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Türkei

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

 

In Zahlen

  • Gesamtbevölkerung: 79.749.461 Einwohner (Schätzung für Juli 2012) 1)
  • 0-14 Jahre: 26,2% 1)
  • 3% der 5-14 Jährigen verrichten laut UNICEF Kinderarbeit 2)
  • Schätzungen zufolge arbeiten rund eine Millionen Kinder regelmäßig 3)

Tätigkeiten / Produkte

  • Landwirtschaft: Erntehelfer/Saisonarbeiter: Zitrusfrüchte, Baumwolle, Cumin, Hasel- und Erdnüsse, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben 4), Tabak 5) , Viehzucht, Zwiebeln, Tee
  • Handwerk: Schreinereien, Auto- Wekstätten, Schuster
  • Industrie: Produktion von Lebensmitteln (Muschelverarbeitung, getrocknete Tomaten), Möbeln, Bodenbelägen, Maschinen und Textilien, Ziegel, Leder, Schuhe
  • „Straßenarbeit“: Schuhe putzen, Verkauf, Betteln
  • Kinderhandel: die Türkei ist Transit- und Zielland für Kinderhandel zur sexuellen Ausbeutung 6)

Allgemeine Rahmenbedingungen

Fallbeispiel

„Niemand weiß, was mit Mehmet Colak wirklich geschah. Wie viele seiner Altersgenossen in den armen Dörfern entlang der türkischen Schwarzmeerküste wurde der 13-Jährige im vergangenen Jahr von seiner Familie für den Sommer als billige Arbeitskraft „vermietet“: Mehmet sollte Schafe hüten. Doch sechs Wochen später wurde die Leiche des Jungen gefunden.

„Vermietet, gestorben“, überschrieb eine türkische Zeitung den Bericht über seinen Tod.

Der tragische Fall des Schafhirten Mehmet wirft ein Schlaglicht auf die Praxis der „Kindermärkte“ an der Schwarzmeerküste. Jedes Jahr nach dem Ende des Schuljahrs im Frühling bieten arme Familien ihre Söhne im arbeitsfähigen Alter ab etwa elf Jahren an, um sie den Sommer über an Kleinunternehmer und Bauern zu vermieten: aufs Feld statt in die Ferien. Die Arbeitgeber bezahlen je nach Alter zwischen 400 und 500 Mark pro Saison für einen Hirten, Erntehelfer oder Handlanger. Meist wird eine Arbeitszeit von rund vier Monaten ausgehandelt“.

( Tagesschau.de )

  • Arbeitslosenrate: 9% (2012) 7)
  • 16,9% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze 7)
  • 14% der Jugendlichen werden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, 3% vor ihrem 15. Lebensjahr 8)

Schulbildung

  • Alphabetisierungsrate nach UNICEF: 98%
  • Einschulungsquote: 96% der Jungen und 94% der Mädchen werden eingeschult
  • 65% der Jungen bzw. 57% der Mädchen besuchen regelmäßig den Unterricht der Sekundarstufe (ab 15 Jahre)  8)
  • Schulbildung ist kostenlos und verpflichtend bis zum Alter von 14 Jahren
  • für einige Gruppen ist der Zugang zu Bildung erschwert: Mädchen (werden manchmal von ihren Familien ferngehalten, weil diese fürchten, dass Bildung die Heiratschancen ihrer Töchter schmälert), Landbevölkerung (Schulen sind oft zu weit entfernt), Kinder aus ärmeren Familien (können sich Zusatzkosten nicht leisten), Roma-Kinder (Diskriminierung) 6)

Ursachen für Kinderarbeit

  • Armut v.a. im Osten (Anatolien)
  • Diskriminierung (Roma, Kurden) 9)
  • Ausschluss von Bildung einiger Gruppen
  • Schulpflichtende mit 14 Jahren: Kinder zwischen 14 und dem erlaubten Arbeitsalter 15 werden zur Arbeit im informellen Sektor gedrängt 6)

Gesetzliche Rahmenbedingungen

  • ILO Konvention Nr. 105: ratifiziert am 29.03.1962 10)
  • ILO Konvention Nr. 138: ratifiziert am 30.10.1998 11)
  • ILO Konvention Nr. 182: ratifiziert am 02.08.2001 12)
  • UN Zusatzprotokoll Kinderhandel: ratifiziert am 19.08.2002 13)
  • UN Zusatzprotokoll bewaffnete Konflikte: am 08.09.2000 unterschrieben, ratifiziert am 04.05.2004 14)
  • UN-Kinderrechtskonvention: ratifiziert am 04.04.1995 15)
  • nationale Regelungen: Mindestalter für Arbeit: 15 Jahre; Mindestalter für gefährliche Arbeit 16 Jahre bzw. teilweise 18 Jahre
  • kleine landwirtschaftliche Betriebe, kleine Läden, Hausangestellte sind von den Regelungen ausgenommen
  • Kinderhandel, Zwangsarbeit und Prostitution unter 21 Jahren sind untersagt 6)

Bisherige Lösungsansätze

  • Nationaler Aktionsplan gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2015: Armutsreduktion, Verbesserung der Bildungsinstitutionen, Steigerung der Sensibilität für das Problem
  • Kinder- und Jugendzentren, Kinder, die auf der Straße arbeiten, werden z.B. durch Bildungsmaßnahmen unterstützt.
  • finanzielle Zuwendungen an Familien sind an die Bedingung geknüpft, dass Kinder die Schule besuchen 6)

Bisherige Erfolge

  • Im Kampf gegen Kinderarbeit sind erste Erfolge zu verzeichnen. So konnte die Zahl der Kinder, welche gefährliche Arbeit verrichten müssen, in den vergangenen acht  Jahren um ein Viertel gesenkt werden.
  • Waren 1994 noch rund eine Million Kinder erwerbstätig, reduzierte sich deren Zahl bis 1999 um 50 Prozent. 16)
  1. CIA-The World Factbook
  2. Turkey Statistics
  3. „Turkey: Amid Economic Growth, Child Labor Booms“ – Eurasia.org – aufgerufen am 06.03.2013
  4. U.S. Department of Labor
  5. ITUC Bericht 2012
  6. worst forms of child labour report Turkey – 2012
  7. CIA – The World Factbook
  8. Turkey Statistics
  9. „Child labour in Turkey exposes growing social inequality“ – wsws – aufgerufen a, 06.03.2013
  10. ILO Konvention Nr. 105
  11. ILO KOnvention Nr. 138
  12. ILO Konvention Nr. 182
  13. Zusatzprotokoll zum Schutz vor Kinderhandel, -prostitution und -pornographie, Link nicht verfügbar
  14. Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention zum Schutz der Kinder in bewaffneten Konflikten
  15. UN Kinderrechtskonvention
  16. Die Welt



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