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Spaniens gestohlene Kinder

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Bereits vor einigen Monaten wurde bekannt, in welchem Ausmaß der Kinderhandel in Spanien in den letzten Jahrzehnten betrieben wurde. Wie wir in vorherigen Artikeln bereits berichteten, wurden in Spaniens Spitälern jahrzehntelang Neugeborene gestohlen und verkauft – und dies in ganz großem Stil. 1) Bis zu 300.000 Babys sollen während der Franco-Ära und sogar bis in die 90er Jahre hinein von Nonnen, Priestern und Ärzten verkauften worden sein. 2)

 Meist lief es nach bekanntem Schema ab: Den oft alleinstehenden Müttern wurden die Babys nach der Geburt zum Baden oder zu Untersuchungen abgenommen. Daraufhin kam die Mitteilung, das Kind sei leider verstorben. Die Kliniken behaupteten, sie würden sich um alles kümmern, und so bekamen die meisten Mütter ihre Kinder nie tot zu sehen. Misstrauischen Müttern wurden in Madrid zum Beweis tiefgefrorene Babyleichen vorgeführt während die eigentlichen Kinder an reiche Ehepaare weiterverkauft wurden.

 Antonio Barroso, Präsident der Stiftung Anadir, ist einer der Antreiber der Aufklärung von Kinderraubfällen in Spanien. Er selbst wurde als Kind von einer Nonne verkauft. Heute betreut der Gründer der „Vereinigung der illegalen Adoptionen“ andere Betroffene von Kinderraub und unterstützt sie auf der Suche nach verschollenen Angehörigen. Die Fälle nehmen nicht ab und täglich verzeichnet Anadir etwa vier bis fünf Neuanmeldungen.

 Am 27. Januar 2011 hat Anadir eine Sammelklage eingereicht. Seitdem steht das Thema schwer in der Diskussion und immer mehr Zeitungen nehmen sich des Falls an. Doch die Kirche schützt ihre Mitglieder mit aller Macht. „Bisher wurde eine einzige Nonne wegen Kinderraub angeklagt“, erzählt Barroso. „Das ist lachhaft. Und die Archive der Kirche bleiben bis heute verschlossen.“ Auch die Politik sei in die Fälle verstrickt. Ohne die Toleranz gewisser Politiker hätte es nicht so weit kommen können, da ist sich Barroso sicher.

 Laut Experten für Kinderhandel seien die Täter nicht zentralistisch organisiert gewesen. Vielmehr betrieb jedes Spital sein eigenes Geschäft. Dies erklärt auch, warum von Fällen von Saragossa bis Madrid und Barcelona berichtet wurde.

 Doch seit der Sammelklage berichteten auch internationale Medien über die Vorkommnisse. Dadurch verstärkte sich der Druck auf die Regierung. Barosso hat Hoffnung, dass weitere Opfer ihre leiblichen Eltern beziehungsweise Kinder finden. Auch hofft er, dass es zu Verurteilungen kommen wird. Doch die Verantwortlichen, die oft die einzigen Zeugen sind, sterben weg. Die meisten sind heute in einem Alter zwischen 60 und 80 Jahren. Außerdem könnten mittlerweile viele Fälle vor Gericht als verjährt betrachtet werden. Doch Barosso und die Mitglieder von Anadir geben die Hoffnung nicht auf. 3)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Link zum Artikel von EarthLink
  2. Link zum Artikel von EarthLink
  3. Link zum Artikel der Basler Zeitung



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2 Gedanken zu „Spaniens gestohlene Kinder“

  1. auch ich entdeckte sehr spaet,dass ich illegal adoptiert worden bi‘,als eines der“franco-waisenkinder“,wie meine adoptivmutter uns immer nur bezeichnete,…-aber ich [nde keine kontaktadresse von ANADIR,wo ich nach meiner biologischen familie suchen kann!??…

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