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Ruanda

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In Zahlen

  • Gesamtbevölkerung: 12,943,132 Einwohner (Stand: 2021, geschätzt) 1)
  • 0-14 Jahre: 39.95% (Stand: 2020, geschätzt) 1)
  • 5,4% aller Kinder zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten (156.522). 2)
  • Davon sind 78,9% in der Landwirtschaft, 17,9% im Dienstleistungssektor, 3,2% in der Industrie beschäftigt. 2)

Tätigkeiten / Produkte

  • Menschenhandel (Ruanda ist Ursprungs- und Transitland für Kinder als Opfer von Menschenhandel) 2)
  • Hausangestellte – besonders Mädchen, die zu häuslicher Sklaverei und sexueller Ausbeutung gezwungen werden) 2)
  • Landwirtschaft (Forstwirtschaft, Pflücken von Teeblättern, Fischerei) 2)
  • Industrie 2)
  • Minen (Steinbruch und Förderung von Tantalerz) 2)
  • Sexarbeit (meist in Verbindung mit Menschenhandel) 2)

Allgemeine Rahmenbedingungen

Fallbeispiel

Im Caritas-Jugendzentrum der Provinzhauptstadt Ruhengeri wird heute gefeiert. Der Bischof ist gekommen, der Regierungspräsident und viele andere Honoratioren der 70.000 Einwohner-Stadt im Norden Ruandas. Hauptpersonen sind aber zwei Dutzend Jugendliche, kleine Bettler und Diebe. Waisen des Völkermords, die von Sozialarbeitern auf der Straße aufgelesen wurden . Sie erhalten heute ihre Gesellenbriefe. Drei Jahre haben die Mädchen und Jungen in Werkstätten gelernt. Jetzt sind sie Schreiner, Schumacher, Schneiderinnen oder Friseusen.

Stolz zeigt die 20jährige Elisabeth ihre Urkunde.

„Das Ministerium für Wirtschaft bescheinigt ihr, die Ausbildung zur Schneiderin erfolgreich abgeschlossen zu haben. Mühsam entziffert sie die Buchstaben auf dem Zertifikat.

Neben Elisabeth sitzt der 16jährige David in einem schwarz-roten Trainingsanzug der „Chicago Bulls“ und grinst. Nein, sagt er, er habe keine Berufsausbildung absolviert.

„Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier und gehe noch zur Schule, in die sechste Klasse“. Einer der Caritas-Helfer hat ihn damals auf dem Marktplatz angesprochen. „Ich habe kein Zuhause gehabt und unter freiem Himmel geschlafen“, erzählt David. „Manchmal habe ich um eine Banane oder eine Scheibe Brot gebettelt, oft musste ich stehlen, um zu überleben. Und wenn ich vor Hunger nicht einschlafen konnte, habe ich Drogen genommen und Klebstoff oder Benzin geschnüffelt.“

David war gerade sechs Jahre alt, als die Todesschwadronen sein Dorf überfallen haben.

„Als das Gemetzel ausbrach, sind wir geflüchtet. Später bin ich aus meinem Versteck heraus gekommen, aber da waren alle tot und in Stücke geschlagen. Meine Eltern, drei Schwestern und vier Brüder.“

Da hat sich der Kleine auf Weg gemacht, über die Grenze nach Uganda, zu seiner Tante. Ein paar Jahre später musste er wieder flüchten, weil beide Länder kurz vor einem Krieg standen.

Ich bin dann zurück nach Hause gelaufen. Aber da war unser Haus abgebrannt und die Nachbarn hatten den Acker verkauft. Sie haben mich aus dem Dorf gejagt.“

Hilfsorganisationen schätzen, dass noch heute 100.000 Kinder wie David auf der Straße leben. 3)

  • Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze: 39.1% (Stand: 2015, geschätzt) 1)
  • Arbeitslosenquote: 2.7% (Stand: 2014, geschätzt) 4)
  • Bürgerkrieg zwischen der Regierung (Volksgruppe der Hutu) und Rebellen (Volksgruppe der Tutsi) seit den 60er Jahren
  • Mitte der 90er Jahre: Völkermord an den Tutsi mit bis zu 1 Million Toten und 2 Millionen Flüchtlingen
  • Beherbergung von fast 160.000 Flüchtlingen aus Burundi und der Demokratischen Republik Kongo 1)
  • durch Dichte Besiedelung, anhaltend hohes Bevölkerungswachstum und immer kleiner werdendem Grundbesitz droht Familien Nahrungsmittelknappheit und Trinkwasserknappheit 1)

Schulbildung

  • Schulbildung ist für 6 Jahre kostenlos (die Grundschulbildung beträgt insg. 9 Jahre) 2)
  • Schulpflicht besteht bis zum  16. Lebensjahr. 2)
  • Einschulungsrate: Jungen 93,3%, Mädchen 95,5% 5)
  • Analphabetenrate: 26,8% – Männer 23,4%, Frauen 30,6% (Stand: 2010) 1)

Ursachen für Kinderarbeit

  • keine vollständig kostenlose Grundbildung
  • Kinder zwischen 12 und 16 Jahren sind besonders gefährdet von Kinderarbeit, da sie gesetzlich nicht zum Schulbesuch verpflichtet sind, aber auch nicht arbeiten dürfen
  • Aufgrund anhaltender Unruhen im Land werden immer noch zahlreiche Kinder zwangsrekrutiert.
  • Durch den Völkermord 1994 und durch Krankheiten wie AIDS, Malaria und Tuberkulose ist jedes dritte Kind in Ruanda Halb- oder Vollwaise.
  • Es gibt 40 000 bis 80 000 von Kindern geführte Haushalte.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

  • Das Erbfolgesetz wurde angepasst – demnach sind nun auch Mädchen erbberechtigt. Dadurch können Kinder nun nicht mehr vom Besitz ihrer Eltern vertrieben werden und sowohl Mädchen als auch Jungen können ihren Kinderhaushalt auf dem geerbten Grundstück aufbauen.
  • Das Gesetz Nummer 27/2001 vom 28. April 2001 bekräftigt den Schutz und die Rechte der Kinder gegen Gewalt und sexuelle Übergriffe.

Bisherige Lösungsansätze

  • Die Regierung hat 12 Einrichtungen zur Überwachung von ausbeuterischer Kinderarbeit eingerichtet. Diese waren jedoch wegen mangelnden Ressourcen nicht effektiv genug, um Kinderarbeit zu verhindern. 13)

Bisherige Erfolge

  • Durch Projekte von UNICEF konnten Waisenkinder finanziell unterstützt werden. Zunächst wurde für die Verbesserung der unmittelbaren Lebensbedingungen der Kinder gearbeitet, später wurde zunehmend in die Ausbildung der Kinder investiert. Dies bezieht sich einerseits auf Schulbildung und die Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten, aber andererseits auch auf die gesundheitliche Aufklärung gegen HIV/AIDS.
  1. The World Factbook – Rwanda – Central Intelligence Agency – aufgerufen am 21.01.2021
  2. 2019 Findings on the Worst Forms of Child Labor – U.S. Department of Labor – aufgerufen am 21.01.2021
  3.  Täter und Opfer leben Tür an Tür – Ruanda zehn Jahre nach dem Völkermord – Deutschlandfunk – aufgerufen am 04.03.2013
  4. Rwanda – Unemployment Rate – Trading Economics – aufgerufen am 21.01.2021
  5. Rwanda – StatisticsUNICEF – aufgerufen am 21.01.2021
  6. Ratification of C105 – ILO – aufgerufen am 04.03.2013
  7. Ratification of C138 – ILO – aufgerufen am 04.03.2013
  8. Ratification of C182 – ILO – aufgerufen am 04.03.2013
  9. Convention on the Rights of the Child – RatificationVereinte Nationen – aufgerufen am 18.01.2017
  10. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Sale of Children, Child Prostitution and Child Pornography – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 04.03.2013
  11. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Involvement of Children in armed conflict – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 04.03.2013
  12. African Charter on the Rights and Welfare of the Child – Ratification – Afrikanische Union – aufgerufen am 04.03.2013
  13. Rwanda – Country Profile – U.S. Department of State – aufgerufen am 04.03.2013



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