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Das Geschäft mit der käuflichen Liebe macht Kambodschas Kinder kaputt

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

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Kambodscha- das Land am Golf von Thailand wird ein immer beliebteres Ziel für Touristen aus aller Welt. Besonders die Tempel von Angkor Wat, aber auch die Hauptstadt Phnom Penh ziehen jährlich Millionen Backpacker an. Der Tourismus verändert sich jedoch zunehmend: weg von der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten, hin zu Sextourismus.

Die Kambodschanerin Khiev Sreyno ist heute 17 Jahre alt. Damals, mit gerade einmal 14 Jahren, verkaufte sie ihre Jungfräulichkeit für rund 800 Euro an einen viel älteren Touristen. Khiev entschied sich ihren Körper zu verkaufen, weil ihre Familie sehr arm war- sie hatte also keine andere Wahl. Bevor sie anfing, als Prostituierte zu arbeiten, ging sie zur Schule, sammelte nachts Müll und verkaufte nebenher Zuckerrohr. Um wenigstens Geld für etwas Reis zu haben, brach sie nach der vierten Klasse die Schule ab, um mehr Zeit für den Verkauf zu haben. Schließlich aber begann sie sich zu prostituieren. Nacht für Nacht verbringt sie in Bars, wo sie auf Freier wartet. Wenn sie mit Kunden zusammen ist, ist sie meist betrunken, um die Situation zu ertragen. Khiev lebt heute mit tiefen seelischen Wunden und in ständiger Angst, HIV- Positiv zu sein. Sie hätte gerne einen anderen Job: im Nagelstudio- Hauptsache weg von der Prostitution 1).

Das Schicksal von Khiev steht stellvertretend für das Leben vieler junger Kambodschaner- Jungs und Mädchen. Seit das Nachbarland Thailand seine Gesetze bezüglich der Prostitution erheblich verschärft hat, floriert das Geschäft mit dem käuflichen Sex in Kambodscha. Ein Großteil derjenigen, die dort für Sex bezahlen, sind Kambodschaner. Jedoch expandiert auch die Sextourismus- Branche des Landes enorm. Dabei sind ein Drittel der Prostituierten unter 18 Jahre alt. Die Kinder arbeiten in Karaoke- Bars, Massage- Salons oder auf der Straße um angesprochen zu werden. Für den Geschlechtsverkehr bekommen sie oft nur einen Euro. Manche Männer zahlen auch 500 Euro- für eine ganze Woche. Oftmals werden die Kinder auch mit Drogen bezahlt, hauptsächliche Klebstoffe und Ecstasy. Auf der einen Seite versuchen die Kinder so ihr Schicksal zu vergessen, auf der anderen Seite bekommen sie durch den Drogenkonsum das Gefühl, Mittäter zu sein, da Drogenmissbrauch illegal ist. Das macht sie gegenüber den Bordellbesitzern aber auch Freiern leichter zu kontrollieren 2). Im Vergleich zu anderen Kambodschanern, die oft mit nur 50 Cent am Tag überleben müssen, erscheint das Geschäft mit dem Sex verhältnismäßig lukrativ 3). So entscheiden sich immer mehr verzweifelte Eltern, die Jungfräulichkeit ihrer eigenen Töchter zu verkaufen oder sie an Bordellbesitzer zu veräußern. Das Motiv der Eltern: Armut und die Hoffnung mit dem Geld überleben zu können. Obwohl Prostitution von Kindern gesetzlich verboten ist, ist sie im ganzen Land, besonders aber in den Tourismushochburgen, weit verbreitet.

Seit ein paar Jahren hat sich eine neue Art des Sextourismus etabliert: Besuche in Waisenhäusern. Meist männliche Täter tarnen sich als Touristen oder freiwillige Helfer und haben so ungestörten Zugang zu den Zimmern der Kinder 4).

Die Folgen für die sexuell missbrauchten Kinder sind weitreichend. Schwere psychische Erkrankungen wie Traumata, aber auch physische Folgen wie Geschlechtskrankheiten- besonders HIV. Informationen von Unicef zufolge leben mehr als 130.000 Menschen der Zwölf-Millionen-Bevölkerung Kambodschas mit dem Virus, 59.000 davon sind Frauen ab 15 Jahren 3). Rund ein Prozent der Bevölkerung leidet also an HIV.

Für professionelle Hilfe fehlt das Geld. So sind die Kinder auf Organisationen wie APLE angewiesen. APLE- Action Pour Les Enfants- ist eine kambodschanische Nichtregierungsorganisation, die Opfer sexuellen Missbrauchs rechtlich und sozial unterstützen, sowie auf das Thema in der Öffentlichkeit aufmerksam machen 4). Zwar sehen Kambodschas Gesetze Haftstrafen von bis zu 15 Jahren für sexuelle Ausbeutung von Kindern vor, jedoch ist der Schutz der Minderjährigen als ungenügend zu bezeichnen. Der Kampf gegen den Missbrauch wird zwar stärker verfolgt, jedoch macht es besonders die Korruption im Land schwer, die bestehenden Gesetze anzuwenden, da die Polizei oftmals in die Geschäfte verwickelt ist oder davon profitiert.

Zu hoffen bleibt, dass immer mehr Menschen auf das Thema aufmerksam werden und besonders die kambodschanische Regierung rigoroser gegen die Prostitution der Kinder vorgehen kann und wird. Die meisten Kambodschaner schämen sich für das Image ihres Landes als Sextourismusziel 4). Ändern kann sich das nur, wenn sich alle Beteiligten gemeinsam dafür einsetzen.

 

  1. Blick: das traurige Schicksal einer Kinderprostituierten in Kambodscha; Veröffentlicht am 09.12.2017
  2. Focus Online: „Ich war die Jüngste“; Artikel vom 04.08.2008
  3. Spiegel Online: Verkauft von den eigenen Eltern; Artikel vom 29.01.2007
  4. E+Z: Zweifelhafter Ruf; Artikel vom 20.03.2015



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