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Hauptsache die Straße ist sauber – Gefängniskinder auf den Philippinen

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Er ist von zu Hause geflohen und arbeitet auf Baustellen seit er acht ist. „Schule“ ist ihm ein Fremdwort. Joshua lungert auf der Straße herum, bettelt, schnüffelt Klebstoff, versucht der Realität zu entfliehen. Mit fünfzehn Jahren wird er verhaftet. Zu dieser Zeit arbeitet er in einer Billardhalle. Angeblicher Grund seiner Verhaftung: Ein Diebstahl, der sich in der vergangenen Nacht ereignet hatte. Davon weiß er nichts. Den Behörden ist das egal, sie bringen ihn in das nächstgelegene Stadtgefängnis.
Ein ähnliches Schicksal erfahren viele junge Kinder auf den Philippinen. 1999 waren weltweit ungefähr eine Million Kinder im Gefängnis. 1) Inzwischen sind es mehr, auf den Philippinen allein befinden sich über 20 000 Minderjährige in Haft. 2) Die meisten Kinder werden nur deshalb weggesperrt, weil sie Geschäftsinhabern lästig sind und das Straßenbild stören. Viele von ihnen sind außerdem gezwungen, illegale Tätigkeiten auszuüben, um zu überleben. So stehlen sie, handeln mit Drogen, oder prostituieren sich. Vor allem für Kunden und Touristen wirken sie abschreckend. Bürgermeister und Polizisten „entfernen“ das Problem. In schlimmeren Fällen, so beispielsweise in einigen lateinamerikanischen Städten, werden Straßenkinder sogar umgebracht, die Straße wird „gesäubert“.

Die Kinder erkranken oft aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen. Das Essen kann kaum gegessen werden, verdrecktes Wasser, sowie überfüllte Zellen machen ihnen zu schaffen. Die Toilette wird von den Kindern selbst gereinigt, überall stinkt es nach Urin und Abwasser. Es gibt nicht genug Schlafplätze, die Insassen müssen eng zusammengekauert oder sogar im Stehen schlafen. Die Kinder werden gezwungen, sich gegenseitig zu schlagen, von den Wärtern und älteren Mithäftlingen grundlos gequält, vergewaltigt, nackt ausgezogen und verprügelt – in den Gefängnissen herrscht eine Kultur der Straflosigkeit. Und immer wieder kommt es zu Todesfällen.

„Diese Haftbedingungen sind nur noch vergleichbar mit der Käfighaltung von Hühnern“, der prominente Schauspieler Klaus J. Behrendt ist erschüttert, „aber da sind junge Menschen weggesperrt, sogar viele Kinder!“. Sein Kollege Dr. Joe Bausch beschreibt: „Die Bedingungen der Haft sind absolut inhuman und dürfen nicht hingenommen werden. Dort leben bis zu vier Menschen pro Quadratmeter. Alle leiden unter Parasitenbefall und Hautkrankheiten. Ich habe noch nie so viele Tuberkulose-Fälle auf einmal gesehen!“ Für 800 Gefangene komme nur einmal die Woche für wenige Stunden ein Arzt. 3)

Joshua hat Glück. Zwei Jahre nach seiner Festnahme wird er frei gelassen. Eine Kinderschutzorganisation hat dafür gesorgt und kümmert sich nun um ihn. In der Schule ist er der älteste. Die Grundschüler sprechen ihn mit „Sir“ an, ihm ist das peinlich.

Joshua wird es vielleicht schaffen, sich ein besseres Leben aufzubauen und aus der Armut auszubrechen. Die meisten Kinder haben diese Chance jedoch nicht. Sie werden wieder auf der Straße landen. Sie werden wieder gezwungen sein, ihre illegalen Tätigkeiten aufzunehmen. Sie werden wieder stehlen. Sie werden wieder mit Drogen handeln und sie werden sich prostituieren. Hinzu kommen seelische Folgeschäden. Je nach Erfahrungen werden die Kinder ihr Leben lang mit psychischen Traumata zu kämpfen haben.

Angesichts des verheerenden Taifuns Haiyan letzte Woche hat und wird sich die Situation der Straßenkinder in naher Zukunft höchstwahrscheinlich verschlechtern. Es ist dringend nötig, diesen Kindern eine Zukunftsperspektive zu geben, indem man ihnen den Zugang zu Bildung gewährleistet. Sie müssen aus der Illegalität befreit werden und der schlimme Gefängnisaufenthalt muss ihnen erspart bleiben.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Knastkinder – abgerufen am 15.11.2013  
  2. misereor: Gefängniskinder – Link zum Artikel nicht mehr abrufbar am 10.03.2014
  3. Knastkinder – abgerufen am 15.11.2013



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