Fisch gehört für viele Leute mindestens einmal in der Woche auf den Mittagstisch. Da ein Großteil europäischer Gewässer von Überfischung betroffen ist, wird ca. ein Viertel des weltweiten Fischfangs aus anderen Staaten eingeführt – auch aus Staaten des globalen Südens. 1)
Betroffene Länder
Wo kommt Kinderarbeit vor?
Kinderarbeit in der Fischereiindustrie gibt es in Brasilien, Kambodscha, Ghana, Indonesien, Kenia, Paraguay, Peru, den Philippinen, Uganda, Thailand, Vietnam und dem Jemen. Am häufigsten kommt Kinderarbeit im informellen Sektor und in Kleinbetrieben vor. 2) 3) 4)
Tätigkeiten
Welche Arbeiten werden von den Kindern ausgeführt?
Kinder führen unzählige Tätigkeiten innerhalb der Fischindustrie aus, sei es auf Booten, Aquakulturen, Fischplattformen oder in Weiterverarbeitungsbetrieben. Dazu gehören unter anderem:
- Fischen
- nach Netzen und Fischen Tauchen
- Tragen
- Säubern, Trocknen und Räuchern
- Schälen von Shrimps
- Bewachen von Booten
- Füttern
- Anwendung von Chemikalien und Dünger 3)
Konsequenzen
Welche Gefahren und Folgen ergeben sich für die Kinder?
Kinder in der Fischereiindustrie arbeiten unter schwierigen Bedingungen. Schlechtem Wetter oder extremen Temperaturen sind sie schutzlos ausgesetzt. Sie hantieren mit scharfen und spitzen Geräten, die eigentlich für Erwachsene gedacht sind. Oftmals müssen sie zusammengepfercht in unhygienischen Unterkünften hausen und sind dabei lange Zeiten von ihren Familien und ihrem zu Hause getrennt. Diese Umstände machen es teilweise unmöglich, regelmäßig eine Schule zu besuchen. Zu den physischen Folgen gehören unter anderem:
- Unterkühlung bzw. Überhitzung
- Wunden, Schwellungen, Schmerzen, Verbrennungen, Verstauchungen oder Knochenbrüche
- Vergiftung durch Chemikalien oder Rauch
Ebenso kommt es vor, dass Kinder von ihren Arbeitgebern verbal und physisch missbraucht werden. Teilweise werden sie unter Drogen gesetzt oder zur Prostitution gezwungen. So soll die Abhängigkeit zum Arbeitgeber vergrößert und ihr Wille zum Widerstand verringert werden. 3) 5)
Der Großteil der Arbeiter wird durch Migrantenfamilien gestellt, die illegal in das jeweilige Land geschleust wurden. Demzufolge genießen diese Menschen noch weniger arbeitsrechtlichen Schutz als Einheimische. Kinder aus diesen Familien werden besonders schlecht behandelt. 4)
Verbraucher-Tipps
Wie können wir gegen Kinderarbeit aktiv werden?
Indem wir nur Fisch aus regionalen oder europäischen Gewässern kaufen. Der MSC (Marine Stewardship Council) hat 2019 seinen aktualisierten MSC-Rückverfolgbarkeits-Standard veröffentlicht. So müssen MSC-zertifizierte Unternehmen der Lieferkette künftig beispielsweise unabhängige arbeitsrechtliche Audits durchlaufen, wenn sie in einem Land mit Risiko von Zwangs- oder Kinderarbeit tätig sind. Jede MSC-zertifizierte Fischerei muss offenlegen, über welche Regularien und Mechanismen zum Ausschluss von Zwangs- und Kinderarbeit sie verfügt. Fischereien, die dies nicht darlegen können, werden suspendiert bzw. nicht zertifiziert. Fische oder Fischprodukte, die das blaue MSC-Siegel tragen, kommen aus einer kontrolliert nachhaltigen, zertifizierten Fischerei. 6) 7)
Quellen + Links
- taz: Fischkonsum als Gerechtigkeitsfrage; Artikel vom 01.11.2017 ↩
- U.S. Department of Labor: List of Goods Produced by Child Labor or Forced Labor; Stand 2022 ↩
- ILO: Fishing and aquaculture; Stand 2022 ↩↩↩
- DW: Thai fishing industry endangers child workers, says report; Artikel vom 15.09.2015 ↩↩
- Cornell University ILR School: Child Labor in the Fishing Industry in Uganda; Oktober 2011 ↩↩
- MSC: Gegen Zwangs- und Kinderarbeit in der Fischereiwirtschaft; Artikel vom 02.04.2019 ↩
- Umweltdialog: Fischereiwirtschaft: Gegen Zwangs- und Kinderarbeit; Artikel vom 09.04.2019 ↩