Zum Inhalt springen

Sozialhilfe in der Landwirtschaft: Ja, aber genug?

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In dem Alter, in dem Kinder normalerweise in die Schule gehen und lernen, müssen Millionen von ihnen arbeiten. Zurzeit gibt es weltweit etwa 168 Millionen arbeitende Kinder, eine Praxis, die besonders in den ländlichen und armen Haushalten verbreitet ist: Fast 60 Prozent aller arbeitenden Kinder zwischen fünf und 17 sind, oft zwangsläufig, in der Landwirtschaft beschäftigt. 1) Dauernde Armut und Unterernährung im Kindesalter führen dabei zu der Frage, ob diverse Sozialschutzprogramme effektiv zur Verringerung der Kinderarbeit in der Landwirtschaft beitragen.

Es ist allgemein anerkannt, dass der Sozialpolitik im Kampf gegen die Kinderarbeit eine Schlüsselrolle zukommt. Laut dem ILO-Bericht über weltweite Kinderarbeit leisten soziale Maßnahmen einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Kinderarbeit. 2) Es gibt viele Beweise dafür, dass Länder, die in Sozialschutz investieren, einen vergleichsweise niedrigeren Anteil an Kinderarbeit vorweisen können. Der Grund hierfür ist, dass diese Unterstützung einige Schwachstellen der wirtschaftlichen und sozialen Situation positiv beeinflussen.

Ein Beispiel für den Sozialschutz sind die sogenannten „bedingte Geldtransferprogramme“ (Conditional Cash Transfers, CCT). In diesen Programmen werden arme Haushalte regelmäßig mit einem Barbetrag unterstützt unter der Bedingung, dass sie bestimmte Verpflichtungen im Hinblick auf die menschliche Entwicklung erfüllen (z.B. Kinder in die Schule zu schicken bzw. regelmäßige medizinische Versorgung sicherzustellen). Diese CCT-Programme, die Mitte der neunziger Jahre erstmals von Brasilien und Mexiko eingeführt wurden, sind vor allem in Lateinamerika verbreitet, wo ihnen Erfolge bei der Armutslinderung bzw. bei der Bekämpfung von Kinderarbeit zugeschrieben werden. Diese Erfolge haben zur Übernahme von CCTs in anderen Regionen geführt. 3)

In Afrika südlich der Sahara sind andererseits „unbedingte Geldtransfers“ (Unconditional Cash Transfers, UCT), Bargeldauszahlungen ohne Gegenleistung, verbreitet. Diese Hilfszahlungen für Waisen bzw. andere gefährdete Kinder wirkten sich positiv auf die Zahlen der Einschulung und den Besuch der Schulen aus. Dies hatte auch den Effekt, dass sich der Anteil der Kinderarbeit reduzierte. 4)

Allerdings sind nach aktuellen Informationen die erzielten Erfolge der Geldtransfer in den verschiedenen Ländern unterschiedlich. Obwohl die Sozialgeldtransfers in Kenia und Lesotho den Anteil der Kinderarbeit auf den Bauernhöfen wesentlich reduzierten, hatten sie nur geringe direkte Auswirkungen auf die Situation in Sambia oder Ghana. 5) Dies könnte z.B. auf die mögliche erhöhte Produktivität der Landwirtschaft als Folge der Investitionen für den Lebensunterhalt der Familien zurückzuführen sein. Diese Situation könnte wiederum zu weiterer Nachfrage nach Kinderarbeit für ländliche Tätigkeiten oder zu größerer Beteiligung der Kinder an der Hausarbeit führen.

Sozialschutz ist unabdingbar, er ist jedoch nicht allein ausreichend, um Kinderarbeit in der Landwirtschaft erfolgreich zu bekämpfen bzw. zu verhindern. 6) Sozialschutzinstrumente müssen effektiver mit Maßnahmen ergänzt werden, welche die ursprünglichen Ursachen von Kinderarbeit in der Landwirtschaft (wie z.B. chronische Armut, Schwierigkeiten beim Zugang zu Bildung, sowie Arbeitsmarktbedingungen und kulturelle Einstellungen) bekämpfen.

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. International Labour Office: Marking Progress against child labour – zuletzt aufgerufen am 04.11.2015
  2. Internationale Arbeitsorganisation: Sozialer Schutz ist entscheidend im Kampf gegen Kinderarbeit – zuletzt aufgerufen am 04.11.2015
  3. Internationales Arbeitsamt: Das Vorgehen gegen Kinderarbeit forcieren – zuletzt aufgerufen am 04.11.2015
  4. Food and Agriculture Organization of the United Nations: Qualitative research and analyses of the economic impacts of cash transfer programmes in Sub-Saharan Africa – zuletzt aufgerufen am 04.11.2015
  5. Food and Agriculture Organization of the United Nations: From Protection to Production: The Role of Cash Transfer Programmes in Fostering Broad-Based Economic Development in sub-Saharan Africa – zuletzt aufgerufen am 04.11.2015
  6. Food and Agriculture Organization of the United Nations: Can social protection stop child labor in agriculture? – nicht mehr verfügbar



Umfrage
Was bewirkt unsere Arbeit?
Um zu erfahren, was unsere Kampagne "Aktiv gegen Kinderarbeit" bewirkt, bitten wir dich um Antwort auf zwei kurze Fragen:

Hast du hier Neues erfahren?

Willst du möglichst nur noch Produkte ohne ausbeuterische Kinderarbeit kaufen?

Anregungen, Kritik oder sonstige Anmerkungen:




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert