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Europäische Modekonzerne beschäftigen minderjährige syrische Flüchtlinge

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

„Ich arbeite nicht so gern, ich lerne lieber oder spiele. Ich hätte gern später angefangen zu arbeiten, aber hier kümmert sich ja keiner um uns…“ ~ Hamza, 13 Jahre 1) 

Einige der größten Modeunternehmen aus Europa verkaufen Kleidung, die von syrischen Flüchtlingen hergestellt wurde. Das deckte diese Woche die britische Rundfunk-Anstalt BBC auf. Die betroffenen Fabrikarbeiter sind teilweise sogar noch minderjährig. Laut BBC arbeiteten die Flüchtlinge zu unannehmbaren Bedingungen, ohne ausreichend Schutz und für einen geringen Lohn. Und das in der Türkei – Europas Verbündetem in der Flüchtlingskrise. Abnehmer der besagten Fabriken sind die europäischen Modemarken Zara, Mango, Next, ASOS und Marks & Spencer. 2) Keiner der Arbeiter traute sich, die Missstände anzuprangern, da nur wenige der drei Millionen syrischen Flüchtlinge in der Türkei eine Arbeitserlaubnis haben. Ein 15-jähriger Junge musste zwölf Stunden pro Tag Kleidung bügeln, die nach Großbritannien exportiert wurde. Die dafür bezahlten Löhne lagen allesamt weit unter dem türkischen Mindestlohn. Die syrischen Arbeiter bekamen nur knapp einen Euro pro Stunde. 3)

Die betroffenen Firmen reagierten unterschiedlich auf die Anschuldigungen. Marks & Spencer nannten die Zustände „extrem ernst“ und „inakzeptabel“. 3) Ein Sprecher der Marke erklärte den ethischen Handel als grundlegend für das Modelabel. Deshalb sind eigentlich alle Lieferanten verpflichtet, die Prinzipien von M&S im Umgang mit den Arbeitern einzuhalten. Das Unternehmen versprach, alles Mögliche für eine bessere Kontrolle zu tun. Dafür soll beispielsweise allen volljährigen Syrern, die in den Produktionsstätten gefunden wurden, eine dauerhafte, legale Anstellung angeboten werden. Der britische Online-Händler ASOS versicherte, ab „jetzt angemessene Löhne auszubezahlen“. 3) Journalisten fanden mehrere syrische Flüchtlinge, die im Hinterhof einer Fabrik in Istanbul unter harter Arbeit Kleidungsstücke für ASOS herstellten. Von den 14 syrischen Arbeitern waren drei unter 16 Jahre alt. Zumindest die Existenz der Fabrik war dem Unternehmen bekannt. Auch die in Deutschland beliebten Marken Mango und Zara sind an der Ausbeutung der Flüchtlinge in der Türkei beteiligt. BBC fand zwölf Syrer in einer Fabrik, in der Jeans für die Marken hergestellt werden. Die Arbeiter mussten täglich zwölf Stunden lang gesundheitsschädliche Chemikalien auf Jeans sprühen, um sie zu bleichen. Nur wenige trugen Mundschutz. Mango gab an, kein Wissen über die Fabrik zu haben. Zara bekräftigte, selbst regelmäßig Kontrollen zu den Arbeitsbedingungen durchzuführen. Die schlechten Verhältnisse in der Türkei hätten sie bereits im Juni angeprangert und den jeweiligen Fabriken bis Dezember 2016 Zeit zur Behebung gegeben. 3) Inwiefern die besagten Firmen ihre Versprechen tatsächlich einhalten, bleibt offen.

Kinderarbeit ist auch in der türkischen Stadt Gaziantep präsent. Dort lebt eine hohe Anzahl an syrischen Flüchtlingen. So auch der 13-jährige Hamza, seine neun- und elf-jährigen Brüder und seine Mutter. Sie flüchteten 2014 aus Aleppo. Da ihre Mutter krank ist, müssen die Brüder in einer Schuhfabrik arbeiten, um das teure Leben in der Türkei bezahlen zu können. Der Besitzer der Schuhfabrik, Abu Shihab, ist ein syrischer Geschäftsmann. Er ist sich bewusst, dass die Kinder noch zu jung für die Fabrik sind. Doch er sieht sein Handeln als Akt der Güte, um die Brüder vor der Straße zu bewahren. Er bezahlt ihnen ungefähr 15 Euro für eine Woche, die aus sechs Arbeitstagen mit jeweils zwölf Stunden besteht. Es gibt laut Shihab Arbeitgeber, die die syrischen Kinder ausbeuten oder sie missbrauchen würden. Und irgendwoher müssen die syrischen Flüchtlinge ihr Geld ja nehmen. 1) Auch Hamza sieht seine Arbeit als notwendig:

Fußnoten (Hinweise, Quellen, Links)

  1. Euronews: Kinderarbeit, Misshandlung, Ausbeutung – syrische Flüchtlingskinder in der Türkei – veröffentlicht am 15.07.2016
  2. SpiegelOnline: Modekonzerne lassen Flüchtlinge schuften – veröffentlicht am 25.10.2016
  3. The Huffington Post: So werden syrische Flüchtlinge von Modeunternehmen wie Zara und Asos ausgebeutet – veröffentlicht am 24.10.2016



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