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Kindersoldaten in der Ukraine?

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

Uganda, Kongo, Kolumbien oder Myanmar: Über Kindersoldaten aus diesen oder anderen, größtenteils afrikanischen Ländern hört man viel. Der Krieg in der Ost-Ukraine, der im Frühjahr 2014 in den Gebieten Donezk und Lugansk begonnen hat und in Folge tausende Tote hervorbrachte, hat allerdings dazu geführt, dass auch in diesem Land Kindersoldaten rekrutiert werden.

Nach den Pariser Prinzipien werden Kindersoldaten als „alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden (…), darunter Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden“ definiert. 1)

Beide Kriegsparteien im Ukrainekonflikt werfen sich vor, Kindersoldaten einzusetzen. Die Lager versuchen, sich gegenseitig als möglichst unmenschlich darzustellen. Tatsächlich werden in der Ukraine auf beiden Seiten der Front Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren militärisch ausgebildet.

Einerseits haben Recherchen des ARD-Magazins FAKT ergeben, dass ukrainische Ultranationalisten, die auf der Seite der regulären Armee kämpfen, Kinder für den bewaffneten Kampf gegen pro-russische Separatisten ausbilden. 2) Der „Rechte Sektor“ wirbt im Internet für Kurse, die sich an Kinder im Alter von 11 bis 16 Jahren richten. In diesen Kursen wird eine militärische Grundausbildung angeboten, darunter auch der Umgang mit dem Sturmgewehr AK47. 3) Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Kinder später als Soldaten, wenn auch nicht unbedingt direkt im Kampf, aber beispielsweise als Spione oder Träger, eingesetzt werden.

Andererseits trainieren Separatisten laut den Recherchen des ZDF-Magazins „Frontal 21“ ebenfalls Kindersoldaten; manche wurden sogar zu Kampfeinsätzen an die Front geschickt. 4) Einige Jugendliche haben bereits im Alter von 14 Jahren an „Säuberungsaktionen“ der Separatisten teilgenommen und selbst Kriegswaffen eingesetzt. Frontal21 konnte in der Nähe von Lugansk in einer Kadettenschule mit mehreren Kindersoldaten sprechen und erfahren, welche seelischen Verletzungen viele der jungen Kämpfer davontragen. So schildert der 16-jährige Jewgenij Schakunow seine traumatischen Erlebnisse an der Front und berichtet von seinen Angstgefühlen und Albträumen, von Schlaflosigkeit und Wahnvorstellungen. 5) Zugleich rechtfertigt der Lokalpolitiker Alexander Kolesnik den Einsatz von Kindersoldaten und schiebt die Schuld der Zentralregierung in Kiew zu.

Man kann nicht behaupten, dass Kinder und Jugendliche in der Ukraine massenhaft zum Fronteinsatz geschickt werden. Es ist jedoch mittlerweile bewiesen, dass einige Kinder an Kämpfen ebenso wie Erwachsene teilnehmen. 6) Außerdem ist allein die Ausbildung von Kindern an Waffen laut Barbara Küppers von der internationalen Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes ein Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention. Die Ukraine hat diese Konvention im Jahr 1991 ratifiziert.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Terre des hommes: Daten und Fakten über Kindersoldaten – zuletzt aufgerufen am 12.11.2015
  2. Das Erste: Ultranationalisten trainieren Kinder an Waffen – zuletzt aufgerufen am 12.11.2015
  3. Sputnik Deutschland: Ukraine: Rechter Sektor trainiert Kindersoldaten für Donbass-Einsatz – zuletzt aufgerufen am 12.11.2015
  4. Frontal 21: Kindersoldaten im Front-Einsatz – zuletzt aufgerufen am 12.11.2015
  5. Spiegel Online: Teenager-Soldaten in der Ukraine: „Oft rieche ich Blut und verglühtes Metall“ – zuletzt aufgerufen am 12.11.2015
  6. BBC: Ukraina: v bojah s obeih storon uchastvujut deti – zuletzt aufgerufen am 12.11.2015



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