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Bolivien

aktiv gegen kinderarbeit |  Bild:  © earthlink e.v.

aktiv gegen kinderarbeit | Bild: © earthlink e.v.

In Zahlen

  • Gesamtbevölkerung: 11.758.869 Einwohner (Stand: Juli 2021) 1)
  • 0-14 Jahre: 30,34% (Stand: 2020) 1)
  • 10,3% aller Kinder zwischen 7 und 14 Jahren arbeiten. 2)
  • Hiervon waren 83,0% in der Landwirtschaft, 12,6% in der Dienstleistungsbranche, 4,4% im Produktionssektor 3)

Tätigkeiten / Produkte

Fallbeispiel
Drei Lagen Pullover schützen Monika vor der Kälte. Von morgens sechs bis abends marschiert die Zwölfjährige vor dem kleinen Telefonladen auf und ab, in ihrer Hand ein schnurloses Telefon. Seit drei Jahren verkauft sie zwölf Stunden am Tag Telefongespräche auf den Straßen El Altos „120 Bolivianos bekomme ich pro Woche“, berichtet sie stolz. Das sind etwa zwölf Euro. Damit trägt sie zum Lebensunterhalt der fünfköpfigen Familie bei. Vater und Mutter verdienen als Tagelöhner nicht genug, um die Familie zu versorgen. 4)
  • Landwirtschaft, vor allem im Familienbetrieb oder im Zuckerrohranbau, auch Mais- und Paranussanbau, Viehzucht
  • in Bergwerken, Bergbauindustrie, Minenarbeit (Schätzungen reichen von 13.500 – 120.000 Kindern) 5), besonders Gold-, Silber- und Zinngewinnung 6)
  • Hilfsarbeiter auf den Märkten
  • Straßenarbeit (Verkauf von Zigaretten, Süßigkeiten und Handys, Lastenträger, Busschaffner, Schuhputzer)
  • Hausangestellte, teilweise unter sklavenähnlichen Bedingungen
  • Kinderhandel: Zwangsarbeit innerhalb und außerhalb des Landes
  • Prostitution 6)

Allgemeine Rahmenbedingungen

  • Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze: 38,6 % (Stand: 2015)  1)
  • Arbeitslosenrate: 4% (Stand: Dezember 2017) 1)
  • Die Hälfte der Menschen auf dem Land und große Teile der indigenen Bevölkerug, welche 60% der Bevölkerung ausmachen, leben in extremer Armut. 7)
  • Zugang zu Trinkwasser haben 91% der Stadt-, aber nur 57% der Landbevölkerung.
  • Kindersterblichkeit und Unternährung sind hoch, das Gesundheitssystem schlecht ausgebaut. Außerdem ist Gewalt gegen Kinder sowohl in der Familie als auch in der Schule verbreitet. 8)

Schulbildung

  • Schulpflicht ist kostenlos und verpflichtend bis zum 17. Lebensjahr. 6)
  • Allerdings erhalten arme, indigene Kinder aufgrund der wirtschaftlichen Ungleichheit im Schnitt nur 2 Jahre Bildung, Reiche dagegen 14 Jahre.
  • Einschulungsrate: 98,2% (Stand: 2018) 2)
  • Anaplhabetenrate: 7,5% – Männer 3,5%, Frauen 11,4% (Stand: 2015) 1)

Ursachen für Kinderarbeit

  • In der Regel sind es Verwandte, die die Eltern überreden, ihre Kinder abzugeben. Das Versprechen, ihnen Schulbildung und ausreichend Essen zukommen zu lassen, bleibt jedoch zu oft unerfüllt.
  • Die Kinder müssen arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen.
  • Diskriminierung und fehlende Ausbildungsmöglichkeiten für die indigene Bevölkerung

Gesetzliche Rahmenbedingungen

  • Nationale Gesetze verbieten jede Form von Zwangsarbeit sowie die Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren  (Ausnahmen für 12- 14 Jährige).
  • 14- 17 Jährige benötigen zum Arbeiten die Erlaubnis ihrer Eltern, ihre Schulbildung darf dabei nicht vernachlässigt werden.
  • Prostitution von Kindern unter 18 Jahren ist verboten.
  • Es können hohe Strafen verhängt werden, jedoch finden keine regelmäßigen Kontrollen oder ähnliches statt. 15)
  • 2009 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, die die Integration der indigenen Bevölkerung vorantreiben soll. 16)

Bisherige Lösungsansätze

  • Durch landesweit ausgestrahlte Spots oder Kurzreportagen im Radio wird über Kinderhandel informiert. Somit sollen die Medien zu einem Bewusstseinswandel beitragen. 17)

Bisherige Erfolge

  • UNICEF unterstützt 17 Abendschulen in El Alto für Straßenkinder und fördert auch deren Ausbildung.
  • Die Kindernothilfe Österreich finanziert ein Zentrum nahe dem Bergwerk Postosi. 200 jungen Menschen kann auf diese Weise geholfen werden. In den kommenden acht Jahren soll die Kapazität des Zentrums um das Dreifache erhöht werden. Die jungen Minenarbeiter erhalten eine warme Mahlzeit am Tag, ärztliche Betreuung, vor allem aber die Möglichkeit, die Schule zu besuchen und einen Beruf zu erlernen. Gleichzeitig wird den Müttern ein Mikrokredit gewährt, der durch kleine Geschäftsinitiativen die Situation der Familie verbessern soll. Die Zentren orientieren sich stark an den Bedürfnissen der Familien. So wird Kindern, die tagsüber arbeiten müssen, der Besuch einer Abendschule ermöglicht.
  1. The World Factbook – Bolivia – Central Intelligence Agency – aufgerufen am 22.02.2021
  2. Findings on the Worst Forms of Child Labor – Bolivia – US Department of Labor – aufgerufen am 22.02.2021
  3. 2011 Findings on the Worst Forms of Child Labor – US Department of Labor – aufgerufen am 22.02.2021
  4. Schulen für Mädchen – UNICEF – aufgerufen am 03.06.2013
  5. Los niños en las minas bolivianas – La Historia Paralela – nicht mehr aufrufbar – 24.11.14
  6. 2011 Findings on the Worst Forms of Child Labor – US Department of Labor – aufgerufen am 03.06.2013
  7. Situación de la niñez en Bolivia – Primera parte – UNICEF – aufgerufen am 03.06.2013
  8. Economic and Social Council 2012Vereinte Nationen – aufgerufen am 03.06.2013
  9. Ratification of C105 – ILO – aufgerufen am 03.06.2013
  10. Ratification of C138 – ILO – aufgerufen am 03.06.2013
  11. Ratification of C182 – ILO – aufgerufen am 03.06.2013
  12. Convention on the Rights of the Child – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 03.06.2013
  13. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Sale of Children, Child Prostitution and Child Pornography – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 03.06.2013
  14. Optional Protocol to the Convention on the Rights of the Child on the Involvement of Children in armed conflict – Ratification – Vereinte Nationen – aufgerufen am 03.06.2013
  15. 2011 Findings on the Worst Forms of Child Labor – US Department of Labor – aufgerufen am 03.06.2013
  16. Abstimmungssieg für Evo Morales – taz – aufgerufen am 03.06.2013
  17. Schulen für Mädchen – UNICEF – aufgerufen am 03.06.2013



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