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Türkei: Kinderheirat bleibt ein Problem

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Der Fall eines 13-jährigen Mädchens, welches in der Provinz Sanliurfa im Südosten der Türkei einen Jungen zur Welt brachte, sorgte für Aufsehen. Dabei ist er keine Ausnahme: Obwohl keine offiziellen Statistiken vorliegen, schätzt Selen Dogan, die Koordinatorin der Frauenrechtsbewegung Uçan Süpürge, dass im Südosten des Landes beinahe jedes zweite Mädchen bereits unter 18 Jahren verheirat wird.

Nach türkischem Zivilrecht ist die Heirat mit Minderjährigen nur unter besonderen Umständen und ab 16 Jahren möglich. Dennoch versuchen viele Familien, die gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen, wie Professor Yasin Aktay, der Leiter des Strategic Thought Institute, festgestellt hat.

Das Festhalten an den „Kinderbräuten“ hat soziokulturelle Gründe. Besonders in ländlichen Gebieten versuchten einkommensschwache Familien seit jeher, ihre minderjährigen Töchter frühzeitig zu verheiraten, um sich selbst zu entlasten. So fand die Heirat von jungen Mädchen Einzug in die Gesellschaft. Dass sich diese Praktik bis heute hält, ist auf die kulturelle Akzeptanz und auf unzureichendes Engagement in diesem Bereich zurückzuführen. Dabei ist die Kinderheirat von Region zu Region unterschiedlich anerkannt.

Dennoch hat in letzter Zeit ein langsames Umdenken stattgefunden, wodurch die Heirat mit Minderjährigen vielerorts als soziales Problem wahrgenommen wird. Jedoch tauchen so auch neue Probleme auf: Kommt es zu einer strafrechtlichen Verfolgung der Ehemänner, sind wiederum die jugendlichen Mädchen die Leidtragenden, da sie dann, ohne soziale Absicherung und oftmals schwanger, auf sich allein gestellt sind.

Das Projekt Child Brides, welches im August 2010 in 54 türkischen Städten ins Leben gerufen wurde, stellt so einen Versuch dar, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen, öffentliche Aufmerksamkeit für die Problematik zu generieren und politische Veränderung voranzutreiben, wie Dogan, die auch ein Buch zur Kinderheirat verfasst hat, erklärt.

Diese Veränderungen an der soziokulturellen Essenz der Gesellschaft brauchen Zeit. Bis dahin erinnern nur schwerwiegende Fälle wie in Sanliurfa, dass die Kindesheirat weiterhin ein immanenter Bestandteil der türkischen Gesellschaft bleibt. Dabei erstrecken sich die Fälle nicht nur auf den Osten und Südosten, sondern auf das ganze Land.

 

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