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Hollywood: Ausbeutung von jungen Schauspielern

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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In Hollywood ist es gang und gäbe, dass Kinder mit gefälschten Dokumenten als Erwachsene eingestellt werden. Damit werden die strengen kalifornischen Arbeitsgesetze für Kinder umgangen. Gefälschte Zertifikate sind Lizenzen zur Ausbeutung von Kindern. Der Vorteil für die Agenturen ist, dass sie nicht extra einen Lehrer am Drehort engagieren müssen und die Kinder längere Stunden am Stück arbeiten können. Dieser Betrug wird schon seit einigen Jahren ausgeübt, ermöglicht durch eine Fülle von erkauften Zertifikaten, zustimmenden Eltern, knallharten Agenturen und Managern und Produzenten, die Geld sparen möchten. Hunderten, vielleicht sogar tausenden Schauspielern im Alter von etwa 14 Jahren wurden gefälschte Dokumente durch verschiedene Internetseiten ausgestellt, sodass sie als „Legale 18-jährige“ angestellt werden können. Dieses Schlupfloch erlaubt es ihnen, genauso viele Stunden wie Erwachsene zu arbeiten, ohne den Schutz eines Lehrers am Set, der sich um ihre Sicherheit, Bildung und um ihr Wohlergehen kümmert. Ebenso ermöglicht es den Produzenten, bis spät in die Nacht zu drehen.

Doch vielleicht ändert sich nun etwas, denn letzten Monat wurde die Lincoln Academy, welche falsche Diplome ausgestellt hat, vom texanischen Bundesstaat geschlossen. Solche Schulen, sagt Generalstaatsanwalt Greg Abbott aus Texas, sind oft „nur online verfügbar, ohne Akkreditierung, und sie ermöglichen Schülern innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen mit geringem Aufwand ein Diplom zu erhalten.“ Das sollte eigentlich jeden Produzenten veranlassen, bei der Auswahl von jungen Schauspielern genauer die vorgezeigten Zertifikate anzuschauen. Da so gut wie jedes online ausgestellte Diplom gefälscht ist, sollte immer noch nach einem weiteren Nachweis gefragt werden.

Kinder zu finden, die „legal“ als Erwachsene arbeiten, gehört zur Routinearbeit von vielen Agenturen. Viele Produzenten bevorzugen oder fordern es sogar, dass ihre jugendlichen Schauspieler auf dem Papier 18 Jahre alt sind, damit sie eine Menge Geld sparen können. Für einen Werbespot von Mattel wurden ein Dutzend „legaler 18-jähriger“ Schauspieler gesucht. In der Anzeige stand, dass alle mindestens 18 sein müssen, aber aussehen sollen wie 15-17 Jährige.

„Vor etwa sechs Jahren“, erinnert sich Studiolehrerin Judy Brown, „hatten wir eine 15-jährige Schauspielerin in einer Seifenoper. Der Agent drängte ihre Mutter dazu, sie als 18-jährige registrieren zu lassen, damit sie wettbewerbsfähiger sei und sich nicht an die Vorschriften des Kinderarbeitsgesetzes halten müsse.“ Daraufhin meldete sie ihre Tochter bei der Dennison Academy an, bezahlte 250 US-Dollar und bereits am darauffolgenden Samstag hatte ihre Tochter eine Prüfung abgelegt. Diese bestand aus einem einfachen Multiple-Choice-Test und einem kurzen Aufsatz, in dem die Kinder über ihre Erlebnisse aus dem letzten Sommerurlaub berichten sollten. Das Ganze hat nicht einmal eine Stunde gedauert. Eine halbe Stunde später haben alle erfahren, dass sie bestanden haben. Anfangs dachte die junge Schauspielern, dass das Zertifikat ein Volltreffer für sie sei, doch schon bald realisierte sie, was es in Hollywood bedeutet, wie ein Erwachsener zu arbeiten. Als sie für einen Film in Detroit gebucht wurde, musste sie zwei Wochen lang 14 Stunden am Tag arbeiten und das ohne Pause. Zusätzlich fanden die Dreharbeiten meistens nachts und draußen statt. Ihre Mutter protestierte zwar, doch die Produzenten ignorierten sie. „Ihre Mutter zerriss das Diplom“, sagt Brown, „und ließ sie nie wieder Rollen für Erwachsene übernehmen.“ Die Dennison Academy war für eine Stellungnahme nicht erreichbar und ist seitdem geschlossen. Doch viele neue Internetseiten, welche die gleichen Dienste anbieten, sind daraufhin entstanden, um die Nachfragelücke zu schließen.

„Es ist sehr schädlich“, sagt Psychotherapeutin Jenn Berman, die in ihrer Privatpraxis viele Kinderschauspieler und ihre Eltern betreut. „Es schafft viel Angst, Depressionen und Groll“, sagt Berman, „Es verletzt die Kind-Eltern Beziehung“. Dazu verpflichtet zu sein genauso viel zu arbeiten wie ein Erwachsener, führt zu Vernachlässigungen in der Schulausbildung, was wiederum negative Folgen für das spätere Leben haben kann.

Das kalifornische Ministerium für Bildung ist machtlos im Kampf gegen das Verkaufen von gefälschten Diplomen. „Der Bundesstaat hat keinen Überblick über Privatschulen“, sagte Tina Jung, Zuständige für die Öffentlichkeitsarbeit. Es müsste ein vom Kongress verabschiedetes Gesetz geben, um alle Online-Hochschulen zu schließen, von denen so viele betrügen. Die erzwungene Schließung der Lincoln Academy soll eine Warnung für Hollywood sein! 1)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Deadline: Hollywood’s Phony Diploma Mills Help Underage Actors Labor in Film Biz Underground – 29.09.2014



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