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In Thailand sitzen tausende Kinder in Abschiebehaft

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Fußball war schon immer Dougs Lieblingssport. Laut seiner Mutter war er schon von klein auf ein aktiver Junge, der viel Spaß am Spielen hatte. Aber Doug konnte seiner Leidenschaft schon lange nicht mehr nachgehen. Er sitzt seit drei Jahren zusammen mit seiner Mutter und seiner größeren Schwester in Abschiebehaft, seit seinem sechsten Lebensjahr. 1)

Laut einem neuen Bericht von Human Rights Watch werden in Thailand jedes Jahr tausende minderjährige Migranten und Asylbewerber willkürlich und oft auf unbestimmte Zeit inhaftiert. Die Kinder werden häufig mit den erwachsenen Insassen zusammen in überfüllte Zellen gesperrt, wo sie unter Gewalt und mangelhafter medizinischer Versorgung leiden. Auch die hygienischen Bedingungen sowie die Ernährung seien nicht ausreichend und gefährden die Gesundheit der Kinder. 2)

Für den Bericht hat Human Rights Watch 105 Personen interviewt, darunter auch 41 Kinder, die jünger als 8 Jahre alt waren. Viele von ihnen berichteten, dass die Zellen so überfüllt waren, dass sie im Sitzen schlafen mussten oder auf Fliesen ohne Matratzen und Decken. Dazu gab es nur wenige Toiletten, die sich alle teilen mussten. 3)

Auch ist es die Unsicherheit, die viele Kinder zermürbt. Da ihnen jegliche Bildung verwehrt und oft keine Aussicht auf Besserung gezeigt wird, geben viele irgendwann auf. Auch dem kleinen Doug ging es so. Laut seiner Schwester saß er irgendwann nur noch rum und lag am Boden. Seine Mutter sagte: „Er hat nicht mehr gesprochen. Es ist hart für die Kinder, wir verlieren jede Hoffnung.“ Langfristig können die Haftbedingungen zu fatalen Konsequenzen für die Kinder führen. So sind zum einen schwere Traumata zu befürchten. Zum anderen wirken sich auch die fehlenden Bildungsmöglichkeiten auf die Entwicklung der Betroffenen aus. So ist bei unzureichender Betreuung nach der Haft ein Abgleiten in Armut und Perspektivlosigkeit anzunehmen. Damit könnte auch Kinderarbeit, die in Thailand und im benachbarten Myanmar (wo ein Großteil der Flüchtlinge herkommt) weit verbreitet ist, eine Folge darstellen.  4)

In Thailand gibt es kein Asylsystem oder Strukturen, um Flüchtlingen zu helfen. Dem Gesetz nach wird jeder Ausländer ohne gültiges Visum als illegaler Immigrant behandelt und kann deshalb inhaftiert und abgeschoben werden. Laut Human Rights Watch verstoßen diese Praktiken sowohl gegen die Rechte von Kindern als auch von Erwachsenen. Dazu fehle es an zuverlässigen Mechanismen, um gegen den Freiheitsentzug zu appellieren. Unbefristete Inhaftierungen ohne die Möglichkeit auf gerichtliche Überprüfung seien willkürliche Festnahmen und nach internationalem Recht verboten.

Thailand bewirbt sich für die Periode 2015-2017 um einen Sitz im UN-Menschenrechtsrat. Ein Aktivist von Human Rights Watch beschreibt das als eine wunderbare Gelegenheit für das Land, um seine Menschenrechtsbilanz aufzubessern. Die Anzahl der Kinder in Haft sei nicht so hoch, dass sie das Land vor unlösbare Aufgaben stelle. Ein Vorbild könnte die Einwanderungspraxis auf den Philippinen sein. Dort gibt es im Gegensatz zur Inhaftierungspraxis offene Durchgangslager und bedingte Freiheitsansätze, die die Rechte der Kinder wahren. 2)

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Human Rights Watch: Two Years With No Moon – Zuletzt aufgerufen am 11.09.2014
  2. Business Insider: Rights Group Slams Thai Detention Of Child Migrants and Refugees – Zuletzt aufgerufen am 11.09.2014
  3. Entwicklungspolitik Online: Human Rights Watch: Tausende Kinder in Thailand in Abschiebehaft – Zuletzt aufgerufen am 11.09.2014
  4. Human Rights Watch: Two Years With No Moon – Zuletzt aufgerufen am 11.09.2014



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