Nach fast 50 Jahren Bürgerkrieg hat Südsudan 2011 die Unabhängigkeit bekommen. Jetzt kämpft der neue Staat mit einer Reihe von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Die Herausforderungen sind groß: Hunger und Elend prägen das Leben vieler Menschen.
Millionen Sudanesen sind heimatlos. Wegen des Krieges sowie der Naturkatastrophen fliehen sie in die Städte, in der Hoffnung ein besseres Leben zu finden. Besonders stark sind die Kinder betroffen: Jeder zweite Vertriebene ist weniger als 18 Jahre alt 1).
Nach Angaben des südsudanesischen Ministeriums für Arbeit und Soziales hat die Zahl der Straßenkinder in den letzten Jahren stark zugenommen. Die wichtigsten Gründe dafür seien die Folgen des Krieges, Dürre und andauernde Kämpfe zwischen verschiedenen Klanen um Ressourcen, erklärt die Regierung diese Tendenz. 2).
Einige der Straßenkinder sind Waisen, deren Eltern entweder im Krieg gefallen oder an AIDS gestorben sind. Andere kommen aus kaputten Familien und werden zum Betteln oder zur Arbeit auf die Straße geschickt. „Es ist fast schon üblich, Jungen im Alter von 10 Jahren zum Betteln oder für kleinere Arbeiten auf die Straße zu schicken, um ihre Familien zu unterstützen“, sagt die Untersekretärin des Ministeriums für Arbeit und Soziales Helen Achiro. „Es gibt aber auch eine neue Tendenz: Viele Eltern kehren in ihre Dörfer zurück und lassen die Kinder in der Stadt, um selbst bessere Arbeitsmöglichkeiten zu bekommen“ 2).
Gewalt, Drogen und Hunger gehören zum Alltag der Straßenkinder in Südsudan. Einige Arbeitgeber zahlen für die Arbeit mit Klebstoff statt Geld. Diese billige Droge lässt die Kinder für ein Paar Stunden Hunger und Perspektivlosigkeit vergessen. Für viele Mädchen bleibt als einzige Möglichkeit sich über Wasser zu halten, sich zu verkaufen. „Ich werde auf der Straße sowieso vergewaltigt“, erklärt eine 15–jährige Prostituierte. „Es ist doch besser, mich selbst anzubieten und damit Geld zu verdienen, sodass ich Essen und Kleider kaufen kann“ 3).
Die südsudanesische Regierung hat in Kooperation mit ILO das Projekt „Tackling Child Labour through Education (TACKLE)“ (die Beseitigung der Kinderarbeit durch Bildung) begonnen. Ziel des Projektes ist die Verbesserung der schulischen Infrastruktur, der Kampf mit der Armut sowie die Unterstützung der Regierung bei der Umsetzung der nationalen und internationalen Gesetze gegen Kinderarbeit 4).