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Indische Kinder schuften für unser Make-up

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Schlangen- und Skorpionbisse, Mineneinstürze, Schnittwunden, Atemwegserkrankungen oder Hautinfektionen: All diesen Gefahren sieht sich der 12-jährige Salim tagtäglich ausgesetzt, wenn er für 50 Rupien, also knappe 60 Cent, rund 10kg Glimmer abbaut. Salim arbeitet in einem Tagebau im indischen Bundesstaat Jharkhand im Osten des Landes. Er ist auf der Suche nach dem Mineral Glimmer, das anschließend exportiert wird. 1)

Glimmer ist ein wichtiger Bestandteil von Kosmetikprodukten, die der Haut einen verführerischen Schimmer verleihen. Ein Großteil des abgebauten Glimmers aus Indien landet also in Form von Lidschatten, Lippenstift oder Rouge in unseren Gesichtern. 2) Wohl kaum eine der Konsumentinnen der Make-up-Produkte ist sich aber bewusst, unter welchen Bedingungen der Bestandteil ihres Beauty-Produktes abgebaut wurde.

60% des globalen Glimmerverbrauchs werden durch Indien abgedeckt. Dabei verlaufen 86% dieser Exporte und der vorangegangene Abbau unkontrolliert. 2) Glaubt man den offiziellen Angaben, so exportiert Indien jährlich 30 000t Glimmer, einige hundert Tonnen befinden sich in Lagerstätten. Tatsächlich verlassen jedes Jahr jedoch rund 150 000t des Minerals den südasiatischen Staat. Dies zeigt, welches Ausmaß der illegale Abbau und Handel des Minerals angenommen hat. 1)

Besonders in den illegalen Minen arbeiten immer wieder Kinder, wie auch der 12-jährige Salim. In den letzten Jahren sind nun einige große Kosmetikkonzerne auf dieses Problem aufmerksam geworden. Um Kinderarbeit in ihrer Lieferkette ausschließen zu können, müssten die Zulieferer regelmäßig kontrolliert werden. 3) Das ist ob der politischen Instabilität in der ostindischen Region jedoch nicht immer einfach. Das Gebiet wird von Rebellen, den Naxaliten, beherrscht; immer wieder werden Polizisten ermordet. 1)

Merck, Glimmerlieferant des Kosmetikgiganten L’Oréal, hat sich 2007 dennoch dazu entschlossen, regelmäßige Kontrollen durchführen zu lassen. Auch hier kamen jedoch Zweifel auf, inwieweit diesen Audits tatsächlich vertraut werden kann. 2) Einen anderen Weg geht das Unternehmen Lush, das in Zukunft vollständig auf den Einsatz von Glimmer in seinen Produkten verzichten und durch synthetische Stoffe ersetzen will. Bis wann die Produktion tatsächlich glimmerfrei sein soll, wurde nicht verraten. 3) Damit befreit sich das Unternehmen zwar von Vorwürfen der Kinderarbeit, es geht jedoch auch in keinster Weise gegen das Problem oder dessen Ursache vor. „At some stage, the whole industry should take responsibility for [unethical mining]”, sagte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber The Guardian. 3) Dieser Aussage kommt das Unternehmen mit seiner eigenen Maßnahme, in Zukunft vollkommen auf das Mineral Glimmer verzichten zu wollen, leider nicht nach. Wünschenswert wäre, dass Unternehmen sich verstärkt für faire Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferern einsetzen. Dazu gehört unter anderem die Auszahlung angemessener Löhne, sodass das Gehalt der Eltern für die Versorgung der Familie ausreicht und es für Kinder nicht mehr notwendig ist, etwas dazu zu verdienen. Man sollte also versuchen, die Ursachen von Kinderarbeit zu beheben, anstatt nur gegen die Kinderarbeit selbst vorzugehen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. The Age, 19.01.2014: India’s mica mines: The shameful truth behind mineral make-up’s shimmer; Aufgerufen am 11.03.2014
  2. The Guardian, 10.03.2014: Child labour: Mineral make-up boom raises fears over ethical extraction; Aufgerufen am 11.03.2014
  3. The Guardian, 10.03.2014: Lush to remove mica from all products over child labour fears; Aufgerufen am 11.03.2014



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