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Neue Statistiken belegen: 400.000 Kinderarbeiter in Paraguay!

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

„Ich war noch nie der Schule“, sagt Julio, 14 Jahre alt. „Ich habe bereits auf der Straße gearbeitet, seit ich 10 bin. Für etwas anderes habe ich keine Zeit.“ Anstatt im Unterricht zu sitzen und Vokabeln zu büffeln, muss er jeden Tag ab 7 Uhr an einer Straßenecke des Barrio Obrero, ein Viertel der Hauptstadt Asunción, stehen und darauf hoffen, dass vorbeikommende Passanten dreckige Schuhe haben, um sie zu reinigen. Das Putzen ist erträglich, etwa 10 US-Dollar kann man so am Tag verdienen. Viel Geld in Paraguay, mit dem man seine Familie unterstützen kann. 1)

Julio ist kein Einzelfall. Bereits 2004 teilten geschätzte 338.833 Kinder zwischen 10 und 17 Jahren sein Schicksal, jeder Siebte von ihnen geht wie Julio nicht zur Schule. 1)

Nun hat das nationale Institut für Statistik in Zusammenarbeit mit der ILO eine neue Studie veröffentlicht – und die Ergebnisse sind besorgniserregend.

395.000 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren verrichten demnach ausbeuterische und für sie schädliche Kinderarbeit. Damit sind 21,3% aller Kinder dieser Altersgruppe betroffen. Besonders stark ist das regionale Gefälle: Arbeiten „nur“ 14,3% aller in urbanen Gebieten lebenden Kinder, so sind es auf dem Land 30,0%. Auch hinsichtlich des Geschlechts ist eine große Diskrepanz zu verzeichnen: Der Anteil an arbeitenden Jungen ist mehr als doppelt so groß wie der bei den Mädchen.

Das Steigen des generellen Anteils an Kinderarbeitern mit zunehmendem Alter dürfte hingegen kaum jemanden überraschen – die Tatsache, dass dennoch 7,3% aller Fünf- bis Neunjährigen ausbeuterische Kinderarbeit verrichten, dagegen schon.

Die Folgen sind fatal – vor allem, da die Mehrheit der Kinderarbeit in sehr gefährlichen Branchen arbeitet. Allein die Hälfte ist in der Landwirtschaft beschäftigt, ein weiteres Fünftel im Gastronomie- und Hotelbereich. Da verwundert es kaum, dass mehr als 40% der Betroffenen über Blessuren und Verletzungen klagen – meistens über Erschöpfungszustände, Rückenschmerzen oder Wunden. Besonders schlimm: Etwa 52.000 sind physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt.

Als wäre das nicht gravierend genug, ist die Bezahlung auch noch defizitär: Mehr als 40% erhalten nämlich gar keinen Lohn, auch, weil sie häufig in Familienbetrieben arbeiten.

 

Link zur Studie: Magnitud y características del trabajo infantil y adolescente en el Paraguay (Spanisch)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Paraguay struggles to eradicate child labor – Info sur Hoy – nicht mehr aufrufbar 21.01.15



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