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Ecuador

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In Zahlen

  • Gesamtbevölkerung: 17,093,159 Einwohner (Stand: 2021) 1)
  • 0-14 Jahre: 25.82% (Stand: 2020) 1)
  • 4,9% aller Kinder zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten. Dies sind etwa 168.530 Kinder. 2)
  • 82,3% der Betroffenen sind in der Landwirtschaft, 14,6% in der Dienstleistungsbranche und 3,2% im Produktionssektor tätig. 2)

Tätigkeiten / Produkte

  • unbezahlte landwirtschaftliche Arbeit (Rinderzucht und -schlachtung, Anbau von Blumen oder Bananen) 2)
  • Fischerei 2)
  • Ziegeleien 2)
  • Goldminen (oft inoffiziell) 2)
  • Hausangestellte 2)
  • Schuhputzer, Müllsammler etc. 2)
  • Zwangsarbeit: Betteln 2)
  • ausbeuterische Arbeit, z.B. im Bausektor 2)
  • Drogenhandel und Diebstahl 2)
  • Pornographie 2)
  • Ausbeutung auf Kokaplantagen an der Grenze zu Kolumbien 2)
  • Soldaten (Rekrutierung z.B. durch kolumbianische bewaffnete Gruppen) 2)
  • Kinderhandel von und nach Ecuador: Opfer arbeiten in der Sexindustrie, betteln oder werden als Hausangestellte ausgebeutet. 2)
  • Berichte der Zivilgesellschaft dokumentieren, dass peruanische Jungen unter falschen Versprechungen als Zwangsarbeiter in den Minen Ecuadors rekrutiert werden. 2)

Allgemeine Rahmenbedingungen

  • Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze: 21.5% (Stand: Dezember 2017) 1)
  • Arbeitslosenrate: 6,6% (Stand: 2020) 3)
  • Korruption im Justizwesen verhindert Fortschritte im Kampf gegen Kinderarbeit und Menschenhandel. 4)
  • Hohe Armut und Einkommensungleichheit betreffen vor allem BIPoC in der Bevölkerung. Viele der Kinder werden mit falschen Versprechungen in die Prostitution, Bettelei und Minenarbeit gelockt. 1)
  • Große geschlechtsspezifische Ungleichheit – soziokulturelle Klischees führen dazu, dass 22% der Mädchen unter 18 Jahren verheiratet werden und früh schwanger werden. Die Rolle der Frau beschränkt sich oft lediglich auf die Fortpflanzung und häusliche Aufgaben. 5)
  • Schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Ecuadorianer*innen leben im Ausland: Zwischen 1980 und 2000 vertrieb eine Wirtschaftskrise in Ecuador große Teile der Bevölkerung in den Süden, wie z.B. New York City. In den 1990er Jahren fand eine Währungskrise statt, verursacht durch ein wirtschaftliches Tief und politische Instabilität. Viele flüchteten nach Spanien. 1)
  • Ecuador ist zunehmend Ziel von Einwanderern Lateinamerikas – 98% der Einwanderer stammen aus Kolumbien, die vor der Gewalt in ihrem Land fliehen. Darunter auch viele Kinder, die besonders gefährdet sind, auf der Straße zu arbeiten oder betteln. 1)

Schulbildung

  • Schulbildung ist kostenlos und verpflichtend bis zum 15. Lebensjahr. 2)
  • Trotz kostenloser Schulbildung gibt es Hindernisse beim Zugang zu Bildung, wie z.B. die Kosten für Uniformen und Lehrmaterial, Platzmangel und Lehrermangel sowie Teenager-Schwangerschaften und fehlende Transportmöglichkeiten zu Schulen. 2)
  • Mangel an schulen in ländlichen sowohl als auch städtischen Gebieten, die vor allem Zugang zu Bildung für Indigene erschwert – viele brechen die Schule vorzeitig ab. 2)
  • 16% der 12- bis 17-Jährigen verlassen die Schule früher, um zu arbeiten.
  • Anteil der Schüler, die die Sekundarstufe erreichen: 83,4%. Davon sind 85,9% Mädchen und 81% Jungen. 6)
  • Analphabetenrate: 7,2% – Männer 6,2%, Frauen 7,9% (Stand: 2017) 1)

Ursachen für Kinderarbeit

  • Traditionen 7)
  • Die Landbevölkerung, oft indigenen Ursprungs, ist häufig gezwungen, ihre Kinder – sobald diese 12 Jahre sind – in die Städte zu schicken, um Geld zu verdienen, was oft die organisierte Ausbeutung der Kinder zur Folge hat. 4)
  • Viele Eltern sind ins Ausland abgewandert, um dort Arbeit zu suchen, und haben ihre Kinder zurückgelassen. 8)

Gesetzliche Rahmenbedingungen

  • Die neue Verfassung von 2008 verbietet Zwangsarbeit, Menschenhandel und jegliche Form der Ausbeutung.
  • Das Strafgesetzbuch verbietet Menschenhandel und Sextourismus, Strafen reichen bis einer neunjährigen Haftstrafe.
  • Das Mindestalter zum Arbeiten wird in den nationalen Gesetzen auf 15 Jahre festgelegt. Die maximale Arbeitszeit für Minderjährige liegt bei 6 Stunden am Tag und 5 Tagen die Woche.
  • Körperlich schwere und gesundheitsschädigende Arbeit ist verboten.
  • Auch müssen Kinder mindestens 80% des Lohns verdienen, die ein Erwachsener für die gleiche Arbeit erhalten würde. 15)

Bisherige Lösungsansätze

  • Ein Bildungsgesetz erhöhte 2011 die Dauer der Anwesenheitspflicht für Schulkinder, um die mögliche Arbeitszeit zu reduzieren.
  • Es wurde eine Kommission gegen Kinderhandel gegründet, die mit Interpol und der nationalen Polizei zusammenarbeitet. 15) Es werden Kontrollen durchgeführt und, wenn nötig, Strafen verhängt.
  • Anti-Sex-Tourismus-Kampagne
  • Bildungsstipendien für ehemalige Kinderarbeiter
  • Am 02.09.2010 wurde ein Kompromiss von dem Ministerium für Arbeit unterzeichnet, in dem Aktionen zum Schutz der Menschenrechte von Kindern und Jugendlichen gegen alle Formen der Ausbeutung legitimiert werden. Zwar wird bei Kinderarbeit noch immer zwischen der gefährlichen bzw. gesundheitsschädlichen Form (z.B. auf Mülldeponien, Nachtarbeit) und der ungefährlichen Form unterschieden – alle Staatsinstitutionen Ecuadors haben es sich nun jedoch zur Aufgabe gemacht, die Prävention und Ausmerzung von Kinderarbeit zu stärken. 16)
  • Der „Plan Nacional para la Prevención y Eradicación Progresiva del Trabajo Infantil en el Ecuador“ (übersetzt: staatlicher Plan zur progressiven Vorbeugung und Abschaffung von Kinderarbeit) sieht beispielsweise vor, die schlimmsten Formen von Kinderarbeit bis zum Jahr 2015 und Kinderarbeit im Allgemeinen bis 2020 abzuschaffen. 15)

Bisherige Erfolge

  • Im Juli 2011 lobte UNICEF die ecuadorianische Regierung für ein Unterstützungsprogramm für Kinderarbeiter auf Mülldeponien: Diese Form der Kinderarbeit sei dadurch so gut wie eliminiert worden. 17)
  • Geldtransferprogramme (engl. Conditional Cash Transfer Programs (CCTPs)), wie zum Beispiel das Programm Bono de Desarrollo Humano (BDH), bieten Geldleistungen für arme Familien, die bestimmte Bedingungen erfüllen müssen, wie z. B. der Schulbesuch der Kinder und Gesundheitsuntersuchungen. Der Bildungsstand und die Gesundheitsversorgung armer Kinder wurden so in den letzten Jahren verbessert. 1) 18)
  1. The World Factbook – Ecuador – Central Intelligence Agency – aufgerufen am 25.02.2021
  2. 2019 Findings on the Worst Forms of Child Labor – US Department of Labor – aufgerufen am 25.02.2021
  3. Ecuador – Unemployment Rate – Trading Economics – aufgerufen am 03.06.2013
  4. 2013 UNHCR country operations profile – Ecuador – UNHCR – aufgerufen am 03.06.2013
  5. Humanium – Kinder in Ecuador – aufgerufen am 25.02.2021
  6. UNICEF Data – Ecuador – aufgerufen am 25.02.2021
  7. Ecuador – Country Profile – US Department of Labor – aufgerufen am 03.06.2013 – nicht mehr aufrufbar am 14.05.2014
  8. Ecuador – BackgroundUNICEF – aufgerufen am 03.06.2013
  9. Ratification of C105 – ILO – aufgerufen am 03.06.2013
  10. Ratification of C138 – ILO – aufgerufen am 03.06.2013
  11. Ratification of C182 – ILO – aufgerufen am 03.06.2013
  12. Convention on the Rights of the Child – RatificationVereinte Nationen – aufgerufen am 03.06.2013
  13. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Sale of Children, Child Prostitution and Child Pornography – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 03.06.2013
  14. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Involvement of Children in armed conflict – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 03.06.2013
  15. 2011 Findings on the Worst Forms of Child Labor – US Department of Labor – aufgerufen am 03.06.2013
  16. MRL y municipios trabajan para erradicar el trabajo infantil – El Ciudadano – nicht mehr verfügbar
  17. Ecuador libre de trabajo infantil en basurales – UNICEF – aufgerufen am 03.06.2013
  18. BMC – Strong effect of Ecuador’s conditional cash transfer program on childhood mortality from poverty-related diseases: a nationwide analysis – Artikel vom 17.08.2019



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