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Primark

Unternehmenspolitik gegen Kinderarbeit
Kontrollen der Produktionsstätten
Vorwürfe bzgl. Kinderarbeit
Unsere Branchenzuordnung:
Mode, Bekleidung, Textilien
Auf unsere Anfragen seit 24.09.2009 haben wir Antwort erhalten.


Produkte und Produktionsorte

Welche Produkte, Vorprodukte oder Rohstoffe sind in Bezug auf ausbeuterische Kinderarbeit besonders zu betrachten?

Woher kommen die Produkte, Vorprodukte oder Rohstoffe bzw. wo wird produziert?

Unternehmenspolitik

Wie ist die allgemeine Unternehmenspolitik bezüglich Kinderarbeit?

Die Firma ist Mitglied bei bzw. unterstützt (auch nach eigenen Angaben):
  • In seinem „Code of Conduct“ spricht sich das Unternehmen Primark gegen Kinderarbeit aus. Dieser basiert auf der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UNDHR) und den Standards der internationalen Arbeitsorganisation (ILO). 1)

Kontrollen

Wie wird die Einhaltung der Unternehmenspolitik oder Richtlinien kontrolliert?

  • Das Unternehmen kontrolliert (nach unserer Einschätzung) nicht alle relevanten Produktionsschritte. Um ausbeuterische Kinderarbeit für ein Endprodukt möglichst ausschließen zu können, müssen alle relevanten Produktionsschritte kontrolliert werden. Relevant sind Produktionsschritte in Ländern oder Regionen, für die bekannt ist, dass ausbeuterische Kinderarbeit in diesem Bereich regelmäßig vorkommt. Dies betrifft auch Vorprodukte über die gesamte Produktions- und Lieferkette hinweg, die das Unternehmen von Zulieferern bezieht.

  • Primark prüft alle Tier 1 Standorte bevor Bestellungen vorgenommen werden und dann regelmäßig (mind jährlich).
  • Alle Audits sind unangekündigt, außer dem Erstaudit Audit. Die Produktion nur genehmigt, wenn die Standards von Primark gemäß dem Verhaltenskodex für Lieferanten erfüllt sind.
  • Alle Audits beinhalten strenge Kontrollen auf erzwungene Arbeit und Menschenhandel, einschließlich einer Überprüfung der relevanten Dokumentation, vertrauliche Mitarbeitergespräche, Besuche der zugehörigen Produktionsstätten und Arbeiter Unterbringung, falls vom Werk gestellt.
  • Auch können Mitarbeitergespräche außerhalb des Standorts geführt werden, wenn  es für notwendig erachtet wird und die Unterstützung NGOs oder andere Experten hinzugezogen werden.
  • Primark befolgt die SMETA-Best-Practice-Leitlinien.
  • Die eigenen Auditoren sind nach SA8000-Standards geschult.
  • Nach jedem Audit erhält das Werk eine Korrekturmaßnahmenplan (CAP)
  • Jedes Element in der GAP ist befristet und die GAP enthält praktische Anleitungen um der Fabrikleitung bei der Umsetzung zu helfen Empfohlene Maßnahme.
  • Die Umsetzung der GAP wird überprüft durch laufende Überwachung inkl. Folgeaudits, Spot-Kontrollen, Dokumentenprüfung und Mitarbeitergespräche. 1)
  • Primark argumentiert, dass es unmöglich für jeglichen Käufer ist, einen Überblick über die Produktionskette zu haben. Geoff Lancaster, Leiter für außerbetriebliche Angelegenheiten, erklärt: “Es ist sehr schwierig Missbrauch bei Zulieferfirmen zu identifizieren, wenn die Vertragspartner so weit entfernt sind.“ 2)

Welche Siegel bzw. Zertifikate nutzt die Firma (auch nach eigenen Angaben) um aubeuterischer Kinderarbeit vorzubeugen?

Vorwürfe

Gibt es Vorwürfe zu Kinderarbeit?

  • Woher genau die Baumwolle in den Produkten des Unternehmens stammt, ist uns nicht bekannt. Ein Großteil der Baumwolle auf dem Weltmarkt stammt aus Indien, Pakistan, Usbekistan und Ägypten. Von hier sind ernsthafte Vorwürfe über ausbeuterische Kinderarbeit im Baumwollanbau und Baumwollernte bekannt geworden.

  • Die Textilien des Unternehmens wurden (womöglich) in asiatischen Ländern wie Indien und Bangladesh oder (womöglich) in südafrikanischen Ländern wie Lesotho oder Swasiland produziert. Aus diesen Ländern wird immer wieder über Kinderarbeit bei der Textilproduktion berichtet.

  • Ob das Unternehmen Produkte aus solchen Produktionsstätten oder Plantagen bezieht oder nicht, hat es uns nicht mitgeteilt. Soweit das Unternehmen keine wirksamen Kontrollen seiner eigenen Produktionsstätten und der seiner Vorlieferanten durchführen lässt, kann Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden.

  • Im Jahr 2019 veröffentlichte die Christliche Initiative Romero (CIR) einen Bericht, in dem sie erklärte, dass sie 73 srilankische Mitarbeiter aus sechs Zulieferfabriken von Primark befragt hatte. Das Ergebnis zeigte an, dass keine der benannten Zulieferfabriken den Verhaltenskodex des Einzelhändlers erfüllte und einige an Verstößen gegen lokale Gesetze beteiligt waren. 3)
  • Im Juni 2008 berichtete das englische Fernsehen im BBC Panorama Programm von Kinderarbeit bei mehreren Zulieferfirmen Primarks in Indien. Drei seiner Zulieferer hatten Aufträge an Subunternehmen weitergegeben, ohne den Textil-Discounter Primark darüber zu informieren. Die Kinder waren um die elf Jahre alt und kamen aus einem Flüchtlingslager. Sie mussten in Heimarbeit Stick- und Näharbeiten ausführen. 4) Allerdings wurde drei Jahre später, im Juni 2011, nach langen Ermittlungen von Seiten Primarks und einer umfassenden Überprüfung durch BBC Trust bekannt, dass es sich bei der Sendung des Panorama Programms um gefälschtes Material handelte. Die Vorsitzende von BBC Trust, Alison Hastings, entschuldigte sich öffentlich bei Primark auf dem Kanal BBC One. Die Entschuldigung stand eine Woche auf der Panorama Webseite online. 5)
  • Die im April 2012 veröffentlichte Studie “Maid in India” der SOCOM (Centre for Research on Multinational Corporations) und der ICN (India Committee of the Netherlands) nennt Primark als Abnehmer der indischen Textilfabriken KPR Mill und SSM India. Diese Fabriken wenden das Sumangali-Schema an, d.h. Arbeiterinnen werden über einen mehrjährigen Zeitraum an eine Fabrik gebunden und erst nach Ablauf des Vertrages bekommen sie ihr angespartes Geld ausbezahlt. Beim Zulieferer KPR Mill wurden Arbeiterinnen entdeckt, die jünger als 14 Jahre alt waren. Ihr Anteil an der kompletten Belegschaft soll 10 % ausmachen, 65% der Arbeiter werden auf unter 18 geschätzt. Viele Arbeiterinnen werden nach dem Sumangali-Schema bezahlt. Es sind Fälle bekannt, in denen jungen Frauen ihr Geld nicht ausgezahlt wurde, obwohl sie ihren Vertrag erfüllt hatten. Auch bei SSM India trafen die Forscher auf Arbeiterinnen unter 14 Jahren, ein 13-jähriges Mädchen gab an, bereits seit einem Jahr in der Fabrik zu arbeiten. Sieben-Tage-Wochen und Überstunden sind gängige Praxis. Außerdem werden Misshandlungen durch Aufseher genannt 6) .
  • Im April 2013 stürzte das Rana Plaza Gebäude ein. In Folge des Einsturzes gab es Vorwürfe von Kinderarbeit in vier der fünf Fabriken, die in Rana Plaza produzierten. Es handelte sich um New Wave Bottom, New Wave Style, Ethertex und Phantom Apparel. Es wird den Fabrikmanagern vorgeworfen, Kinder gezwungen zu haben, sehr lang zu arbeiten und sie vor externen Kontrolleuren verborgen zu haben. 7) Ajiron Begun (40 Jahre), eine Arbeiterin bei New Wave Bottom, erklärte, es habe einige Kinderarbeiter gegeben. Wenn ein Käufer die Fabrik inspizierte, seien sie in der Toilette versteckt worden. Ajiron Begun erklärte weiter, sie habe ein Mädchen gekannt, das noch nicht einmal 15 Jahre alt war. 7) Primark wird vorgeworfen bei New Wave Bottom produziert zu haben. 8)
  • Im Juni 2014 wurden in Großbritanien mehrere Hilferufe auf Zetteln gefunden, die in Kleidung von Primark eingenäht worden waren. Diese Hilferufe, die zum Teil in Englisch und zum Teil in Chinesisch geschrieben waren, beklagten unmenschliche Arbeitsbedingungen und Zwangsarbeit in den Herstellerbetrieben. 9) Update: Die gefundenen Hilferufe sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Fälschungen. Vermutlich war die Aktion von Aktivisten initiiert, die auf das fragwürdige Geschäftsprinzip des Unternehmens aufmerksam machen wollten. 10)

Reaktionen

Wie reagierte oder reagiert das Unternehmen auf Vorwürfe?

  • Primark reagierte sofort auf die Vorwürfe der BBC und kündigte die Geschäftsverträge der drei Zuliefererfirmen in Südindien, noch bevor die Sendung des BBC Programms ausgestrahlt wurde. 11) „Was wir vorfanden, ließ uns keine andere Möglichkeit, als diese Fabriken fallen zu lassen“, sagte ein Unternehmenssprecher von Primark und fügte hinzu: „Kein Mensch, der bei Verstand ist, hätte anders gehandelt.“ 12) Primark nahm ebenso die betroffenen Kleidungsstücke vom Markt.  ((Telegraph)
  • Menschenrechtsaktivisten wie von „War on Want“ kritisierten jedoch die Vorgehensweise des Unternehmens. Anstatt das Vertragsverhältnis zu kündigen hätte man die dortigen Arbeitsbedingungen verbessern können, denn Hunderte von Arbeitern gerieten dadurch in eine schlechtere Lage als zuvor. Primark versuchte nicht in Dialog mit den Zulieferfirmen zu treten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. 12)
  • Die Tatsache, dass Primark die Vertragsverhältnisse mit den betroffenen Zulieferern im Falle des Kinderarbeitsvorwurfs von BBC so schnell aufgekündigt hatte, anstatt den gewöhnlichen Ansatz zu verfolgen, mit den Zulieferern gemeinsam an einer Lösung des Problems versuchen zu arbeiten, lag daran, dass die Zulieferer bis zuletzt abgestritten hatten, Aufträge an Subunternehmen weitergegeben zu haben. 13) Als sich herausstellte, dass die Vorwürfe von BBC auf falschen Tatsachen beruhten, war dies nicht weiter verwunderlich.
  • Als Reaktion auf die Gerüchte veröffentlichte Primark eine Website mit dem Namen „Ethical Primark“. Hier wird konkret auf die Ethikrichtlinien wie den Code of conduct hingewiesen und über die Mitgliedschaft bei der „Ethnical trading Initiative (ETI) “ berichtet. 14)
  • Primark wird in Reaktion auf die Vorwürfe der Maid in India Studie an der Child Labour Platform/ UN Global Compact Labour Working Group teilnehmen, um Strategien gegen Kinderarbeit zu entwickeln. 15) .
  •  Primark gehört der Ethical Trading Initiative (ETI) an. Diese organisierte ein gut besuchtes Treffen ihrer Mitglieder (internationale Marken,  NGOs und Gewerkschaften) im März 2011 in Tirupur. In Zukunft möchte man mit einem Drei-Punkte-Programm die Arbeitsbedingungen in den Textilzulieferbetrieben verbesseren. Noch fehlt die Zustimmung der ETI-Mitglieder 15).
  • Als im Juni 2014 die in Primark-Kleider eingenähten Hilferufe entdeckt wurden, zweifelte das Unternehemn in einer Stellungnahme die Echtheit dieser eingenähten Zettel an. Primark erklärte seine Zweifel damit, dass die Kleidungsstücke, in denen die Hilferufe gefunden wurden, bereits vor Jahren produziert worden seien. Dennoch künidgte das Unternehmen an, den Vorwürfen auf den Grund gehen. 16)

Soziales Engagement

Engagiert sich das Unternehmen herausragend um ausbeuterischer Kinderarbeit entgegen zu wirken?

  • Es liegen uns hierzu keine aussagekräftigen Informationen vor.

Bemerkenswertes

Gibt es Erwähnenswertes (positiv oder negativ) in Bezug auf die Arbeits- und Produktionsbedingungen über das Thema „ausbeuterische Kinderarbeit“ hinaus?

  • Es liegen uns hierzu keine aussagekräftigen Informationen vor.


Fußnoten, Links und Quellen:

  1. Primark Code of Conduct, 2021
  2. Ethical Consumer – Primark
  3. Ethical Consumer, Company Profile, Primark, aufgerufen am 27.07.2022
  4. Guardian , Telegraph
  5. Channel 4 , www.primarkresponse.com
  6. SOMO – Centre for Research on Multinational Corporations/ICN – India Committee of the Netherlands: Maid in India (April 2012, Englisch)
  7. Human Rights Watch, 23.04.14: Bangladesh: Rana Plaza victims urgently need assistance – aufgerufen am 28.04.14
  8. New York Times, 30.04.14: Retailers split on contrition after collapse of factories – aufgerufen am 28.04.14
  9. Zeit, 25.06.2014: Eingenähte Hilferufe in Primark-Kleidern – aufgerufen am 26.06.2014
  10. Süddeutsche.de: Schädliche Kampagne – Zuletzt aufgerufen am 19.09.2014
  11. Guardian
  12. The Independent
  13. E-mail Antwort des Unternehmens vom 26.07.2010
  14.  Ethical Primark
  15. SOMO – Centre for Research on Multinational Corporations/ICN – India Committee of the Netherlands: Bonded (child) labour in the Indian garment industry
  16. Primark, 25.06.2014: Statement from Primark on investigation in labels – aufgerufen am 08.03.2018



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22 Gedanken zu „Primark“

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