anderen wirtschaftsnahen Initiativen. Die meisten NGO’s kritisieren die mangelnde Verbindlichkeit der Beschlüsse sowie den fehlenden Willen vieler Teilnehmer. Außerdem ist die allgemeine Problematik der Entwicklungshilfe, die Frage nach dem Nutzen der Programme, auch hier gültig. Aus diesem Grund ist der aktuelle Ansatz der ICI, die eigene Wissensbasis auszuweiten und die gewonnen Erkenntnisse zu bewerten, an sich zu begrüßen. Leider fehlt es dabei immer noch an Transparenz und an wirklich unabhängiger wissenschaftlicher Begleitung.

  1. About Us – International Cocoa Initiative; aufgerufen am. 07.03.2018
  2. Combating child labour while protecting livelihoods – UN Global Campact: Human Rights and Business Dilemmas Forum; aufgerufen am 07.03.2018
  3. ICI: About us – Mission – International Cocoa Initiative; aufgerufen am 07.03.2018
  4. ICI Strategy 2015-2020 – International Cocoa Initiative; aufgerufen am 07.03.2018
  5. Q&A: chocolate and child slavery campaign – Anti-Slavery International; nicht mehr verfügbar
  6. Making Progress, Learning Lessons: A Programme Evaluation. An independant evaluation of the International Cocoa Initiative’s programme in Ghana – Sue Upton/Samuel Asuming-Brempong, Ph.D.; nicht mehr verfügbar



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5 Gedanken zu „ICI“

  1. Liebe ICI-Mitarbeiter,
    ich habe den Film „Schmutzige Schokolade“ von ARD/NDR (von CNN) über die Erkenntnisse von Miki Mistrati gesehen und bitte Sie um eine Stellungnahme auf Ihrer Seite, wie Sie die Kinderarbeit nach seinem Beitrag weiterverbessern wollen. Hilfsprojekte zu starten ist eine gute Sache, doch Kontrolle vor Ort ist wenn nicht sogar noch wichtiger, wie auch der Film sehr deutlich machen konnte.
    Vielen Dank und viele Grüße
    A. Radeck

    1. Hallo Frau Radeck,

      bitte richten Sie Ihre Anfrage doch direkt an ICI.
      Wir sind eine Organisation, die im Rahmen entwicklungspolitischer Bildungsarbeit lediglich über Kampagnen, Siegel und Initiativen informiert.
      LG

    2. Wie im Film „Schmutzige Schokolade 2“ schon erwähnt garnicht. Der Angestellte von ICI ist, nach seinen eigenen Angaben, sehr stolz darauf dass sämtliche versprochenen Projekte gescheitert sind und nach wie vor illegale Kinderarbeit herrscht. Diese Projekte werden in der Öffentlichkeit in den höchsten Tönen gelobt als Anregung mit gutem Gewissen Schokolade zu essen, obwohl sie völlständig versagt haben. Ein Klassenraum sollte z.B. errichtet werden, dabei wurden die Dorfeinwohner dazu aufgefordert den Bau zu bezahlen, dafür sollten noch mehr Kinder auf den Plantagen arbeiten. Der versprochene Klassenraum wurde nach vollständiger Bezahlung nicht zu Ende gebaut. Auch nach Jahren verweigerte ICI dies.
      Fazit: ICI ist Verbrauchertäuschung.

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