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Haiti

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In Zahlen

  • Gesamtbevölkerung: 9,996,731 Einwohner (Stand: Juli 2014) 1)
  • 0-14 Jahre: 34,0% (Stand: 2014) 1)
  • 29,0% aller Kinder zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten. 2)

Tätigkeiten / Produkte

  • Hausangestellte: Ein sehr großer Teil der arbeitenden Kinder in Haiti sind als sogenannte „Restavèks“ beschäftigt. Restavèks sind Haussklaven, haben lange Arbeitszeiten (10 bis 14 Stunden am Tag) und sind physischem, psychischem und sexuellem Missbrauch schutzlos ausgeliefert. Nach Angaben von UNICEF waren 2012 über 225.000 Kinder als Restavèks beschäftigt, damit war eines von 10 Kindern betroffen. 3) Die Zahl ist seit dem Erdbeben 2010 aber vermutlich drastisch angestiegen. 4)
  • Landwirtschaft: Viele Kinder müssen auf den Höfen ihrer Eltern aushelfen. 5)
  • Straßenarbeit: Einige Kinder arbeiten als Straßenverkäufer, Bettler, Autowäscher und Träger. 6)
  • Seit Beginn des militärischen Konfliktes auf Haiti 2004 und der angespannten Situation nach dem Erdbeben 2010 arbeiten viele Straßenkinder für kriminelle Gangs als Spione, Schmuggler und Soldaten. 7)
  • Jedes Jahr werden ca. 2000 haitianische Kinder in die dominikanische Republik verschleppt, oftmals zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und mit Zustimmung der Eltern. 8)

Allgemeine Rahmenbedingungen

Fallbeispiel

Marceline hat einen Traum: Das neunjährige Mädchen hofft, dass seine Tante es zur Schule schickt. Aber Marceline muss arbeiten, jeden Tag von früh bis spät. Sie ist das Dienstmädchen im Haus ihrer Tante in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Bei Sonnenaufgang steht Marceline auf, schleppt den schweren Eimer zum nahe gelegenen Brunnen und holt Wasser. Dann kauft sie Lebensmittel auf dem Markt. Wieder zu Hause, beginnt sie zu putzen. Wenn ihre Cousins dann zur Schule gehen, muss Marceline Geschirr spülen.

Marceline bereitet das Essen vor, selbst darf sie nur die Reste essen. Nach einem langen Arbeitstag legt sie sich auf den Fußboden unter dem Bett ihrer Tante schlafen. Das kleine Mädchen hat keine eigenen Kleider. Es trägt gebrauchte, die nicht immer passen. Vor zwei Jahren starb ihre Mutter an AIDS. Seitdem lebt Marceline bei ihrer Tante als „Restavèk“. Dieser kreolische Begriff steht für „bei jemandem bleiben“. Aber für eine Viertel Million Kinder in Haiti bedeutet es, als unbezahlte Hilfe im Privathaushalt zu arbeiten. Schule bleibt für die meisten ein unerfüllter Traum. 9)

  • Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze: (weniger als 2 $ US pro Tag): 78% (Stand: Januar 2015) 10)
  • Arbeitslosenrate: 40,6% (Stand: 2014) 11)
  • Haiti ist eines der ärmsten Länder der westlichen Hemisphäre und hat eine lange Geschichte von Gewalt und Instabilität. 2004 wurde der herrschende Jean-Bertrand Aristide nach einem gewaltsamen Aufstand aus dem Amt gedrängt. 1)
  • 2010 wurde Haiti von einem schweren Erdbeben vor der Küste erschüttert, mindestens 300.000 Menschen kamen ums Leben und große Teile der dünnen Infrastruktur wurden zerstört und sind bis heute nur in geringem Maße wieder aufgebaut. 1) 12)
  • In den Notlagern und den zerstörten Stadtteilen wurden über 19.000 obdachlose Kinder registriert, die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen. 4)
  • Die politische Lage ist angespannt, kriminelle Banden beherrschen ganze Stadtviertel und Landstriche. 12)
  • Die AIDS/HIV-Rate ist sehr hoch, 5,6% der 15-49 Jährigen sind infiziert. 13)

Schulbildung

  • Schulbildung ist in Haiti zwar kostenlos und verpflichtend, es gibt aber schwere Gesetzeslücken. So gilt die Schulpflicht für Kinder von 6-15 Jahren, aber die Dauer des verpflichtenden Schulbesuches ist auf 6 Jahre beschränkt. De facto gilt die Schulpflicht also nur bis zum 12. Lebensjahr. 4)
  • Nur etwa die Hälfte aller schulpflichtigen Kinder geht zur Schule. Grund dafür ist, dass viele Schulen angesichts der andauernden Gewalt geschlossen wurden und es vor allem in ländlichen Gebieten viel zu wenige öffentliche Schulen gibt. Aufgrund der vorherrschenden Armut können sich viele Eltern die Privatschulen nicht leisten. 14) 6)
  • Analphabetenrate: 48,7% – Männer 53,4%, Frauen 44,6% (Stand: 2006) 15)

Ursachen für Kinderarbeit

  • Armut ist die Hauptursache für Kinderarbeit. Eltern, die ihre Kinder nicht ernähren können, schicken ihre Kinder als Hausangestellte oder – häufiger – als Restavèks zu wohlhabenderen Familien. 5)
  • Mangelnde Bildung: Aufgrund der schlechten Bildungssituation sowie der Tatsache, dass vielen Restavèks der Besuch von Schulen untersagt wird, entsteht ein Teufelskreislauf aus Bildungsdefizit und Armut. 16)
  • Obdachlosigkeit: Viele Restavèks laufen weg, dazu kommen die Opfer von Gewalt und Naturkatastrophen. Die bewaffneten Gangs in der Hauptstadt Port-au-Prince schlagen Kapital aus dem Leid der obdachlosen und verarmten Kinder und zwingen sie häufig zum Arbeiten, Kämpfen und zur Prostitution. Auch ohne in die Fänge von Gangs zu geraten, müssen obdachlose Kinder täglich um ihr Überleben kämpfen, wozu auch schwere und gefährliche Arbeit gehört. 6)

Gesetzliche Rahmenbedingungen

  • Das Mindestarbeitsalter liegt bei 15 Jahren, für Arbeitende zwischen 15 und 18 Jahren gibt es aber Einschränkungen. 4)
  • Gefährliche Arbeit und Nachtarbeit in Fabriken ist Personen unter 18 Jahren untersagt. 6)
  • Es gibt kein Mindestalter für die Beschäftigung von Hausangestellten, was einer der Gründe für das andauernde Problem mit den Restavèks ist. 4)
  • Durch die Tatsache, dass für viele Kinder die Schulpflicht bereits mit 12 Jahren beendet ist, sie aber erst ab 15 legal arbeiten dürfen, werden viele Kinder in illegale Kinderarbeit gedrängt. 4)

Bisherige Lösungsansätze

  • 2012 starteten UNICEF, Haiti und Brasilien ein Projekt zur Beseitigung der Kinderarbeit. So sollen institutionelle Kapazitäten gestärkt, anständige Arbeitsplätze für Jugendliche geschaffen und das Bewusstsein für die Situation der Restavèks gestärkt werden. 23)
  • UNICEF rief außerdem die „Back to school“-Initiative ins Leben, durch die Schulen gebaut wurden und Lehrer zur Wiederaufnahme des Schulbetriebes ermutigt werden sollen. 24)
  • Die Kindernothilfe fördert gemeinsam mit der Organisation Mouveman Plin Vis Moun 875 Restavèk-Kinder in Port-au-Prince. Außerdem gibt es Förderklassen für Restavèks, damit diese das gleiche Niveau wie die anderen Kinder erreichen. 25)
  • Im Jahr 2013 machte Haiti minimale Forschritte, um die schlimmsten Formen von Kinderarbeit abzuschaffen. Die Regierung hat diesbezüglich relevante Gesetze dem Haager Übereinkommen angeglichen. Dieses wurde 1993 zum Schutz von Kindern und der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption unterzeichnet. Jene Änderungen beinhalten die Absicht Kinderhandel bedingt durch Adoptionsverfahren und die schlimmsten Formen von Kinderarbeit abzuschaffen. Die Regierung erweiterte den Zugang zu Bildungseinrichtungen und unterstütze bedürftige Familien durch soziale Programme. Schulgelder und Mittagessen wurden für einige Familien im Jahr 2013 bezahlt. 4)
  1. Cia.gov: Haiti – Stand 23.02.2015
  2. Dolve.gov: Haiti – Stand 23.02.2105
  3.  Ilo.org: Slavery in a free land – Stand 23.02.2015
  4. Dol.gov: Haiti – Stand 23.02.2015
  5. Dol.gov: Haiti – Stand 23.02.2015
  6. State.gov: Country Reports on Human Rights Practices for 2011 – Stand 23.02.2015
  7. Unicef.org: At a glance: Haiti – Stand 23.02.2015
  8. Haiti – Background – UNICEF – aufgerufen am 12.06.2013
  9. Dienstmädchen – Unsichtbare Ausbeutung – UNICEF – aufgerufen am 12.06.2013
  10. Giz.de: Haiti – Stand 23.02.2015
  11. Tradingeconomics: Haiti – Wirtschaftsdaten– 2014 – Stand 23.02.2015
  12. Auswärtiges Amt: Haiti: Reise- und Sicherheitshinweise; aufgerufen am 05.03.2018
  13. Unicef.org: At a glance: Haiti; aufgerufen am 05.03.2018
  14.   Dol.gov: Haiti – Stand 23.02.2015
  15. Cia.gov: Haiti – Stand 23.02.2015
  16. Dol.gov:Haiti – Stand 23.02.2015
  17. Ilo.org: Ratifications of C105 – Stand 23.02.2015
  18. Ilo.org: Ratifications of C138 – Stand 23.02.2015
  19. Ilo.org: Ratifications of C182 – Stand 23.02.2015
  20. Treaties.un.org: 1. Convention on the Rights of the Child – Stand 23.02.2015
  21. Treaties.un.org: 11 .c Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Sale of Children, Child Prostitution and Child Pornography – Stand 23.02.2015
  22. Treaties.un.org: 11 .b Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the involvement of children in armed conflict – Stand 23.02.2015
  23. Ilo.org: Slavery in a free land – Stand 23.02.2015
  24. Unicef.org: At a glance: Haiti – Stand 23.02.2015
  25. Kindernothilfe.de – Stand 23.02.2015



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