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Ägyptens neue Verfassung – Kein Bekenntnis gegen Kinderarbeit

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Die enorme Machtausweitung des neuen ägyptischen Präsidenten Mursi führte zu den schweren Auseinandersetzungen zwischen Anhängern Mursis und seinen Gegnern in diesen Tagen. Viele Ägypter fürchten erneut die Zustände einer Diktatur. Daran wird auch die neue Verfassung nichts ändern, über die in einem Referendum am 15. Dezember entschieden wird. In dem Verfassungsentwurf, der mehrheitlich von Mursis Anhängern ausgearbeitet wurde, werden Menschenrechte nicht ausreichend beachtet. NGOs kritisieren vor allem, dass die Religionsfreiheit eingeschränkt ist, die Gleichberechtigung von Frauen nicht gegeben ist und Rechte von Kindern nicht sichergestellt sind. Minderjährige werden nicht vor einer frühen Hochzeit, die meist von den Eltern arrangiert ist, geschützt und Kinderarbeit wird toleriert. 1)

Kinderarbeit ist nach wie vor ein großes Problem in Ägypten und betrifft schätzungsweise zwei bis drei Millionen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren und damit ein Fünftel aller Kinder dieser Altersgruppe. Vorrangig arbeiten Kinder in der Landwirtschaft, aber auch in kleinen Betrieben oder als Verkäufer in den Städten. In Kairo und anderen Städten gibt es kaum einen Platz, an dem man nicht auf arbeitende Kinder trifft. Häufig unterstützen Kinder ihre Eltern, da deren Einkommen alleine nicht ausreicht. Andere Kinder werden von ihren Eltern auf die Straße geschickt, um durch Gelegenheitsarbeiten oder Betteln Geld nach Hause zu bringen. Armut ist auch in Ägypten die Hauptursache für Kinderarbeit. Besonders Mädchen wird häufig ein Schulbesuch untersagt, da Bildung für ihre spätere Rolle als Ehefrau als nicht relevant gesehen wird.

Besonderen Gefahren sind die Kinder auf der Straße ausgesetzt. Straßenkinder werden verschleppt und in die großen Städte oder Touristenzentren verschleppt. Dort werden sie zum Arbeiten oder Betteln gezwungen. Auch vor sexueller Ausbeutung sind die Kinder nicht geschützt. Mädchen werden verschleppt oder auch von den Eltern verkauft, um in so genannten Zeitehen für einen bestimmten Zeitraum mit wohlhabenden Männern verheiratet zu werden. 2)

Kinderarbeit ist in Ägypten besonders in informellen Betrieben verbreitet, was auch bedeutet, dass sie schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind und häufig nur minimale Löhne erhalten, die deutlich unter der Bezahlung Erwachsener liegen. In der Landwirtschaft sind die Kinder anstrengendsten Tätigkeiten bei großer Hitze ausgeliefert. Auch in industriellen Betrieben sind die gesundheitlichen Belastungen aufgrund gefährlicher Arbeit bei mangelnden Sicherheitsstandards stark. 3) Der Tätigkeitsbereich umfasst nahezu alle Bereiche bis hin zu Arbeit in Minen. Lange Arbeitszeiten von 10-12 Stunden pro Tag sind nicht selten.

Ein Ende der weit verbreiteten Kinderarbeit erscheint derzeit nur wenig realistisch. Die bei großen Bevölkerungsteilen herrschende Armut müsste dazu gelindert werden. Politische Konflikte sind einem wirtschaftlichen Aufschwung dabei nicht förderlich. Daneben müssen Regierung und Behörden Kinderarbeit konkret verbieten und dieses Verbot stark kontrollieren, was bei der derzeit instabilen Lage kaum stattfindet. 4) Ägypten hat zwar internationale Abkommen gegen Kinderarbeit unterzeichnet. Der aktuelle Verfassungsentwurf setzt dies allerdings nicht ausreichend in nationales Recht um. 5)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Egypt’s new constitution limits fundamental freedoms and ignores women’s rightsAmnesty International
  2. 2011 Findings on the Worst Forms of Child Labor – Egypt – UNHCR
  3. Egypt: Focus on child labour – UNHCR
  4. Egyptians ramp up efforts to address child labour – Al Shorfa Link nicht verfügbar 10.06.15
  5. Egypt’s new constitution limits fundamental freedoms and ignores women’s rights – Amnesty International



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