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Dokumentarfilm: „Die Adoption“

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Auslandsadoptionen sind ein umstrittenes Thema. Vielen kinderlosen Paaren bleibt jedoch oft keine andere Alternative, um sich den langersehnten Wunsch nach einem eigenen Kind zu erfüllen. Die meisten Paare entscheiden sich bewusst für die Adoption eines Kindes aus ärmsten Verhältnissen in Dritte-Welt-Ländern. Sie handeln mit bestem Gewissen und guten Absichten. Durch sie erhalten zumindest einige dieser in vielen Fällen Waisenkinder eine neue Perspektive und die Chance auf Bildung.

Nicht immer jedoch steckt hinter einer Adoption nur Gutes. Hier gilt es klar zu unterscheiden, ob man ein Kind von noch lebenden Eltern adoptiert oder ein Waisenkind. Vor allem in armen Ländern sind tatsächlich Waisenkinder die ärmsten und perspektivlosesten der Gesellschaft. Sie haben keine Chance auf eine Ausbildung, keine Vorbilder und leben noch dazu in sehr armen Verhältnissen. Hier kann die Adoption durch Paare des globalen Nordens durchaus sinnvoll und auch gut für das Kind sein. Viel schwieriger gestaltet sich jedoch die Adoption von Kindern lebender Eltern. Hier kann die Adoptionsbranche oft skrupellos sein. Adoptionsagenturen nutzen die oftmals ausweglosen Situationen armer Familien aus. Sie versprechen Eltern Bildung und ein besseres Leben für ihre Kinder. Sie sagen ihnen, dass es die beste Entscheidung sei, ihre Kinder wegzugeben, anstatt sie unter ärmlichen Bedingungen großzuziehen. Auf den kulturellen und emotionalen Wert der echten Familie und ursprünglichen Umgebung wird in keinster Weise eingegangen. Eltern in Dritte-Welt-Ländern glauben solchen fragwürdigen Agenturen, die nur auf Profit aus sind, weil sie es selbst nicht besser wissen. Auch entscheidend ist es, in welchem Alter das Kind zur Adoption freigegeben wird. Je älter sie werden, desto problematischer gestalten sich die Trennung der Kinder von ihrer gewohnten Umgebung und das Einleben in eine völlig neue Gesellschaft bzw. Kultur, mit für das Kind völlig unbekannten Rahmenbedingungen. 1)

Ein dänischer Dokumentarfilm behandelt genau diese Problematik. „Die Adoption“ dokumentiert auf aufwühlende und mitreißende Art und Weise das Schicksal zweier Familien. Husen und Sinkenesh, ein äthiopisches Paar mit ihren fünf über alles geliebten Kindern und Henriette und Gert, ein kinderloses Paar aus Dänemark, treffen aufeinander. Während sich für Henriette und Gert, den zukünftigen Adoptiveltern der kleinen Masho und ihres Bruders Roba, ein langersehnter Traum erfüllt, wird für Husen und Sinkenesh der schlimmste Alptraum Realität. Nachdem bei beiden leiblichen Eltern HIV diagnostiziert und eine weitere Lebenszeit von lediglich fünf Jahren prognostiziert wurde, treffen die fürsorglichen und liebevollen Eltern eine höchst rationale Entscheidung zum vermeintlichen Wohle ihrer Kinder – Sie geben auf Empfehlung einer Adoptionsagentur ihre beiden jüngsten Kinder zur Adoption frei. Eine Entscheidung aus Verzweiflung und Unwissenheit, die sie für den Rest ihres Lebens bereuen sollen.

Über einen Zeitraum von vier Jahren wird aufgezeichnet, wie zwei Kinder ihrer gewohnten, familiären und harmonischen Umgebung entrissen, für immer von ihren geliebten leiblichen Eltern getrennt und in die Obhut eines konservativen dänischen Ehepaars gegeben werden. Auch der Werdegang der Kleinen und ihre „Eingliederung“ in eine kaltherzige und ungewohnte neue dänische Familie werden verfolgt. Vor allem die kleine Masho macht es den Adoptiveltern nicht einfach. Sie rebelliert auf ihre einzigartige Art und Weise gegen die neue Kultur voller Regeln und Einschränkungen. Schon bald schlägt Henriettes und Gerts einstige Freude über den Familienzuwachs in Kälte, ja beinahe Hass, dem willensstarken Mädchen gegenüber um. Schuld für das „komische Verhalten“ von Masho wird den leiblichen Eltern in Äthiopien gegeben. Den Fehler in den eigenen Erziehungsmaßnahmen zu suchen, kommt den beiden nicht in den Sinn.

Während Henriette und Gert in Dänemark restlos überfordert sind, Masho schon nach kurzer Zeit immer wieder an Pflegefamilien abgeben und sich letzen Endes dazu entscheiden sie ganz wegzugeben – als wäre sie eine Ware – , haben Husen und Sinkenesh mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Die einzige Bedingung der leiblichen Eltern war es, dass sie regelmäßig über das Wohl ihrer Kinder informiert werden. Nicht einmal das wird von der fragwürdigen Adoptionsagentur erfüllt. Neben dem Schmerz des Verlustes ihrer Kinder, den sie tagtäglich durchleben, müssen sie nun auch noch Kraft dafür aufwenden, auch nur irgendetwas über den Werdegang ihrer Tochter Masho und ihres Sohnes Roba zu erfahren. 2)

Herzergreifend, erschütternd und zum Umdenken auffordernd – „Die Adoption“. Noch bis morgen in der ARD-Mediathek.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. T-Online: Adoptions-Industrie oder das Beste für das Kind? – aufgerufen am 13.7.2015
  2. Dokumentarfilm auf Vimeo: Die Adoption – aufgerufen am 03.09.2015



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3 Gedanken zu „Dokumentarfilm: „Die Adoption““

  1. Ich habe gerade diese Doku gesehen und mir tat nur diese kleine, unendlich traurige und gebrochene Kinderseele leid. Das arme Mädchen und was für eine schrecklich hartherzige Adoptivmutter. Leider gibt es keinen Elternführerschein. Warum sind diese beiden wohl nach Äthopien und über eine private Adoptionsvermittlung gefahren? Ich hätte da eine Idee.. Die Adoptiveltern haben sich und vor allem dem Kind keinen Gefallen getan. Das Kind funktioniert nicht wie ein Hund, also weg damit, sollen sich andere kümmern.
    Pfui und Fremdschäm.
    Ich hoffe, dem Mädchen geht es inzwischen besser und s i e wird psychologisch betreut.

  2. Es ist schrecklich und überaus traurig mitanzusehen, wie insbesondere die (egozentrische oder narzistische?) Adoptivmutter das kleine Masho für Kleinigkeiten nieder macht. Noch trauriger ist es, das ein Psychologe, der die Familie unterstützen soll, das Verhalten der Eltern befürwortet, die Hilferufe des Mädchens nicht hört und die Bedürfnisse des Mädchens nicht sieht. Sie ist ein Kind und in allem was sie macht, wird ein Fehlverhalten gesehen. Sie darf nicht Kind sein. Solchen Menschen sollten eine Adoption nicht erlaubt werden.

  3. ich kann nicht begreifen, wieso niemand diesen adoptiveltern sagt, dass es in erster linie liebe gebraucht hätte. mir ist zum weinen nach diesem film.

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