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Ägypten: 1,6 Millionen Minderjährige arbeiten

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Gestern veröffentlichte Ägyptens Statistikbüro die neuen Zahlen zur Kinderarbeit. Mehr als neun Prozent der ägyptischen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren arbeiten und die meisten von ihnen unter widrigen Bedingungen. Die Studie zeigt, dass etwa zwei Drittel der Kinderarbeiter jünger als 15 sind, wobei etwa 48 Prozent der Kinder zwischen 12 und 14 Jahre alt sind. Die meisten Kinder arbeiten in den ländlichen Gegenden, etwa 1,32 Millionen. Dementsprechend sind 68 Prozent der minderjährigen Arbeiter in der Landwirtschaft angestellt, gefolgt vom Servicesektor mit 18 Prozent, in dem die Kinder meist in Handelsberufen ausgebildet werden. Mädchen machen 21 Prozent der Kinderarbeiter aus.

Die Studie zur Kinderarbeit in 2010 wurde von der Agentur öffentliche Mobilmachung und Statistik (Central Agency for Public Mobilization And Statistics – CAPMAS) in Zusammenarbeit mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) durchgeführt. Sie ist die erste wissenschaftlich durchgeführte und international anerkannte Bewertung der Situation von Kinderarbeitern in Ägypten. Der ILO Spezialist Luca Azzoni betont, dass diese Studie Ägyptens erster Schritt in Richtung einer ernsthaften Lösung des Problems der Kinderarbeit ist.

Viele Arbeitgeber stellen bevorzugt Kinder ein, da diese weniger kosten und einfacher zu kontrollieren sind. Dem ägyptischen Gesetz nach, dürfen Kinder, die älter als 14 Jahre sind, einer Arbeit nachgehen, solange sie nicht unter gefährlichen oder schweren Bedingungen arbeiten. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass die meisten Kinder im informellen Sektor arbeiten, der kaum reguliert ist und in dem Arbeitsrecht wenig beachtet wird. 82 Prozent der Kinder, 1,32 Millionen, arbeiten unter widrigen Bedingungen. Sie führen entweder extrem anstrengende Tätigkeiten aus, oder sie sind Rauch, Staub, besonders hohen oder niedrigen Temperaturen, Chemikalien, Pestiziden oder ähnlichem ausgesetzt. Außerdem müssen viele sehr lang arbeiten. 29 Prozent der Kinder arbeiten mehr als 43 Stunden die Woche, das sind bei einer 5-Tage Woche mehr als acht Stunden am Tag.

Experten warnen vor den negativen Auswirkungen der Kinderarbeit, vor allem auf die Bildung der Minderjährigen. Frank Hagemann, ein Experte für Kinderarbeit bei der ILO, ist der Meinung, dass Kinderarbeit nationale Entwicklungsbemühungen zunichte mache, da Kinderarbeiter nicht effektiv an der Wirtschaft teilnehmen könnten, da ihnen durch mangelnde Bildung der Weg versperrt sei. Dieses Problem ist in Ägypten offensichtlich. Die Studie fand heraus, dass rund 400 000 der arbeitenden Kinder, etwa 25 Prozent der gesamten Anzahl an Kinderarbeitern, Schulschwänzer sind. Fast 40 Prozent von ihnen geben an, dass sie Schule schwänzen und arbeiten, da sie sich nicht für Bildung interessieren, während 15 Prozent Armut als Grund anführen.

Armut scheint generell die Haupterklärung für die vielen Kinderarbeiter zu sein. Rund 50 Prozent der Kinder sagen aus, dass sie arbeiten um ihre Familien zu unterstützen. Fast 40 Prozent erhöhen mit ihrer Arbeit das Familieneinkommen, aber nur sechs Prozent arbeiten um ein Handwerk zu erlernen, das sie später mal nützen können. Insgesamt geben 87,4 Prozent der Kinder ihre Gehälter an ihre Eltern weiter.

Link zum Artikel – 1,6 Millionen minderjährige Arbeiter in Ägypten: Offizielle Zahlen (englisch)

Link zum Artikel – Kinderarbeit in Ägypten wird auf über 1,5 Millionen geschätzt (englisch)




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